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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Peterplatz
III. Adventssonntag "Gaudete", 11. Dezember 201
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Liebe Brüder und Schwestern!

Die liturgischen Texte in der Adventszeit laden uns von neuem dazu ein, in der Erwartung Jesu zu leben und unaufhörlich sein Kommen zu erwarten, um uns in einer Haltung der Offenheit und Bereitschaft zur Begegnung mit ihm zu bewahren. Die Wachsamkeit des Herzens, zu deren Ausübung der Christ im alltäglichen Leben stets aufgerufen ist, zeichnet besonders diese Zeit aus, in der wir uns voll Freude für das Geheimnis des Festes seiner Geburt bereiten (vgl. Präfation vom Advent II). Wir werden in unserer Umgebung mit den üblichen Botschaften kommerzieller Art konfrontiert, wenn auch vielleicht in geringerem Maß wegen der Wirtschaftskrise. Der Christ ist aufgefordert, den Advent zu leben, ohne sich vom Lichterglanz ablenken zu lassen. Vielmehr soll er den Dingen den rechten Stellenwert beimessen und den inneren Blick auf Christus heften. Wenn wir nämlich ausharren und ihn »wachend und betend erwarten und … mit Liedern des Lobes empfangen« (ebd.), werden unsere Augen imstande sein, in ihm das wahre Licht der Welt zu erkennen, das kommt, um unsere Finsternis zu erhellen.

Besonders die Liturgie des heutigen Sonntags, der »Gaudete« genannt wird, lädt uns zur Freude ein, nicht zu einer traurigen, sondern zu einer frohen Wachsamkeit. »Gaudete in Domino semper«, schreibt der hl. Paulus: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!« (Phil 4,4). Die wahre Freude ist nicht Ergebnis einer vergnüglichen Zerstreuung, im etymologischen Sinn des Wortes zer-streuen, das heißt sich von den Pflichten des Lebens und dessen Verantwortlichkeiten abzulenken. Die wahre Freude ist an etwas Tieferes gebunden. Gewiß, in dem oft hektischen Alltagsrhythmus ist es wichtig, Zeit für das Ausruhen, die Entspannung zu finden, doch die wahre Freude ist an die Beziehung mit Gott gebunden. Wer in seinem Leben Christus begegnet ist, erfährt im Herzen eine Ausgeglichenheit und Freude, die uns nichts und niemand nehmen können. Der hl. Augustinus hatte dies sehr gut verstanden; nachdem er die Wahrheit, den Frieden, die Freude in vielen Dingen vergeblich gesucht hatte, schließt er mit dem berühmten Wort, demzufolge das Herz des Menschen unruhig ist, und weder Ruhe noch Frieden findet, bis es in Gott ruht (vgl. Bekenntnisse, I,1,1).

Die wahre Freude ist weder ein vorübergehender Gemütszustand noch etwas, das aus eigenen Kräften zu erlangen ist, sondern ein Geschenk. Sie entsteht aus der Begegnung mit der lebendigen Person Jesu, daraus, daß wir ihm in unserem Inneren Raum geben, aus der Aufnahme des Heiligen Geistes, der unser Leben führt. Dies ist die Einladung, die der Apostel Paulus an uns richtet, wenn er sagt: »Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt« (1 Thess 5,23). Diese Zeit des Advents stärke in uns die Gewißheit, daß der Herr mitten unter uns gekommen ist und ständig seine trostreiche, liebende und frohmachende Gegenwart erneuert. In ihn wollen wir unser Vertrauen setzen; und wiederum der hl. Augustinus sagt im Licht seiner Erfahrung: der Herr ist uns näher, als wir es selbst sind – »interior intimo meo et superior summo meo« (Bekenntnisse, III,6,11). Wir wollen unseren Weg der Unbefleckten Jungfrau anempfehlen, deren Geist über Gott, den Retter, gejubelt hat. Sie leite unsere Herzen in der freudigen Erwartung des Kommens Jesu, einer Erwartung, die reich an Gebet und guten Werken sei.


Nach dem Angelusgebet

Liebe Brüder und Schwestern, heute gilt der erste Gruß den Kindern aus Rom, die zur traditionellen, vom Zentrum der Römischen Oratorien organisierten Segnung der »Jesuskindlein« gekommen sind. Danke euch allen! Liebe Kinder, wenn ihr vor eurer Krippe betet, gedenkt auch meiner, so wie ich eurer gedenke. Ich danke euch und wünsche euch frohe Weihnachten!

