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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE VON
PANAMA
ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES


Apostolischer Palast von Castelgandolfo
Freitag, 19. September 2008

 

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

»Wir danken Gott für euch alle, sooft wir in unseren Gebeten an euch denken« (1 Thess 1,2). Diese Worte des hl. Paulus bringen meine Empfindungen bei dieser Begegnung mit euch zum Ausdruck. Sie findet im Rahmen eures »Ad-limina«-Besuchs statt, der die starken Bande aufzeigt, die eure jeweiligen Teilkirchen mit dem Nachfolger des Petrus, dem Haupt des Kollegiums der Bischöfe, vereinen (vgl. Lumen gentium, 22).

Ich danke für die freundlichen Worte, die der Bischof von David und Vorsitzende der Bischofskonferenz, José Luis Lacunza Maestrojuán, im Namen aller an mich gerichtet hat und durch die er mich an den Freuden und Wünschen teilhaben ließ, die ihr im Herzen tragt, ebenso wie an den Herausforderungen, denen ihr gegenübersteht. Ihr sollt wissen, daß der Papst euch bei euren Aufgaben zur Seite steht. Wenn ihr in euer Land zurückkehrt, übermittelt daher bitte den emeritierten Bischöfen, den Priestern und Ordensgemeinschaften, den Seminaristen und Laien und besonders den Notleidenden meine geistliche Nähe und sagt ihnen, daß ich für sie bete und Gott darum bitte, daß sie nicht nachlassen mögen in ihrem Einsatz für das Evangelium. Sie sollen auch weiterhin mit Worten und durch ihr Leben alle Menschen aufrufen, ihr Glück darin zu finden, Christus nachzufolgen und mit dem Nächsten die Freude zu teilen, die aus dem Wissen kommt, daß er uns bis zur Vollendung liebt (vgl. Joh 13,1).

Anhand eurer Fünfjahresberichte und durch die Gespräche, die wir geführt haben, habe ich gesehen, wie sehr ihr die Initiativen unterstützt, die darauf ausgerichtet sind, das Wort Gottes in Fülle im Herzen der Panamaer auszusäen, um sie auf dem Weg ihres Heranreifens im Glauben zu begleiten und sie zu wahren Jüngern und Missionaren Jesu Christi zu machen. In diesem Sinne und mit Hilfe der Richtlinien, welche die in Aparecida abgehaltene V. Generalversammlung der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik vorgegeben hat, intensiviert ihr eure pastoralen Aufgaben – auch mit Blick auf die Feierlichkeiten anläßlich des 500. Jahrestages der Evangelisierung des Landes im Jahre 2013, die ihr zur Zeit vorbereitet. Diese Arbeiten sind eine von der Vorsehung geschenkte Gelegenheit, um die kirchliche Gemeinschaft unter den Diözesen von Panama noch mehr zu festigen.

Ein Grund zur Freude ist die fruchtbare missionarische Tätigkeit der Priester, Ordensleute und Laien. Sie stellt sich der wachsenden Säkularisierung der Gesellschaft entgegen – einer Gestaltung der Welt und der Menschheit, die von jeglicher Transzendenz absieht. Sie dringt in alle Aspekte des täglichen Lebens ein und führt zur Entwicklung einer Mentalität, die Gott de facto aus dem Leben und aus dem menschlichen Bewußtsein ausschließt. Oft bedient sie sich der sozialen Kommunikationsmittel, um Individualismus und Hedonismus sowie Ideologien und Verhaltensweisen zu verbreiten, die die Grundlagen der Ehe, die Familie und die christliche Moral untergraben. Der Jünger Christi findet die Kraft, auf diese Herausforderungen zu antworten, in der tiefen Kenntnis des Herrn Jesus und in der aufrichtigen Liebe zu ihm, in der Betrachtung der Heiligen Schrift, in einer guten Unterweisung in der Lehre und im geistlichen Leben, im ständigen Gebet, im häufigen Empfang des Sakraments der Versöhnung, in der bewußten und aktiven Teilnahme an der heiligen Messe und in der Verrichtung der Werke der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit.

