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BESUCH DER CARITAS-MENSA IM RÖMISCHEN STADTTEIL COLLE OPPIO

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Donnerstag, 4. Januar 2007

 

Liebe Freunde!

Sehr gern bin ich gekommen, um euch in der Atmosphäre der Weihnachtszeit und zu Beginn des neuen Jahres zu besuchen, für das ich allen einen guten Verlauf wünsche. Der Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest macht unsere Begegnung, die an einem bedeutsamen Ort in Rom stattfindet, noch familiärer: an einem Ort, der reich an Menschlichkeit ist. Ich grüße alle mit Zuneigung, beginnend bei Kardinal Camillo Ruini und dem Weihbischof des Sektors Stadtmitte, Ernesto Mandara; ich grüße den Direktor der römischen Caritas, Msgr. Guerino Di Tora, dem ich für die herzlichen Worte danke, die er an mich gerichtet hat, und den Vizedirektor, Msgr. Angelo Bergamaschi, sowie die Fachkräfte und die Freiwilligen. Ich grüße den Verantwortlichen, die Erzieher und die Jugendlichen des Jugendzentrums »Il Centro«, denen ich für die schönen Lieder danke, mit denen sie uns erfreut haben. Ihr habt auch das »Te Deum« auf Deutsch gesungen. Danke für diese besondere Geste. Ich grüße den Pfarrer der Pfarrei »Santi Silvestro e Martino ai Monti« sowie die anwesenden Priester und geweihten Personen. Einen besonderen Dank richte ich an die Leiterin vom Dienst der Mensa, an den Freiwilligen und an den Gast, die sich zu Sprechern gemacht und die gemeinsamen Gefühle zum Ausdruck gebracht haben. Mein herzlichster Gruß gilt euch, die ihr täglich den Dienst dieser Caritas-Mensa in Anspruch nehmt; und in Gedanken möchte ich all eure Freunde erreichen, die aus fast allen Ländern der Erde kommen und in der Stadt Rom leben.

In dieser Mensa, die in gewisser Weise als das Symbol der Caritas in Rom betrachtet werden könnte, in diesem Gasthaus, wie euer Sprecher es genannt hat, kann man die Gegenwart Christi mit Händen greifen in dem Bruder, der Hunger hat, und in dem, der ihm zu essen gibt. Hier kann man erfahren, daß wir, wenn wir den Nächsten lieben, Gott besser kennen. Denn im Stall von Betlehem hat er sich uns in der Armut eines Neugeborenen geoffenbart, der alles braucht. Die Botschaft von Weihnachten ist einfach: Gott ist unter uns gekommen, weil er uns liebt und auf unsere Liebe wartet. Gott ist Liebe: keine sentimentale Liebe, sondern eine Liebe, die sich vollständig bis zum Opfer des Kreuzes hingegeben hat, angefangen mit der Geburt im Stall von Betlehem.

Von dieser realistischen und göttlichen Liebe spricht die schöne Krippe zu uns, die ihr in eurer Mensa aufgebaut habt und die ich soeben bewundern konnte. Die Krippe sagt uns gerade in ihrer Einfachheit, daß Liebe und Armut zusammengehören, wie uns auch der hl. Franz von Assisi lehrt, der Christus so sehr geliebt hat. An Weihnachten ist Gott Mensch geworden, denn Ihn interessiert der Mensch, jeder Mensch. Und der hl. Gregor von Nazianz sagte: Gott ist Mensch geworden, weil er persönlich erfahren wollte, was es heißt, Mensch zu sein, was es heißt, wirklich in Armut zu leben. Der große Gott wollte die persönliche Erfahrung des Menschenlebens, allen Leidens und aller menschlichen Bedürftigkeit machen. Kaum geboren, wurde Jesus in die Krippe von Betlehem gelegt, das, wie ihr wißt, »Haus des Brotes« bedeutet. Jesus, »das Brot, das vom Himmel gekommen ist«, »das Brot des Lebens« (vgl. Joh 6,32–51), wird in gewisser Weise jeden Tag in dieser Mensa sichtbar, wo man nicht nur zu essen geben will – Essen ist sicher wichtig –, sondern wo man der Person dienen will, ohne Unterschied von Rasse, Religion und Kultur. »Der Mensch, der leidet, gehört zu uns«, sagte mein unvergeßlicher Vorgänger Johannes Paul II., nach dem wir heute die Mensa benannt haben. Vom Stall von Betlehem, von jeder Krippe geht eine Botschaft aus, die allen gilt: Jesus liebt uns, und er lehrt uns zu lieben, er fordert uns heraus, zu lieben. Die Verantwortlichen, die Freiwilligen und alle, die in die Mensa kommen, mögen die Schönheit dieser Liebe erfahren können; mögen sie die Tiefe der Freude empfinden können, die aus ihr erwächst, eine Freude, die sich gewiß unterscheidet von jener trügerischen Freude, die die Werbung anpreist.

Wir werden diese Begegnung gleich beenden, indem wir unser Gebet an den Herrn richten. Er kennt die materiellen und geistlichen Bedürfnisse aller Anwesenden gut. Ich möchte ihn besonders bitten, daß er alle, die hier und an anderen Stellen der römischen Caritas in der Stadt einen wertvollen Dienst der Solidarität leisten, weiterhin behüten möge. Der Heilige Geist bewege die Herzen der Verantwortlichen und aller Fachkräfte und Freiwilligen, damit sie ihren Dienst mit immer geflissentlicherer Hingabe leisten, indem sie sich an dem authentischen Stil der christlichen Liebe inspirieren, den die Heiligen der Nächstenliebe in dem Motto zusammengefaßt haben: Das Gute muß man gut tun. Über alle wache mit fürsorglicher Liebe die Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche, die Mutter von uns allen.

Ich segne euch von Herzen.

 

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