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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE POLITISCHEN VERTRETER UND MITARBEITER DER VERWALTUNGSEINRICHTUNGEN DER REGION LATIUM
SOWIE DER PROVINZ UND DER STADT ROM

Clementina-Saal
Donnerstag, 11. Januar 2007

 

Sehr geehrte Damen und Herrn!

Zum zweiten Mal habe ich die Freude, Sie am Anfang des Jahres zum traditionellen Austausch der Glückwünsche zu empfangen. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Herzlichst und hochachtungsvoll grüße ich den Präsidenten der Region Latium, Herrn Pietro Marrazzo, den Bürgermeister von Rom, Herrn Abgeordneten Walter Veltroni, und den Präsidenten der Provinz Rom, Herrn Enrico Gasbarra, und danke ihnen aufrichtig für die freundlichen Worte, die sie auch im Namen der von ihnen geführten Verwaltungsbehörden an mich gerichtet haben. Mit ihnen grüße ich die Präsidenten der jeweiligen Ratsversammlungen und alle, die sich hier eingefunden haben.

Unser heutiges Treffen ist eine willkommene Gelegenheit, jene tiefen, alten und starken Bande zu festigen, die den Nachfolger Petri mit dieser auf der Welt einzigartigen Stadt, ihrer Provinz und der Region Latium verbinden. Allen Bürgern und Einwohnern Roms und Latiums möge durch Sie der Ausdruck meiner Zuneigung, meiner Nähe und pastoralen Sorge zuteil werden. Rom mit seiner jahrtausendealten Geschichte und seiner universalen Bedeutung, und zusammen mit Rom die gesamte Region Latium, ihre Städte, ihre Ortschaften und ländlichen Gegenden, sind ein Boden, in dem das Christentum ganz besonders deutlich verwurzelt ist und im Laufe der Jahrhunderte Werke der Schönheit und Früchte des Guten hervorgebracht und auf konkrete Art und Weise gezeigt hat, wie sehr der menschgewordene Gott wahrhaft der Freund des Menschen ist. Dieses Erbe des Guten und Schönen ist nun gewissermaßen auch Ihnen, den öffentlichen Verwaltern, anvertraut, unter voller Achtung der gesunden Laizität Ihrer Aufgaben. Und das ist ein natürlicher Bereich der Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft, die Sie vertreten. Zweifellos wird eine derartige Zusammenarbeit das ganzheitliche menschliche Wohl der Bevölkerung Roms und Latiums schützen und fördern.

In diesem Geist möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einige Themen von allgemeinem Interesse und großer Bedeutung und Aktualität lenken. Anregung dazu ist eine wenige Tage zurückliegende Erfahrung, die mir große Freude bereitet hat: der Besuch, den ich in der vergangenen Woche der diözesanen Caritas-Mensa am »Colle Oppio« abgestattet habe. Bei jener Gelegenheit habe ich die Mensa nach meinem unvergeßlichen Vorgänger Johannes Paul II. benannt und jene Worte wiederholt, die er vor 15 Jahren am gleichen Ort zum Ausdruck gebracht hatte: »Der Mensch, der leidet, gehört zu uns.« Ja, geehrte Vertreter der Verwaltungsbehörden Roms und Latiums, jeder leidtragende Mensch gehört zur Kirche und gleichzeitig auch zu allen Brüdern des Menschengeschlechts. Auf ganz bestimmte Weise gehört er somit auch zu Ihren Verantwortungen als öffentliche Verwalter. Daher kann ich mich nur über die Zusammenarbeit freuen, die seit langer Zeit zwischen den kirchlichen Institutionen und Ihren Verwaltungsorganen besteht und den Zweck hat, Erleichterung und Abhilfe zu schaffen für die vielen Formen wirtschaftlicher, aber auch menschlicher und relationaler Armut, von denen eine beachtliche Zahl von Personen und Familien besonders unter den Immigranten betroffen ist.

Dann ist da das sehr breite Gebiet des Gesundheitswesens, das beachtlichen und koordinierten Einsatz erfordert, um den physisch und psychisch Kranken rasche und angemessene Behandlung zu sichern: Auch auf diesem Gebiet bieten die Kirche und die katholischen Organisationen gerne ihre Zusammenarbeit an, im Licht der großen Prinzipien der Heiligkeit des menschlichen Lebens, von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende, und der Zentralität des Kranken als Person. Ich vertraue auf Ihre Bereitschaft, eine solche Zusammenarbeit zu fördern, die sicher für die gesamte Bevölkerung von Nutzen ist.

Dieselbe Sorge für den Menschen, die uns veranlaßt, den Armen und Kranken beizustehen, läßt uns auch auf jenes grundlegende menschliche Gut unsere Aufmerksamkeit richten, das die auf der Ehe gegründete Familie ist. Heute müssen Ehe und Familie in ihrem inneren Wert und in ihrer authentischen Motivation besser verstanden werden, und zu diesem Zweck ist der pastorale Einsatz der Kirche groß und muß weiter wachsen. Aber ebenso notwendig ist eine Politik der Familie und für die Familie, die, in zweifacher Hinsicht, auch die Ihnen eigenen Verantwortungen auf den Plan ruft. Es geht darum, jene Initiativen zu intensivieren, mittels derer für junge Paare die Gründung einer Familie und dann die Zeugung und Erziehung der Kinder weniger schwierig und belastend werden, indem die Beschäftigung der jungen Menschen gefördert wird, so weit wie möglich die Wohnungskosten eingeschränkt werden und die Zahl der Kindergärten und Kinderkrippen vermehrt wird. Hingegen erscheinen jene Projekte gefährlich und kontraproduktiv, die bestrebt sind, anderen Formen der Verbindung unangemessene rechtliche Anerkennung zu gewähren, und die so unweigerlich die auf der Ehe gegründete legitime Familie schwächen und destabilisieren.

Die Erziehung der neuen Generationen ist die pastorale Priorität, auf die die Diözese Rom gegenwärtig ihre Aufmerksamkeit konzentriert. Sicherlich entgeht niemandem von Ihnen auch die soziale und zivile Bedeutung einer derartigen Problematik. Daher danke ich Ihnen für die Unterstützung, die Sie einigen Anstrengungen der Kirche zur Erziehung, insbesondere den Oratorien, bereits zukommen lassen, und ich vertraue darauf, daß sich auch in diesem Bereich eine nutzbringende Zusammenarbeit unter Achtung des Wesens und der Aufgaben aller Beteiligten weiterentwickeln wird.

Geehrte Damen und Herren, zahlreiche weitere, nicht selten sehr komplexe Probleme müssen Sie täglich in Angriff nehmen, um die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung Roms und Latiums zu fördern. Daher versichere ich Sie meiner Nähe und meines Gebets für die Ihnen übertragenen verantwortungsvollen Aufgaben. Möge der Herr Ihre Schritte lenken und Ihre Vorhaben erleuchten. Mit diesen Gefühlen erteile ich jedem von Ihnen von Herzen den Apostolischen Segen, den ich auch auf Ihre Familien und all jene ausweite, die in Rom, seiner Provinz und in ganz Latium leben und arbeiten.

 

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