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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN FRAU ELÍN FLYGENRING,
NEUE BOTSCHAFTERIN VON ISLAND BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen, während Sie Ihr Beglaubigungsschreiben vorlegen, durch das Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin der Republik Island beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die verbindlichen Grüße und die wohlwollenden Empfindungen, die Sie zum Ausdruck gebracht haben. Ich möchte Sie freundlich bitten, Seiner Exzellenz, Präsident Ólafur Ragnar Grímsson, den zivilen Obrigkeiten und der ganzen isländischen Bevölkerung meine guten Wünsche zu übermitteln.

Ihre heutige Anwesenheit hier, Frau Botschafterin, ist ein weiterer Meilenstein auf dem gemeinsamen Weg der Verständigung und der Zusammenarbeit zwischen Island und dem Heiligen Stuhl, den wir seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1976 gegangen sind. Der Besuch, den mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. Ihrem Land im Jahr 1989 abgestattet hat, war ein beredter Ausdruck dafür, wie eng diese Beziehung ist. Der herzliche Empfang, der ihm bereitet wurde, und die warmen Worte und Gesten waren in gewissem Sinn eine symbolische Erneuerung der gegenseitigen Wertschätzung sowie des Wunsches, weiterhin respektvoll zusammenzuarbeiten. Island und der Heilige Stuhl haben auf der internationalen Ebene viele gemeinsame Interessensbereiche, unter denen ich das Gesundheitswesen und die Umwelt, die Gewissens- und Religionsfreiheit, die Förderung des Friedens und des Dialogs sowie die Suche nach einer gerechteren und faireren internationalen Ordnung erwähnen möchte.

Ich bin zuversichtlich, daß die Verantwortung, die Sie nun übernehmen, die Förderung dieser und anderer gemeinsamer Werte weiter stärken wird. Die Mission Ihrer Exzellenz kann sich auch von dem besonderen Ereignis im Leben und für die Identität Ihrer Nation anregen lassen, bei dem das Volk von Island vor mehr als tausend Jahren in seinem nationalen Parlament beschlossen hatte, das Christentum anzunehmen. Die Christen in Ihrem Land können mit Dankbarkeit auf diesen Moment zurückblicken und sich der Wahrheiten, Grundsätze und Werte entsinnen, die in den Institutionen, Gesetzen und Bräuchen Ihres Landes bewahrt sind, die weiterhin die Bevölkerung fördern und erziehen. Mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. hat durch die Erhebung des hl. Thorlak zum Schutzpatron Islands zu Recht die prägende Gegenwart des Glaubens in Ihrem Land herausgestellt. Ich persönlich hatte die Gelegenheit, dieses Erbe zu würdigen, als Seine Exzellenz, Premierminister Geir H. Haarde, so freundlich war, mir bei seinem Besuch im Vatikan ein Exemplar der neuen Übersetzung der Bibel ins Isländische zu überreichen.

Inständig hoffe ich, daß sich die Menschen Islands – einzeln und als Nation – weiterhin von dieser reichen Tradition anregen lassen. Ich bete, daß sie sie erleuchten möge, wenn sie im eigenen Land wie im Ausland die Menschenrechte schützen und fördern und damit zur Achtung aller Religionen und zur legitimen Ausübung der Religionsfreiheit ermutigen.

Obwohl es sich bei den Katholiken in Island um eine zahlenmäßig kleine Gemeinschaft handelt, setzen sie sich im religiösen und humanen Dienst für alle ihre Brüder und Schwestern ein, sowohl für die inländischen Bürger als auch für die Immigranten. Diese Aufgabe ist dank der Beziehung, die im Laufe der Jahre zwischen der evangelisch-lutherischen Kirche Islands und der katholischen Kirche entwickelt wurde, erleichtert worden. Reife Demokratien neigen als solche dazu, die Menschen zu Toleranz und gegenseitiger Annahme, zu respektvollem Dialog und zur Zusammenarbeit für das Gemeinwohl zu erziehen. Die positiven Auswirkungen dieses gesellschaftlichen und politischen Umfelds werden bereichert, wenn Christen die Gabe der Nächstenliebe empfangen und ausüben, die durch Dialog und praktische Zusammenarbeit zum Ausdruck kommt.

