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VESPER AM FEST DER DARSTELLUNG DES HERRN - TAG DES GEWEIHTEN LEBENS

PREDIGT VON PAPST BENEDIKT XVI.

Petersdom
Donnerstag, 2. Februar 2012

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Liebe Brüder und Schwestern!

Das Fest der Darstellung des Herrn, vierzig Tage nach der Geburt Jesu, zeigt uns Maria und Josef, die dem mosaischen Gesetz gehorchend zum Tempel von Jerusalem kommen, um das Kind als Erstgeborenen dem Herrn darzubringen und es durch ein Opfer auszulösen (vgl. Lk 2,22 – 24). Es ist einer der Fälle, in denen die liturgische Zeit die historische Zeit widerspiegelt, denn heute sind es genau vierzig Tage nach dem Hochfest der Geburt des Herrn; das Thema Christi, der das Licht ist, das den weihnachtlichen Festzyklus gekennzeichnet und am Hochfest Epiphanie seinen Höhepunkt gefunden hat, wird am heutigen Fest wieder aufgenommen und fortgeführt.

Die rituelle Geste der Eltern Jesu, die im für die Menschwerdung des Sohnes Gottes kennzeichnenden Stil der demütigen Verborgenheit geschieht, findet eine einzigartige Aufnahme von seiten des greisen Simeon und der Prophetin Hanna. Durch göttliche Eingebung erkennen sie in jenem Kind den von den Propheten verheißenen Messias. In der Begegnung zwischen dem greisen Simeon und Maria, der jungen Mutter, verbinden sich Altes und Neues Testament wunderbar im Dank für die Gabe des Lichtes, das in der Dunkelheit geleuchtet und verhindert hat, daß diese überhandnimmt: Christus, der Herr, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für sein Volk Israel (vgl. Lk 2,32).

An dem Tag, an dem die Kirche der Darstellung Jesu im Tempel gedenkt, wird der Tag des geweihten Lebens begangen. Denn die Begebenheit aus dem Evangelium, auf die wir uns beziehen, ist ein bedeutsames Bild für die Hingabe des eigenen Lebens all derer, die berufen sind, in Kirche und Welt durch die evangelischen Räte die charakteristischen Züge des jungfräulichen, armen und gehorsamen Jesus darzustellen, des Geweihten des Vaters. Am heutigen Fest feiern wir daher das Geheimnis der Weihe: der Weihe Jesu, der Weihe Marias, der Weihe all derer, die aus Liebe zum Reich Gottes Jesus nachfolgen. Der Absicht des sel. Johannes Paul II. entsprechend, der diesen Tag des geweihten Lebens 1997 zum ersten Mal gefeiert hat, ist dieser Tag mit einigen besonderen Zielen verbunden. Er will vor allem dem Wunsch entsprechen, den Herrn zu loben und ihm zu danken für das Geschenk dieses Lebensstandes, der zur Heiligkeit der Kirche gehört. Jeder geweihten Person gilt heute das Gebet der ganzen Gemeinschaft, die Gottvater, dem Geber alles Guten, für das Geschenk dieser Berufung dankt und die ihn von neuem gläubig anruft.

Darüber hinaus soll bei diesem Anlaß das Zeugnis derer, die sich entschieden haben, Christus nachzufolgen, indem sie die evangelischen Räte leben, immer mehr geschätzt werden dadurch, daß die Kenntnis und die Hochachtung des geweihten Lebens im Gottesvolk gefördert wird. Schließlich möchte der Tag des geweihten Lebens vor allem für euch, liebe Brüder und Schwestern, die ihr diesen Stand in der Kirche gewählt habt, eine kostbare Gelegenheit sein, eure Vorsätze zu erneuern und die Empfindungen und Gedanken wiederzubeleben, die eure Hingabe an den Herrn inspiriert haben und inspirieren. Das wollen wir heute tun, das ist der Auftrag, den ihr an jedem Tag eures Lebens erfüllen sollt.

Aus Anlaß des 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils habe ich, wir ihr wißt, ein Jahr des Glaubens ausgerufen, das im kommenden Monat Oktober eröffnet wird. Alle Gläubigen, aber insbesondere die Mitglieder der Institute des geweihten Lebens, haben diese Initiative als ein Geschenk angenommen, und ich wünsche, daß sie das Jahr des Glaubens als eine Zeit der Gnade leben: zur inneren Erneuerung, deren Notwendigkeit immer zu spüren ist, mit einer Vertiefung der grundlegenden Werte und Anforderungen der eigenen Weihe. Im Jahr des Glaubens seid ihr, die ihr den Ruf zu einer engeren Nachfolge Jesu durch die Gelübde der evangelischen Räte angenommen habt, eingeladen, die Beziehung zu Gott noch mehr zu vertiefen. Werden die evangelischen Räte als echte Lebensregel angenommen, stärken sie Glaube, Hoffnung und Liebe, die mit Gott vereinen. Diese tiefe Nähe zum Herrn, die kennzeichnendes Hauptelement eures Lebens sein muß, wird euch zu einer erneuerten Treue zu ihm führen und einen positiven Einfluß auf eure besondere Anwesenheit und Apostolatsform im Volk Gottes haben, durch den Beitrag eurer Charismen in der Treue zum Lehramt, um Zeugen des Glaubens und der Gnade zu sein, glaubwürdige Zeugen für die Kirche und die Welt von heute.

Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens wird mit den Mitteln, die sie für angemessen hält, Leitlinien vorlegen und sich dafür einsetzen, daß dieses Jahr des Glaubens für euch alle ein Jahr der Erneuerung und der Treue sei, damit alle gottgeweihten Männer und Frauen sich mit Begeisterung für die Neuevangelisierung engagieren. Während ich den Präfekten des Dikasteriums, Erzbischof João Braz de Aviz – der nach meinem Wunsch unter denen sein sollte, die ich im nächsten Konsistorium zum Kardinal kreieren werde – herzlich begrüße, ergreife ich gerne diese frohe Gelegenheit, um ihm und seinen Mitarbeitern für den wertvollen Dienst zu danken, den sie dem Heiligen Stuhl und der ganzen Kirche erweisen.

Liebe Brüder und Schwestern, ich danke auch jedem von euch dafür, daß ihr an dieser Liturgiefeier teilnehmen wolltet, die sich auch dank eurer Anwesenheit durch eine besondere Atmosphäre der Frömmigkeit und der Sammlung auszeichnet. Ich wünsche euch alles Gute für den Weg eurer Ordensfamilien wie auch für eure Ausbildung und euer Apostolat. Die Jungfrau Maria, Jüngerin, Magd und Mutter des Herrn, erwirke uns von Jesus, dem Herrn, daß »alle, die die Gabe empfangen haben, ihm im geweihten Leben zu folgen, von ihm mit einer verklärten Existenz Zeugnis geben können, indem sie mit allen anderen Brüdern und Schwestern voll Freude auf die himmlische Heimat und auf das nie erlöschende Licht zugehen« (Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata, 112). Amen.

 

 

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