Index   Back Top Print

[ DE  - EN  - ES  - FR  - IT  - PT ]

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE VON VENEZUELA
ANLÄSSLICH IHRES «AD LIMINA»-BESUCHES


Montag, 8. Juni 2009

 

Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. Ich heiße euch, die Hirten der Kirche in Venezuela, zu dieser Begegnung im Rahmen eures »Ad-limina«-Besuchs herzlich willkommen. Als Nachfolger Petri danke ich dem Herrn für diese Gelegenheit, meine Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32) und mit ihnen an ihrer Freude und ihren Sorgen, ihren Plänen und ihren Schwierigkeiten teilzuhaben.

Zunächst möchte ich dem Erzbischof von Maracaibo und Vorsitzenden der venezolanischen Bischofskonferenz, Ubaldo Ramón Santana Sequera, für seine Worte danken, die eure Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom und Haupt des Bischofskollegiums ebenso wie die Herausforderungen und Hoffnungen eures Hirtendienstes zum Ausdruck bringen.

2. Tatsächlich werden die Herausforderungen, denen ihr euch in eurer Pastoralarbeit stellen müßt, immer zahlreicher und schwieriger. Außerdem haben sie in letzter Zeit aufgrund einer schweren Weltwirtschaftskrise zugenommen. Zweifellos gibt es derzeit auch zahlreiche und wahre Gründe zur Hoffnung, jener Hoffnung, die in der Lage ist, die Herzen aller Menschen zu erfüllen. Diese Hoffnung »kann nur Gott sein – der Gott, der uns ›bis ans Ende‹ … geliebt hat und liebt« (Spe salvi, 27). Ebenso wie damals mit den Emmausjüngern (vgl. Lk 24,13–35) geht der auferstandene Herr auch mit uns und schenkt uns seinen Geist der Liebe und der Stärke, auf daß wir unsere Herzen öffnen können für eine Zukunft der Hoffnung und des ewigen Lebens.

3. Liebe Mitbrüder, ihr habt eine begeisternde Evangelisierungsaufgabe vor euch. Ihr habt die »Mission für Venezuela« begonnen, im Rahmen der kontinentalen Mission, die von der in Aparecida abgehaltenen V. Generalkonferenz der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik angeregt wurde. Auch dies ist eine Zeit der Gnade für jene, die sich ganz in den Dienst des Evangeliums stellen. Vertraut auf den Herrn. Er wird eure Bemühungen und eure Opfer fruchtbar machen.

Ich ermutige euch daher, die Initiativen zu vervielfachen, um die Person und die Botschaft Jesu Christi in ihrer Ganzheit und Schönheit zu vermitteln. Dafür ist – neben einer guten Unterweisung des ganzen Gottesvolkes in der Lehre – die Förderung eines tiefen Glaubens- und Gebetslebens sehr wichtig. In der Liturgie und im inneren Zwiegespräch des persönlichen oder gemeinschaftlichen Gebets kommt der Auferstandene zu uns und verwandelt unser Herz durch seine liebevolle Gegenwart.

4. Ich möchte auch an die Notwendigkeit des geistlichen Lebens der Bischöfe erinnern. Durch das Weihesakrament Christus, dem Haupt, vollkommen gleichgestaltet, sind sie für die ihnen anvertraute Kirche gewissermaßen ein sichtbares Zeichen des Herrn (vgl. Lumen gentium, 21). Daher muß der Hirtendienst ein kohärentes Spiegelbild Jesu, des Gottesknechtes, sein und allen die vorrangige Bedeutung des Glaubens zeigen, ebenso wie die Notwendigkeit, die Berufung zur Heiligkeit an die erste Stelle zu setzen (vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Pastores gregis, 12).

Für eine fruchtbare Pastoralarbeit ist die enge affektive und effektive Gemeinschaft zwischen den Hirten des Gottesvolkes, die sich »immer einander verbunden wissen und sich für alle Kirchen besorgt zeigen« sollen (Christus Dominus, 6), unverzichtbar. Diese Verbundenheit, die heute und zu allen Zeiten gefördert und sichtbar zum Ausdruck gebracht werden muß, wird stets eine Quelle des Trostes und der apostolischen Wirksamkeit in dem euch anvertrauten Dienst sein.

5. Der Geist der Gemeinschaft führt zu besonderer Aufmerksamkeit gegenüber euren Priestern. Ihnen, den unmittelbaren Mitarbeitern des bischöflichen Dienstes, muß zuerst eure Hirtensorge gelten. Seid ihnen nahe und bringt ihnen brüderliche Freundschaft entgegen. Das wird ihnen helfen, den ihnen anvertrauten Dienst selbstlos zu erfüllen und wenn nötig im Geist der Sohnschaft auch Ermahnungen anzunehmen hinsichtlich jener Aspekte, die sie verbessern oder korrigieren müssen. Ich ermutige euch daher zu einem vermehrten Einsatz, um den pastoralen Eifer der Priester anzuspornen, insbesondere im bevorstehenden Priesterjahr, das ich ausgerufen habe.

Hinzu kommt das Interesse, das dem Diözesanseminar entgegengebracht werden muß, um die sorgfältige und kompetente Auswahl und Ausbildung jener zu unterstützen, die berufen sind, Hirten des Gottesvolkes zu sein. Dabei darf nicht an personellen und materiellen Mitteln gespart werden.

6. Die gläubigen Laien ihrerseits nehmen auf die ihnen eigene Weise an der Heilssendung der Kirche teil (vgl. Lumen gentium, 33). Als Jünger und Gesandte Christi sind sie berufen, die zeitlichen Dinge so zu durchleuchten und zu ordnen, daß sie dem liebevollen Plan Gottes entsprechen (vgl. ebd., 31). Dazu bedarf es eines gereiften Laienstandes, der seinen Glauben treu bezeugt und Freude darüber empfindet, dem Leib Christi anzugehören. Diesen Laien muß unter anderem eine angemessene Kenntnis der Soziallehre der Kirche vermittelt werden. In diesem Sinne schätze ich eure Bemühungen sehr, die größeren Ereignisse in eurem Land mit dem Licht des Evangeliums zu erfüllen, ohne andere Interessen zu verfolgen als die Verbreitung der wahren christlichen Werte – auch im Hinblick auf die Förderung der Suche nach dem Gemeinwohl, des einträchtigen Zusammenlebens und der sozialen Stabilität.

Ich vertraue euch besonders die Bedürftigen an. Unterstützt auch weiterhin die vielen Initiativen der Nächstenliebe der Kirche in Venezuela, damit die Ärmsten unserer Brüder unter sich die Gegenwart dessen erfahren können, der am Kreuz sein Leben für alle Menschen hingegeben hat.

7. Ich schließe mit einem Wort der Hoffnung und der Ermutigung für eure Arbeit; zählt immer auf meine Unterstützung, meine Fürsorge und meine geistliche Nähe. Und ich bitte euch, allen Gliedern eurer Teilkirchen meinen herzlichen Gruß zu übermitteln: den emeritierten Bischöfen, den Priestern, Ordensleuten und Laien, besonders den Ehepaaren, den Jugendlichen, den alten Menschen und den Leidenden. Mit diesen Gedanken rufe ich den Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau von Coromoto, die in ganz Venezuela sehr verehrt wird, auf euch herab und erteile euch von Herzen den Apostolischen Segen.

 

© Copyright 2009 - Libreria Editrice Vaticana

  



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana