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EINWEIHUNG DER "DOMUS AUSTRALIA",
 DEM NEUEN AUSTRALISCHEN PILGERZENTRUM 

ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

Domus Australia, Rom
Mittwoch, 19. Oktober 2011

    

Eminenz,
liebe bischöfliche Mitbrüder,
Exzellenzen,
verehrte Gäste, meine Damen und Herren!

Es ist mir eine große Freude, bei Ihnen zu sein aus Anlaß der Feierlichkeiten, mit denen die Eröffnung der »Domus Australia«, des australischen Pilgerzentrums in Rom, begangen wird. Mit besonderer Dankbarkeit erinnere ich mich an die herzliche Gastfreundschaft, die mir erwiesen wurde, als ich Ihr Land aus Anlaß des Weltjugendtages 2008 besuchte, und nun habe ich die Gelegenheit, diese zu erwidern, indem ich Sie alle in Rom willkommen heiße.

Ich danke Kardinal Pell für seine Einladung, heute abend bei Ihnen zu sein, und für seine freundlichen Worte. Ich danke ebenso dem Kathedralchor »Saint Mary« für sein gesungenes Gotteslob. Neben meinen bischöflichen Mitbrüdern, die zu ihrem »Ad-limina«-Besuch gekommen sind, gilt mein Gruß Seiner Exzellenz Timothy Fischer, dem australischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, wie auch den anderen anwesenden Botschaftern. Ich freue mich, den Rektor der »Domus« willkommen zu heißen, ebenso Father Anthony Denton, sowie Herrn Gabriel Griffa und seine Mitarbeiter. Des weiteren freue ich mich, alle Australier zu grüßen in Anerkennung der Unterstützung und Hilfe, die so viele von ihnen für dieses Projekt geleistet haben. Dieses wird zusammen mit ihrer neuen Botschaft ein Fleckchen Australien in die jahrtausendealte Stadt Rom bringen. Möge die »Domus« nun von der Durchreise vieler Pilger gesegnet werden! Fast genau vor einem Jahr wurde die erste australische Heilige, Mary MacKillop, zur Ehre der Altäre erhoben, und ich schließe mich Ihnen allen an in der Danksagung an Gott für die vielen Gnaden, die er bereits durch ihr Vorbild über die Kirche in Ihrem Land ausgegossen hat. Ich bete, daß die hl. Mary MacKillop weiterhin zahlreiche Australier inspirieren möge, ihren Spuren zu folgen, indem sie ein Leben der Heiligkeit im Dienst für Gott und den Nächsten leben.

Der Herr sandte seine Apostel in die ganze Welt, damit sie das Evangelium allen Geschöpfen verkünden (vgl. Mk 16,15). Das Ereignis dieses Abends spricht in beredter Weise von den Früchten der Missionsbemühungen der Kirche, durch die sich das Evangelium bis in die entferntesten Regionen der Welt ausgebreitet, dort Wurzeln geschlagen und eine lebendige und christliche Gemeinde ins Leben gerufen hat. Wie alle christlichen Gemeinschaften ist die Kirche in Australien sich bewußt, daß sie sich auf einer Reise befindet, deren letztes Ziel außerhalb von dieser Welt liegt, wie es der hl. Paulus ausgedrückt hat: »unsere Heimat aber ist im Himmel« (Phil 3,20). Unser irdisches Leben besteht in der Reise zu diesem letzten Ziel, »was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben« (1 Kor 2,9). Hier auf der Erde dient die alte kirchliche Tradition der Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten dazu, uns daran zu erinnern, daß wir himmelwärts ausgerichtet sind, sie richtet die Aufmerksamkeit unseres Geistes auf die Berufung zur Heiligkeit, sie bringt uns dem Herrn immer näher und stärkt uns mit geistlicher Nahrung für die Reise.

Viele Generationen von Pilgern haben sich aus allen Teilen der christlichen Welt nach Rom aufgemacht, um die Gräber der heiligen Apostel Petrus und Paulus zu verehren und so ihre Gemeinschaft in der einen Kirche Christi zu vertiefen, die auf die Apostel gegründet ist. Wenn sie dies tun, dann stärken sie die Wurzeln ihres Glaubens, und Wurzeln sind, wie wir wissen, die Quelle lebensspendender Nahrung. In diesem Sinne sollten sich Rompilger hier immer zu Hause fühlen, und die »Domus Australia« wird eine wichtige Rolle spielen, um in der Stadt der Apostel ein Zuhause für australische Pilger zu schaffen. Aber Wurzeln sind nur der eine Teil. Einer Redensart zufolge, die dem großen Dichter aus meinem Land, Johann Wolfgang von Goethe, zugeschrieben wird, sollten Kinder von ihren Eltern zwei Dinge erhalten: Wurzeln und Flügel. Von unserer heiligen Mutter Kirche empfangen auch wir beides, Wurzeln und Flügel: den Glauben der Apostel, der von Generation zu Generation weitergegeben wird, und die Gnade des Heiligen Geistes, die vor allem durch die Sakramente der Kirche vermittelt wird. Pilger, die in diese Stadt kommen, kehren im Glauben erneuert und gestärkt in ihre Heimat zurück, neugeboren aus der Höhe durch den Heiligen Geist – auf der Reise, die vorwärts und aufwärts führt in ihre himmlische Heimat.

Ich bete heute dafür, daß die Pilger, die dieses Haus aufsuchen, mit festerem Glauben, freudigerer Hoffnung und brennenderer Liebe zum Herrn nach Hause zurückkehren mögen, bereit, sich selbst mit neuem Eifer der Aufgabe zu widmen, in der Welt, in der sie leben und arbeiten, Zeugnis für Christus abzulegen. Und ich bete auch, daß ihr Besuch am Sitz des hl. Petrus ihre Liebe zur Weltkirche vertiefen und sie enger mit dem Nachfolger Petri verbinden möge, der den Auftrag hat, die Herde des Herrn aus allen Teilen der Welt zu nähren und in einer Herde zu sammeln.

Indem ich Sie alle und einen jeden von Ihnen der Fürsprache Unserer Lieben Frau, Hilfe der Christen, und der hl. Mary MacKillop anvertraue, erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen als Unterpfand der Freuden, die uns in unserer ewigen Heimat erwarten.

 

  

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