Es freut mich, die Vertreter der »Bewegung für das Leben« aus vielen europäischen Ländern zu grüßen, die anläßlich des Mutter-Teresa-Preises für das Leben zusammengekommen sind, der im Gedenken an Chiara Lubich verliehen wurde. Liebe Freunde, am Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wollen wir in Erinnerung rufen, daß das Recht auf Leben das erste aller Rechte ist. Für eure Tätigkeit wünsche ich euch alles Gute. Ich möchte sodann die Studenten der Hochschulen Roms zur Feier des Vespergottesdienstes in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest einladen: die Begegnung findet am kommenden Donnerstag, 15. Dezember, in der Petersbasilika statt.

... auf französisch: Ich grüße euch herzlich, liebe Pilger französischer Sprache. An diesem dritten Adventssonntag lädt uns Gott zur Freude ein. Wie Johannes der Täufer, demütiger Diener und Zeuge des göttlichen Lichts, das zu uns kommt, sind wir eingeladen, Kinder des Lichts zu werden. Fürchtet euch nicht, diese tiefe Freude auszustrahlen, die unsere Welt erleuchtet. Der hl. Paulus ermahnt uns: »Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlaß! Dankt für alles; löscht den Geist nicht aus!« Mit der Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau der Freude, wollen wir uns vorbereiten, den Emmanuel, den Gott-mit-uns, aufzunehmen! Mit meinem Apostolischen Segen!

… auf englisch: Es freut mich, alle englischsprachigen Pilger und Besucher zu grüßen, die heute hier beim Angelusgebet anwesend sind. Im heutigen Evangelium hören wir die Stimme des hl. Johannes des Täufers, der in der Wüste ruft und uns ermutigt, den Weg für den Herrn zu ebnen. Durch erneuerten Glauben, Gebet und Buße wollen wir echte Boten des Kommens des Herrn unter uns an Weihnachten werden. Gott segne euch alle!

… auf deutsch: Von Herzen grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache. »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Freut euch! Denn der Herr ist nahe« (Phil 4,4–5), so lautet der Eröffnungsvers der heiligen Messe heute am dritten Adventssonntag. Die Nähe des Herrn ist für uns Christen der Grund unserer Freude. Weil Gott uns in Jesus Christus nahegekommen ist, dürfen, ja sollen wir uns freuen, sagt Paulus. Wo der Herr hingegen fehlt, da sind Unfriede und Traurigkeit. Öffnen wir ihm unsere Herzen, damit er uns seine Nähe schenken kann und auch wir für die Menschen Boten der Freude werden. Der Herr segne euch und eure Familien.

… auf spanisch: Herzlich grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die an diesem Mariengebet teilnehmen, besonders die Gruppe aus verschiedenen Pfarreien des Bistums Huelva. Die Liturgie des heutigen sogenannten »Gaudete«-Sonntags lädt uns ein, uns mit Gebet und guten Werken auf die freudige Feier des Kommens Jesu unter uns vorzubereiten. Die allerseligste Jungfrau Maria lehre uns, ihn zu erkennen und zu lieben, so daß unser Herz und unsere Häuser von seinem Licht durchflutet werden. Einen gesegneten Sonntag.

… auf kroatisch: Von Herzen grüße ich alle kroatischen Pilger, besonders die Teilnehmer am Symposion über Ruđer Josip Bošković, einen großen Sohn des kroatischen Volkes, der seine Spuren auch in Rom hinterlassen hat. Dieser Jesuit, Wissenschaftler und Diplomat verkörpert und bezeugt in bester Weise die Verbindung zwischen Glauben und Wissenschaft. Liebe Freunde, der Herr segne euch und euer Land. Gelobt seien Jesus und Maria!

… auf polnisch: Liebe polnische Brüder und Schwestern, eine besondere Freude durchdringt die Liturgie des heutigen Adventssonntags. Doch ihre Quelle entspringt nicht der Atmosphäre der Weihnachtseinkäufe und ebensowenig der Schönheit des Lichterglanzes in den Geschäften und Straßen. Sie ist die Gegenwart Gottes, der kommt, um unsere Herzen mit Güte, Glück und Hoffnung auf das ewige Heil zu erfüllen: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! … Der Herr ist nahe« (Phil 4,4–5). So wollen wir unsere Herzen dem göttlichen Geheimnis öffnen, um fähig zu sein, den Messias zu erkennen, wenn er zu uns kommen wird. Ich segne euch von Herzen.

... auf italienisch: Zum Schluß grüße ich voll Zuneigung die Pilger italienischer Sprache, besonders die Gläubigen aus Pian Camuno und Genova Quarto, die Gruppe des Krankenhauses »San Giuseppe e Melorio« aus Santa Maria Capua Vetere sowie die Arbeitnehmer der Genossenschaft »Road Transport« aus Rom. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche. Danke. Einen gesegneten »Gaudete«-Sonntag.

  

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