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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE NEUE BOTSCHAFTERIN DER ARABISCHEN REPUBLIK ÄGYPTEN, FRAU ALY HAMADA MEKHEMAR

Donnerstag, 6. November 2008

 

Frau Botschafter!

Ich freue mich, Eure Exzellenz zu empfangen und Sie anläßlich der Überreichung des Schreibens, mit dem Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin der Arabischen Republik Ägypten beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, willkommen zu heißen. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße, die Sie im Namen Seiner Exzellenz Herrn Mohamed Hosni Mubarak, des Präsidenten der Republik, und seiner Gattin, Frau Suzanne Mubarak, der Sie viele Jahre gedient haben, an mich gerichtet haben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihnen meinerseits die besten Wünsche für sie persönlich und für das ganze ägyptische Volk übermitteln.

Ägypten ist ein sehr altes Kulturland, das wegen seiner Baudenkmäler, seiner Kunst und seines uralten Wissens in der ganzen Welt bekannt ist. In Ihrem Land, Exzellenz, sind sich verschiedene Völker, Kulturen und Religionen begegnet, haben sich miteinander vermischt und im Laufe von Jahrtausenden die Identität eures Volkes aufgebaut, das für seine Weisheit und Besonnenheit berühmt ist und den Reichtum eurer Kultur ausmacht, die noch heute in der Lage ist, bei voller Wahrung ihrer besonderen Eigenart das Neue aufzunehmen.

Exzellenz, Sie haben mit Recht auf die guten Beziehungen hingewiesen, die seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Ägypten und dem Heiligen Stuhl vor mehr als sechzig Jahren bestehen. Und ich kann Gott nur danken, der sie gewährt und begünstigt hat. Ägypten war damals bereits Vorreiter bei der Suche nach Brücken zwischen den Völkern und Religionen. Solche Beziehungen beruhen gewiß auf dem tiefen gegenseitigen Respekt für die uns jeweils eigene Identität, aber auch und vor allem auf einem echten gemeinsamen Wunsch, sowohl innerhalb der Landesgrenzen als auch im internationalen Bereich Einheit und Frieden zu fördern sowie den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Angehörigen der verschiedenen Kulturen und Religionen voranzubringen.

Sie haben auch die unzähligen schwerwiegenden internationalen Probleme erwähnt, die immer wieder und leider oft mit Einsatz von Gewalt die Grenzgebiete Afrikas und Asiens, vor allem im Nahen und Mittleren Osten, erschüttern. Die Bemühungen Ägyptens um Frieden, Harmonie und gerechte Lösungen, die die Staaten und die dort lebenden Menschen respektieren, sind zahllos und schließen sich jenen des Heiligen Stuhls an, der sich auch um deren wohlwollende Förderung bemüht. Nach und nach soll sich ein Klima des Dialogs und der Annäherung entwickeln, das in der Lage ist, eine Kultur des Friedens zu überwinden und die nationalen Egoismen auszuschalten oder wenigstens abzuschwächen und die privaten oder öffentlichen Interessen zu mäßigen. Die Religionen können und sollen Friedensstifter sein. Leider können sie auch falsch verstanden und mißbraucht werden, um Gewalt oder Tod auszulösen. Der Respekt für die jedem Land bzw. jeder menschlichen und religiösen Gemeinschaft eigene Sensibilität und Geschichte, die häufigen Beratungen und multilateralen Begegnungen und vor allem ein echter Wille zur Suche nach dem Frieden begünstigen die Versöhnung der Völker und das friedliche Zusammenleben zwischen ihnen. Das wünscht sich der Heilige Stuhl von Herzen und er weiß, daß dies auch der Wunsch Ägyptens ist. In diesem Zusammenhang möchte ich sämtliche Anstrengungen begrüßen, die von Ihrem Land und seinen Regierungen unternommen worden sind, um nach und nach dieses edle Ziel zu erreichen. Ägypten war immer bekannt als ein gastfreundliches Land für die zahllosen Flüchtlinge, Moslems und Christen, die auf seinem Territorium Sicherheit und Frieden gefunden haben. Möge diese edle Tradition zum Wohl aller weitergehen! Der aufgenommene Gast ist ein von Gott anvertrautes heiliges Gut, der sich im richtigen Augenblick seiner erinnern wird.

