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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE TEILNEHMER AM ERSTEN EUROPÄISCHEN TREFFEN
DER UNIVERSITÄTSSTUDENTEN

Samstag, 11. Juli 2009

 

Herr Kardinal,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke euch von Herzen, daß ihr am Festtag des hl. Benedikt, Patron Europas, zum ersten Europäischen Treffen der Universitätsstudenten gekommen seid, das die Kommission »Katechese- Schule-Universität« des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) organisiert hat. Ich heiße alle Anwesenden herzlich willkommen. Zunächst begrüße ich Herrn Bischof Marek Jedraszewski, Vizepräsident der Kommission, und danke ihm für die Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Mein besonderer Gruß gilt auch Herrn Kardinalvikar Agostino Vallini, bei dem ich mich für den wertvollen Dienst bedanke, den die Universitätspastoral in Rom der Kirche in Europa erweist. Und wie könnte ich nicht den unermüdlichen Einsatz erwähnen, den Msgr. Lorenzo Leuzzi für das Diözesanbüro leistet! Ich grüße auch Herrn Prof. Renato Lauro, Rector Magnificus der römischen Universität Tor Vergata. Ganz besonders aber grüße ich euch, liebe Jugendliche: Seid willkommen im Haus Petri! Ihr kommt aus 31 Nationen und bereitet euch darauf vor, im Europa des dritten Jahrtausends eine wichtige Rolle zu spielen und bedeutende Aufgaben zu übernehmen. Seid euch stets eurer Möglichkeiten und gleichzeitig eurer Verantwortung bewußt!

Was erwartet die Kirche von euch? Schon das Thema eures heutigen Treffens legt die Antwort nahe: »Neue Jünger von Emmaus. Als Christen an der Universität«. Nach dem Treffen der europäischen Universitätsdozenten vor nunmehr zwei Jahren seid auch ihr Studenten nun zusammengekommen, um den europäischen Bischofskonferenzen eure Bereitschaft zu zeigen, weiter den Weg der kulturellen Arbeit zu beschreiten, den schon der hl. Benedikt für den menschlichen und christlichen Reifeprozeß der Völker Europas als notwendig erachtete. Das geschieht immer dann, wenn ihr wie die Emmausjünger dem auferstandenen Herrn in der konkreten kirchlichen Erfahrung, vor allem in der Eucharistiefeier, begegnet. Wie ich euren Altersgenossen schon beim Weltjugendtag in Sydney vor einem Jahr ins Gedächtnis gerufen habe, »kommt der Heilige Geist in jeder Meßfeier erneut herab, wenn er durch das feierliche Gebet der Kirche angerufen wird, nicht nur um unsere Gaben von Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn zu verwandeln, sondern auch um unser Leben zu verwandeln, um uns in seiner Kraft ein Leib und ein Geist in Christus werden zu lassen«. Eure missionarische Aufgabe im Bereich der Universität besteht daher darin, Zeugnis für die persönliche Begegnung mit Jesus Christus abzulegen, der die Wahrheit ist, die den Weg jedes Menschen erleuchtet. Aus der Begegnung mit ihm geht jene »Erneuerung des Herzens« hervor, die unserem persönlichen Dasein eine neue Richtung zu geben vermag; und nur so werden wir zum Sauerteig einer Gesellschaft, die von der Liebe belebt wird, wie sie uns das Evangelium nahelegt.

Wie leicht zu erkennen ist, muß auch das Werk der Universitätspastoral in seiner ganzen theologischen und geistlichen Tragweite zum Ausdruck kommen und den jungen Menschen helfen, daß sie durch die Gemeinschaft mit Christus dazu geführt werden, das tiefste Geheimnis des Menschen und der Geschichte wahrzunehmen. Und gerade wegen dieser besonderen Form der Evangelisierung können die mit dieser missionarischen Tätigkeit beauftragten kirchlichen Gemeinschaften, beispielsweise die Hochschulseelsorge, der Ort für die Ausbildung reifer Gläubiger sein, Männer und Frauen also, die wissen, von Gott geliebt und in Christus zu Förderern der Universitätspastoral berufen zu sein. Die christliche Präsenz an der Universität wird immer anspruchsvoller und faszinierender, weil der Glaube wie schon in den vergangenen Jahrhunderten gerufen ist, seinen unersetzlichen Dienst an der Erkenntnis zu leisten, die in der heutigen Gesellschaft die wahre Antriebsfeder der Entwicklung ist. Von der Erkenntnis, die durch den Glauben bereichert wird, hängt auch die Fähigkeit eines Volkes ab, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken und die Versuchung einer rein materialistischen Sicht unseres Wesens und der Geschichte zu überwinden.

Liebe Jugendliche, ihr seid die Zukunft Europas. Während ihr in diesen Studienjahren in die Welt der Erkenntnis vertieft seid, seid ihr gerufen, für die Festigung eurer Persönlichkeit und die Förderung des Gemeinwohls euer Bestes zu geben – und das nicht nur auf intellektueller Ebene. Die Arbeit für die Entwicklung der Erkenntnis ist die spezifische Berufung der Universität. Eine Berufung, die angesichts des Umfangs und der Komplexität des Wissens, das der Menschheit zur Verfügung steht, zunehmend höhere moralische und geistliche Qualitäten erforderlich macht. Die neue kulturelle Synthese, die heute in Europa und in der globalisierten Welt erarbeitet wird, braucht den Beitrag von Intellektuellen, die in der Lage sind, den Diskurs über Gott in den Hörsälen unserer Hochschulen wieder vorzuschlagen, oder besser: jenen Wunsch des Menschen neu zu wecken, Gott zu suchen – »quaerere Deum« –, auf den ich bereits bei anderen Gelegenheiten verwiesen habe.

Ich danke allen, die unter der Leitung der Organismen des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen im Bereich der Universitätspastoral tätig sind und hoffe, daß der Weg, der vor einigen Jahren so erfolgreich begonnen wurde, weiter beschritten wird. Ich bin zuversichtlich, daß das in diesen Tagen in Rom abgehaltene Treffen weitere Etappen aufzeigen kann, die auf dem Weg zu organischeren Planungsmöglichkeiten zurückzulegen sind, welche die Einbeziehung und das Zusammenwirken der verschiedenen Erfahrungen begünstigt, die man in vielen Ländern bereits gemacht hat. Liebe Jugendliche, tragt gemeinsam mit euren Dozenten dazu bei, Werkstätten des Glaubens und der Kultur zu schaffen, indem ihr die Mühen des Studiums und der Forschung mit allen Freunden teilt, denen ihr an der Universität begegnet. Liebt eure Universitäten, die Schulen der Tugend und des Dienstes sind. Die Kirche in Europa setzt großes Vertrauen in das großherzige Engagement eures Apostolats, im Bewußtsein der Herausforderungen und der Schwierigkeiten, aber auch der vielen Möglichkeiten, die sich im Rahmen der Universitätspastoral bieten. Was mich betrifft, so versichere ich euch der Unterstützung meines Gebets und weiß, daß auch ich mit eurem Enthusiasmus rechnen kann, mit eurem Zeugnis, vor allem aber mit eurer Freundschaft, die ihr mir heute gezeigt habt und für die ich euch von Herzen danke. Der hl. Benedikt, der Patron Europas und mein persönlicher Patron im Pontifikat, und vor allem die Jungfrau Maria, die von euch als »Sedes Sapientiae« angerufen wird, mögen euch begleiten und eure Schritte lenken. Euch allen erteile ich meinen Segen.

 

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