Ich vertraue darauf, daß in eurem Land die Mitglieder der katholischen Kirche und alle, die nach der christlichen Einheit und dem breiteren Wohl der Gesellschaft suchen, sich weiterhin in gegenseitiger Kenntnis, in gegenseitigem Respekt und in Zusammenarbeit entwickeln werden. Während sie gemeinsam versuchen, eine immer würdigere und menschlichere Gesellschaft zu fördern, bete ich, daß sie durch das Geschenk der Liebe bereichert werden, wissend, »daß die Liebe in ihrer Reinheit und Absichtslosigkeit das beste Zeugnis für den Gott ist, dem wir glauben und der uns zur Liebe treibt« (Deus caritas est, 31c).

Im internationalen Bereich schätzt der Heilige Stuhl das Interesse, das Ihr Land daran gezeigt hat, eine stärkere Einbeziehung der internationalen Gemeinschaft für die Förderung des Friedens durch die Verteidigung der Menschenrechte und der Rechtsgrundsätze im Kampf gegen die Armut und vor allem zum Schutz der Umwelt zu begünstigen. Die Erfahrung und technische Fachkenntnis Ihres Landes in der Verwendung alternativer Energien kann für andere Völker von großem Nutzen sein und zum Wunsch der Menschheit beisteuern, Gottes Schöpfung besser zu verwalten. Ebenso möchte ich nicht versäumen, die Sorge Islands für diejenigen zu loben, die unter den Folgen von Krieg und Unterentwicklung leiden, was zur großherzigen Bereitschaft Ihrer Bevölkerung geführt hat, Flüchtlinge aufzunehmen. Zudem ist Ihr Land darum bemüht, daß der internationale Handel auf einer gerechteren Grundlage basieren soll.

In Ihrer Ansprache haben Sie, Frau Botschafterin, die Schwierigkeiten erwähnt, die Ihre Landsleute in Folge der jüngsten Finanzkrise erfahren haben. Die Menschen auf der ganzen Welt sehen die derzeitige Periode internationaler wirtschaftlicher Instabilität mit Besorgnis. Der Heilige Stuhl ist besorgt über die negativen Auswirkungen auf Länder und Einzelpersonen und verfolgt besonders aufmerksam die Vorschläge, die nationalen und internationalen Finanzinstitutionen auf eine umsichtigere und moralisch verantwortlichere Grundlage zu stellen. Ich bete, daß die politischen und wirtschaftlichen Führer sich in ihren Entscheidungen von Klugheit, Weitsicht und dem Sinn für das Allgemeinwohl leiten lassen. Ich bin zuversichtlich, daß die isländische Bevölkerung, die für ihre Ausdauer und ihren Mut bekannt ist, diese Zeit der Turbulenzen überstehen wird und daß sie sich – mit der Gnade des Herrn – durch kluge politische Entscheidungen und mit Hilfe der zahlreichen beruflich qualifizierten und kompetenten Söhne und Töchter des Landes wieder wirtschaftlicher Stabilität erfreuen können wird.

Exzellenz,

bitte sehen Sie diese Betrachtungen als Ausdruck für das aufmerksame Interesse und die Wertschätzung an, die der Heilige Stuhl Ihrem Land entgegenbringt. Ich wünsche Ihnen allen erdenklichen Erfolg bei Ihrer neuen Mission und lade Sie dazu ein, auf die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Abteilungen der Römischen Kurie zu zählen. Gerne möchte ich nochmals meine guten Wünsche für seine Exzellenz, Präsident Ólafur Ragnar Grímsson, sowie für die Regierung und die Bevölkerung Ihres Landes wiederholen. Möge der allmächtige Gott dem Land reichen und andauernden Segen für Wohlergehen, Stabilität und Frieden gewähren!

 

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