Das ist vor allem für die jungen Generationen wichtig. Die Erinnerung an meinen verehrten Vorgänger, den Diener Gottes Johannes Paul II. – in diesem Jahr begehen wir den 25. Jahrestag seines Besuchs in eurer geliebten Nation – kann als Ansporn dienen, um sich mit Eifer der Jugend- und Berufungspastoral zu widmen, damit es nicht an Priestern fehlt, die die Panamaer zu Christus bringen, der Quelle des Lebens in Fülle für alle, die ihm begegnen (vgl. Joh 10,10). Im Hinblick darauf lade ich euch ein, den »Herrn der Ernte« mit Vertrauen zu bitten, zahlreiche und heilige Berufungen zum Priestertum auszusenden (vgl. Lk 10,2). Wesentlich sind dafür auch eine korrekte Entscheidungsfindung der Priesteramtskandidaten sowie der apostolische Eifer und das Zeugnis der Gemeinschaft und Brüderlichkeit der Priester. Dieser Lebensstil muß sich ihnen bereits im Seminar einprägen, in dem das ernsthafte akademische Studium, Orte und Zeiten für das tägliche Gebet, die würdige Feier der Liturgie, eine angemessene geistliche Begleitung und die tiefe Pflege der menschlichen, christlichen und priesterlichen Tugenden an erster Stelle stehen müssen. Auf diese Weise, durch das Gebet und das Studium, können die Seminaristen innerlich erbaut und zu Männern Gottes werden. Die Gläubigen haben ein Recht darauf, im Priester den Mann Gottes zu sehen.

Die lobenswerte Arbeit zahlreicher Missionare und der großherzige Eifer der Ordensmänner und Ordensfrauen haben in der Geschichte Panamas tiefe Spuren hinterlassen. Mögen diese leuchtenden Vorbilder die geweihten Menschen von heute ermutigen, ihr Leben zu einem ständigen Ausdruck christlicher Nächstenliebe zu machen, der genährt wird durch den Wunsch, sich radikal mit Christus zu identifizieren und der Kirche treu zu dienen.

Viele Familien in eurer Heimat leben selbstlos das christliche Ideal inmitten nicht weniger Schwierigkeiten, die die Beständigkeit der ehelichen Liebe, die verantwortliche Elternschaft und die Harmonie und Stabilität der häuslichen Gemeinschaft bedrohen. Man kann sich niemals genug um die Entwicklung einer starken Familienpastoral bemühen, die die Menschen einlädt, die Schönheit der Berufung zur christlichen Ehe zu entdecken, das menschliche Leben von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende zu verteidigen und ein Zuhause zu schaffen, in dem die Kinder in der Liebe zur Wahrheit des Evangeliums und in festgegründeten menschlichen Werten erzogen werden. Euer Land macht ebenso wie andere Länder schwierige und besorgniserregende Zeiten durch, aber es gibt auch Situationen, die große Hoffnung wecken. Im heutigen Kontext ist es besonders wichtig, daß die Kirche in Panama nicht nachläßt, das Licht anzubieten, das zur Lösung der dringenden menschlichen Probleme beiträgt, indem sie einen moralischen Konsens der Gesellschaft über die Grundwerte fördert.

In erster Linie muß daher das Kompendium der Soziallehre der Kirche Verbreitung finden. Es erleichtert eine vertiefte und systematische Kenntnis der kirchlichen Weisungen, die insbesondere die Laien im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich betreffen. Gleichzeitig fördert es ihre richtige Anwendung auf konkrete Situationen. So kann die christliche Hoffnung das Volk von Panama erleuchten, das nach der Kenntnis der Wahrheit über Gott und über den Menschen dürstet, inmitten von Armut, Jugendgewalt, mangelnder Erziehung, Bildung und Gesundheitsfürsorge, Wohnungsnot, zahllosen aufdringlichen Sekten, Korruption und anderen Phänomenen, die in unterschiedlichem Ausmaß das Leben erschweren und einer ganzheitlichen Entwicklung im Wege stehen. Zum Abschluß dieser Begegnung vertraue ich euch und alle Söhne und Töchter dieser edlen Nation der Fürbitte der Muttergottes »Santa María la Antigua« an. Möge ihre Mutterliebe stets über Panama leuchten und sie auf ihrem Weg trösten. Mit diesen Empfindungen erteile ich euch von Herzen den Apostolischen Segen.

 

© Copyright 2008 - Libreria Editrice Vaticana



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