Ich habe gerade die wesentliche Rolle der Religionen bei der Verwirklichung der Eintracht zwischen den Völkern, Kulturen und den einzelnen Personen erwähnt. Seit Jahrzehnten versuchen die jährlichen Begegnungen zwischen dem Ständigen Komitee für den Dialog zwischen den monotheistischen Religionen an der Universität Al-Azhar al Sharif und dem Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog einen Weg zu gegenseitigem Verständnis und Respekt zwischen Islam und Christentum zu eröffnen. Ein Stück des Weges ist bereits zurückgelegt worden, aber es bleibt noch ein weiter Weg zu gehen.

Dieser Dialog, Exzellenz, ist eine Gelegenheit für die Welt, eine von Gott angebotene Gelegenheit, die man sofort ergreifen und bestmöglich leben muß. Es ist vor allem wichtig, ein echtes gegenseitiges Kennenlernen zu fördern, das sich nicht auf den engsten Kreis der Dialoginstanz beschränken kann, sondern nach und nach auf dessen Ränder ausstrahlen soll, auf die einzelnen Menschen, die Tag für Tag in den Städten und Dörfern eine Gesinnung der gegenseitigen Achtung entwickeln sollen, die zu einer gegenseitigen Wertschätzung werden könnte. Der einzelne und die Menschheit würden davon genauso profitieren wie die Religionen. Die in Ägypten ansässigen Forschungsinstitute der Ordensgemeinschaften der Dominikaner und der Franziskaner bieten auch Raum für interreligiöse Begegnungen. Ihre Anwesenheit und ihre Aktivitäten beweisen, daß es möglich ist, in einer geeinten und freundlichen Nation als Brüder zu leben.

Bitte übermitteln Sie, Frau Botschafter, auch der katholischen Gemeinschaft Ihres Landes meine Grüße. Auch wenn sie zahlenmäßig sehr klein ist, ist sie Ausdruck der großen Vielfalt, die in unserer Kirche besteht, und der Möglichkeit einer harmonischen Koexistenz zwischen den großen östlichen und abendländischen christlichen Traditionen. Ihr soziales und historisches Engagement unter dem ägyptischen Volk in den Bereichen der Erziehung, der Gesundheitsfürsorge und der karitativen Werke gibt Zeugnis von der unentgeltlichen Liebe, die keine religiöse Ausgrenzung kennt. Das wird von der ganzen ägyptischen Gesellschaft anerkannt und geschätzt. Darüber hinaus möchte die katholische Kirche in Ihrem Land auch die zahlreichen katholischen Touristen erreichen, die es besuchen und ihre Religion ausüben wollen. Ich bin überzeugt, daß man ihnen schon bald die Möglichkeit geben wird, in geeigneten Kultstätten in den neuen Tourismuszentren, die in den letzten Jahren entstanden sind, in würdiger Weise zu Gott zu beten. Das wäre ein schönes Zeichen, das Ägypten der Welt dadurch gäbe, daß es in vollem Einklang mit seiner alten und vornehmen Tradition die freundschaftlichen und brüderlichen Beziehungen zwischen den Religionen und Völkern fördert.

Da Sie nun Ihre Mission bei der Vertretung beim Heiligen Stuhl antreten, versichere ich Ihnen, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets freundliche Aufnahme und aufmerksames Verständnis finden werden, und spreche Ihnen, Frau Botschafter, meine herzlichen Wünsche für die glückliche Erfüllung Ihrer Sendung aus, damit die harmonischen Beziehungen, die zwischen der Arabischen Republik Ägypten und dem Heiligen Stuhl bestehen, weitergehen und sich vertiefen können. Auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter sowie auf die Verantwortlichen und auf alle Einwohner Ägyptens rufe ich aus ganzem Herzen die Fülle der Segnungen des Allmächtigen herab.

     

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