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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
4. Adventssonntag, 23. Dezember 2012

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Liebe Brüder und Schwestern!

An diesem vierten Adventssonntag, der dem Geburtsfest des Herrn nur wenig vorangeht, berichtet das Evangelium vom Besuch Mariens bei ihrer Verwandten Elisabet. Diese Episode stellt keine einfache Höflichkeitsgeste dar, sondern zeigt auch mit großer Schlichtheit die Begegnung des Alten mit dem Neuen Testament. Die zwei Frauen, die beide schwanger sind, verkörpern nämlich die Erwartung und den Erwarteten. Die bereits betagte Elisabet symbolisiert Israel, das den Messias erwartet, während die junge Maria die Erfüllung jener Erwartung in sich trägt, zum Wohl der ganzen Menschheit. In den beiden Frauen begegnen und erkennen einander vor allem die Frucht ihres Schoßes, Johannes und Christus. Der christliche Dichter Prudentius sagt hierzu: »Das Kind im betagten Schoße grüßt durch den Mund seiner Mutter den Herrn, Sohn der Jungfrau« (Apotheosis, 590: PL 59,970). Der Jubel des Johannes im Leib Elisabets ist das Zeichen der Erfüllung der Erwartung: Gott kommt, um sein Volk zu besuchen. Bei der Verkündigung hatte der Erzengel Gabriel zu Maria von der Schwangerschaft Elisabets als Beweis für die Macht Gottes gesprochen (vgl. Lk 1,36): trotz ihres vorangeschrittenen Alters hatte sich die Unfruchtbarkeit in Fruchtbarkeit gewandelt.

Während Elisabet Maria aufnimmt, erkennt sie, daß sich die Verheißung Gottes an die Menschheit erfüllt, und sie ruft aus: »Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?« (Lk 1,42–43). Der Ausdruck »Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen« bezieht sich im Alten Testament auf Jaël (Ri 5,24) und Judit (Jdt 13,18), zwei Kämpferinnen, die sich für die Rettung Israels einsetzen. Dagegen gilt er jetzt Maria, einer friedlichen jungen Frau, die den Heiland der Welt hervorbringen wird. So ruft auch das freudige Hüpfen des Johannes (vgl. Lk 1,44) den Tanz des Königs David in Erinnerung, als er den Einzug der Bundeslade nach Jerusalem begleitete (vgl. 1 Chr 15,29). Die Bundeslade, welche die Gesetzestafeln, das Manna und den Stab Aarons enthielt (vgl. Hebr 9,4), war das Zeichen der Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes. Der noch ungeborene Johannes hüpft voller Freude vor Maria, der Lade des Neuen Bundes, die Jesus, den menschgewordenen Sohn Gottes, im Schoße trägt.

Die Szene des Besuches bringt auch die Schönheit der Aufnahme zum Ausdruck: Wo gegenseitige Aufnahme und Zuhören sind und für den anderen Raum geschaffen wird, dort sind Gott und die Freude, die von ihm stammt. In der Weihnachtszeit wollen wir Maria nachahmen, indem wir jene besuchen, die in Bedrängnis leben, besonders die Kranken, die Häftlinge, die alten Menschen und die Kinder. Und wir wollen auch Elisabet nachahmen, die den Gast aufnimmt, als sei er Gott selbst: ohne nach dem Herrn zu verlangen, werden wir ihn nie erkennen; ohne ihn zu erwarten, werden wir ihm nicht begegnen; ohne ihn zu suchen, werden wir ihn nicht finden. Mit derselben Freude Mariens, die zu Elisabet eilt (vgl. Lk 1,39), wollen auch wir dem Herrn, der kommt, entgegengehen. Beten wir, damit alle Menschen Gott suchen und so entdecken, daß Gott selbst als erster kommt, um uns zu besuchen. Maria, der Lade des Neuen und Ewigen Bundes, empfehlen wird unser Herz, damit sie es würdig mache, das Kommen Gottes im Geheimnis seines Geburtsfestes zu empfangen.


