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AUDIENZ FÜR DIE TEILNEHMER AN DER PILGERFAHRT DES
HILFSWERKS FÜR DEN KRANKENTRANSPORT IN LOURDES (OFTAL)
UND DIE APOSTOLISCHE BLINDENBEWEGUNG

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.

Petersdom
Samstag, 17. März 2007 

 

Liebe Freunde von OFTAL und der Apostolischen Blindenbewegung!

Mit großer Freude begegne ich euch in der Vatikanbasilika, wo ihr an der von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone geleiteten Eucharistiefeier teilgenommen habt. Herzlich grüße ich ihn wie auch Erzbischof Angelo Comastri, Generalvikar für die Vatikanstadt und Erzpriester der Vatikanbasilika, eure geistlichen Assistenten und einen jeden einzelnen von euch. Mein besonderer Gruß gilt dem Präsidenten von OFTAL, Msgr. Franco Degrandi, und dem Vizepräsidenten der Apostolischen Blindenbewegung, Dr. Francesco Scelzo, dem ich dafür danke, daß er eure jeweiligen Vereinigungen, die kurz nacheinander gegründet wurden, vorgestellt hat.

Die Apostolische Blindenbewegung entstand 1928 durch die Eingebung und den apostolischen Eifer Maria Mottas, einer von tiefem Glauben und großer Seelenstärke erfüllten blinden Lehrerin aus Monza. Das Föderative Hilfswerk für den Krankentransport in Lourdes (OFTAL) hingegen feiert sein 75jähriges Jubiläum: Es entstand 1913 auf Initiative von Msgr. Alessandro Rastelli, einem Priester aus der Diözese Vercelli, und wurde 1932 offiziell vom Erzbischof dieser Ortskirche gegründet. Daß auch ihr heute hier anwesend seid, ist ein Zeichen der Vorsehung. Denn obwohl sich die beiden Vereinigungen in vielerlei Hinsicht voneinander unterscheiden, haben sie doch einen grundlegenden Aspekt gemeinsam, den ich gleich hervorheben möchte. Ich beziehe mich auf die Tatsache, daß sowohl die Apostolische Blindenbewegung als auch OFTAL auf dem Evangelium gründende Erfahrungen brüderlichen Teilens sind, die behinderten, in diesem Fall kranken und blinden Menschen, ermöglichen, voll teilzunehmen am Leben der kirchlichen Gemeinschaft und am Aufbau der Zivilisation der Liebe. Zwei Wirklichkeiten, die, gemäß dem Thema des jüngsten Kirchentreffens in Verona, Zeugnis geben für den auferstandenen Christus, Hoffnung der Welt, und verdeutlichen, daß Glaube und christliche Freundschaft es möglich machen, jeden Zustand der Schwäche gemeinsam zu durchleben.

Bezeichnend ist in dieser Hinsicht die Erfahrung der beiden Gründer: Don Rastelli und Maria Motta. Nach einem Unfall, der ihn zu einem einmonatigen Krankenhausaufenthalt zwang, reiste Don Rastelli nach Lourdes. Die Erfahrung der Krankheit machte ihn besonders empfänglich für die Botschaft der Unbefleckten Jungfrau, die ihn aufrief, in die Grotte von Massabielle zurückzukehren, zunächst in Begleitung eines einzelnen Kranken – was überaus bedeutsam ist – und dann als Leiter der ersten diözesanen Wallfahrt mit über 300 Personen darunter 30 Kranken. Für die von Geburt an blinde Maria Motta war die Sehbehinderung durchaus kein Hindernis für ihre Berufung. Im Gegenteil: Der Heilige Geist machte aus ihr eine Apostelin der Blinden und verhalf ihrer Initiative zu einem Erfolg, der ihre eigenen Erwartungen weit übertraf. Aus diesem von ihr aufgebauten spirituellen »Netz« entwickelte sich eine regelrechte Vereinigung, der diözesane Gruppen aus allen Teilen Italiens angehören und die der sel. Johannes XXIII. unter dem Namen »Apostolische Blindenbewegung« anerkannte. In ihr lernen Blinde und Sehende den Stil der Gegenseitigkeit und des Teilens und engagieren sich im Bereich der Ausbildung, um sich in den Dienst an der apostolischen Mission der Kirche zu stellen.

Jede der beiden Vereinigungen trägt mit dem ihr eigenen spezifischen Charisma zum Aufbau der Kirche bei. Ihr, die Freunde von OFTAL, ermöglicht die Erfahrung der Wallfahrt mit den Kranken, ein starkes Zeichen des Glaubens und der Solidarität zwischen Menschen, die aus sich und der Abgeschlossenheit ihrer Probleme herausgehen, um zu einem gemeinsamen Ziel, einem Ort des Geistes, aufzubrechen: Lourdes, das Heilige Land, Loreto, Fatima und andere Wallfahrtsstätten. So helft ihr dem Volk Gottes, das Bewußtsein seiner Pilgerschaft in der Nachfolge Christi aufrechtzuerhalten, was aus der Heiligen Schrift deutlich hervorgeht. Denken wir an das Buch Exodus, über das die Liturgie uns in dieser österlichen Zeit nachdenken läßt; denken wir an das öffentliche Leben Jesu, das die Evangelien wie eine große Wallfahrt nach Jerusalem darstellen, wo sich sein »Exodus« vollziehen muß. Ihr, liebe Freunde der Apostolischen Blindenbewegung, seid eurerseits Vermittler einer euch eigenen besonderen Erfahrung, nämlich miteinander zu gehen, Seite an Seite, Blinde und Sehende. Ein Zeugnis, das zeigt, wie christliche Liebe ermöglicht, die Behinderung zu überwinden und das Anderssein auf positive Weise zu leben, als Gelegenheit, sich dem Mitmenschen zu öffnen, seinen Problemen, vor allem aber seinen Gaben Beachtung zu schenken und einander zu dienen.

Liebe Brüder und Schwestern, die Kirche braucht auch euren Beitrag, um dem Willen des Herrn treu und vollkommen zu entsprechen. Gleiches kann von der bürgerlichen Gesellschaft gesagt werden: Die Menschheit braucht eure Gaben, die eine Verheißung des Reiches Gottes sind. Die Begrenztheit und Bescheidenheit eurer Ressourcen soll euch nicht erschrecken: Gott gefällt es, seine Werke mit einfachen Mitteln zu vollbringen. Er bittet jedoch, ihm einen hochherzigen Glauben entgegenzubringen! Im Grunde ist es das, was euch hierher geführt hat: um am Grab des hl. Petrus das Geschenk eines festeren Glauben zu erflehen. Morgen werdet ihr eure Wallfahrt an zwei marianischen Stätten beenden: die Apostolische Blindenbewegung in der Basilika »Santa Maria Maggiore« und OFTAL im Marienwallfahrtsort »Madonna del Divino Amore«. Macht euch also ausgehend von diesem Moment der Gnade, beseelt vom Glauben Petri und Marias, auf den Weg! Und geht mit diesem Glauben auf eurem Weg weiter, begleitet von meinem Gebet und meinem Segen, den ich von Herzen den hier Anwesenden, allen anderen Mitgliedern und den euch nahestehenden Menschen erteile.

 

© Copyright 2007 - Libreria Editrice Vaticana

 

  



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