Nach dem Angelusgebet

... auf französisch: Liebe französischsprachige Pilger, in diesem Jahr des Glaubens und nun, da Weihnachten naht, empfangen wir den Aufruf zur Bekehrung unserer Herzen, um im Kind von Bethlehem den Messias zu feiern. An Gott zu glauben erfordert, in dem, der geboren wird, den Allmächtigen zu erkennen, der kommt, um uns zu retten. Das Geheimnis der Menschwerdung ist das Herzstück unseres Glaubens. Möge dieses Weihnachtsfest ihn stärken! Wir wollen über die Sorgen um die äußerliche Vorbereitung und die oberflächlichen Aspekte hinausgehen, um der Jungfrau Maria in ihrer Stille und Sammlung zu folgen! Mit ihr wollen wir uns vorbereiten, um den Heiland aufzunehmen. Ich segne euch von ganzem Herzen!

… auf englisch: Ich grüße alle bei diesem Angelus anwesenden englischsprachigen Besucher und Pilger. Heute, da wir uns dem Hochfest der Geburt des Herrn unter uns nähern, wollen wir uns erneut bemühen, in unseren Herzen Platz zu schaffen, um das Christkind mit Liebe und Demut angesichts eines derart großen Geschenks aus der Höhe willkommen zu heißen. Laßt mich euch und euren Familien bereits jetzt ein heiliges und friedvolles Weihnachtsfest wünschen!

... auf deutsch: Gerne heiße ich die Pilger und Gäste deutscher Sprache willkommen. „Der Herr ist nahe“, beten wir in diesen Tagen vor Weihnachten. Schon leuchtet der Glanz der Heiligen Nacht auf, und wir dürfen gewiß sein: Gott kommt in die Welt, er wird einer von uns, um uns Menschen Frieden und Heil zu bringen. Wie Maria wollen wir Gottes Wort und Willen gläubig annehmen, damit der Herr auch in uns und bei uns wohnen kann. Als Brüder und Schwestern Christi möchten wir unseren Mitmenschen seine Liebe und Gegenwart weiterschenken, besonders den Kranken, den Notleidenden und Bedürftigen. Allen wünsche ich ein frohes und gnadenreiches Weihnachtsfest.

… auf spanisch: Ich grüße herzlich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind. Das Evangelium von der Heimsuchung, das die Kirche uns am heutigen Sonntag vorlegt, zeigt uns die zweifache Freude, die die Ankündung des Heils mit sich bringt: die Freude dessen, der wie die selige Jungfrau die frohe Botschaft von Jesus Christus annimmt und sich auf den Weg macht, um sie zu verkündigen, sowie die Freude derer, die wie Johannes im Schoß Elisabets vor Freude hüpfen, da sie die hören, die ihnen den Heiland bringt. Ich lade alle ein, den Herrn aufzunehmen, der kommt und der die Herzen mit der unaussprechlichen Freude des Heiligen Geistes erfüllen will. Gott segne euch.

… auf polnisch: Liebe Polen, Brüder und Schwestern! In Bälde wird der Geist von Weihnachten eure Häuser, Familien und Gemeinschaften durchdringen. Es werden euch der Glaube und die Freude über die Geburt des Heilands einen. Ich wünsche einem jeden von euch – und in besonderer Weise den Menschen, die sich einsam fühlen, den Kranken, allen, die den Schwierigkeiten des Lebens entgegentreten müssen – Frieden, Wärme und Liebe; allen die Hoffnung, die Vergebung und die Versöhnung. Das Licht, das aus dem Stall von Bethlehem hervorgeht, erstrahle in diesem besonderen Jahr – dem Jahr des Glaubens – über ganz Polen, in eurem Leben und in euren Herzen. Das Göttliche Kind segne euch alle!

... auf italienisch: Zum Schluß richte ich einen herzlichen Gruß an die Pilger italienischer Sprache. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und viel Ruhe für die kommenden Weihnachtsfesttage. Einen gesegneten Sonntag!

 

 

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