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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

Gott zu gehorchen macht uns frei

Donnerstag, 11. April 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 17, 26. April 2013

 

Am 11. April hatte ein Großteil der Belegschaft unserer Zeitung »L’Osservatore Romano« Gelegenheit, an der Frühmesse mit Papst Franziskus teilzunehmen. Im Folgenden eine Zusammenfassung des Ereignisses Gott kann nicht Gegenstand von Verhandlungen sein. Und der Glaube sieht keine Möglichkeit, »lau« zu sein, »weder gut noch schlecht«, indem man in einer Art von »Doppelleben« versucht, einen Kompromiss zu schließen, um mit der Welt »zusammenzuleben«. Das sagte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Frühmesse, die er am Donnerstag, 11. April, im »Domus Sanctae Marthae« feierte und an der Direktion und Redaktionen des »Osservatore Romano« teilnahmen. Die Journalisten der Tagesausgabe und die Kollegen aus den fremdsprachigen Redaktionen der Zeitung waren fast vollzählig erschienen. Konzelebranten waren der indische Kardinal Telesphore Placidus Toppo, Erzbischof von Ranchi, Erzbischof Mario Aurelio Poli, Nachfolger Bergoglios an der Spitze der Erzdiözese Buenos Aires, Indunil Janakaratne Kodithuwakku Kankanamalage, Untersekretär des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog, Msgr. Robinson Edward Wijesinghe, Bürochef des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die

Migranten und Menschen unterwegs; Don Sergio Pellini SDB, Generaldirektor der Vatikandruckerei/Osservatore Romano, die Jesuitenpatres Wladislaw Gryzlo, Verantwortlicher der polnischen Monatsausgabe unserer Zeitung, und Konrad Grech, sowie der Franziskaner-Konventuale Giuseppe Samid. Unter den Anwesenden waren zudem der Präsident und der Generalsekretär der Stiftung »Centesimus Annus Pro Pontifice«, Domingo Sugranyes Bickel und Massimo Gattamelata.

Der Papst erläuterte in seiner Predigt, dass in den Lesungen »dreimal das Wort ›gehorchen‹ vorkommt: es ist vom Gehorsam die Rede«. Das erste Mal, als Petrus vor dem Hohen Rat antwortet, »man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen «, wie die Apostelgeschichte berichtet (5,27–33). Was heißt das, fragte sich der Papst, »Gott gehorchen? Bedeutet das, dass wir wie Sklaven sein müssen, alle gefesselt? Nein, weil gerade der, der Gott gehorcht, frei ist, kein Sklave ist! Und wie macht man das? Ich gehorche, tue nicht, was ich will, und bin frei? Das scheint ein Widerspruch zu sein. Und es ist doch kein Widerspruch.« Tatsächlich »kommt das Wort obbedire (gehorchen) aus dem Lateinischen, und es bedeutet: zuhören, den anderen hören. Gott gehorchen heißt Gott anhören, ein offenes Herz haben, um den Weg zu gehen, den Gott uns zeigt. Gott gehorchen heißt Gott anhören. Und das macht uns frei.«

Gerade in seiner Auslegung dieser Stelle aus der Apostelgeschichte erinnerte der Papst daran, dass Petrus »vor diesen Schriftgelehrten, Priestern, auch dem Hohepriester, den Pharisäern« dazu aufgefordert wurde, »eine Entscheidung zu treffen«. Petrus »hörte das, was die Pharisäer und Priester sagten, und er hörte auch das, was Jesus in seinem Herzen sagte: ›Was soll ich tun?‹ Er sagte: ›Ich tue, was mir Jesus sagt, nicht das, was ihr wollt, dass ich tue.‹ Und so handelte er immer.« Papst Franziskus sagte: »In unserem Leben hören wir auch Vorschläge, die nicht von Jesus kommen, die nicht von Gott kommen. Es versteht sich, unsere Schwäche führt uns manchmal

auch auf diese Straße. Oder auch auf jene andere, die noch gefährlicher ist: Wir schließen einen Kompromiss, ein bisschen von Gott, ein bisschen von euch. Wir schließen einen Kompromiss und gehen so im Leben voran mit einem Doppelleben: Ein bisschen von dem Leben, über das wir Jesus haben zu uns sprechen hören, und ein bisschen von jenem Leben, von dem uns die Welt erzählt hat, die Mächte der Welt oder andere mehr.« Aber das ist ein System, das »nicht funktioniert«. Tatsächlich »sagt der Herr im Buch der Offenbarung: So geht das nicht, denn so seid ihr weder gut noch schlecht: ihr seid lau. Ich verurteile euch.« Der Papst warnte gerade vor dieser Versuchung.

»Wenn Petrus zu diesen Priestern gesagt hätte: ›reden wir wie Freunde miteinander und einigen wir uns auf einen status vivendi‹, dann wäre es vielleicht gut gegangen.« Aber es wäre keine Entscheidung gewesen, die wirklich »der Liebe entsprochen hätte, die kommt, wenn wir Jesus hören«. Eine Entscheidung, die Konsequenzen nach sich zieht. »Was geschieht«, fuhr der Papst fort, »wenn wir Jesus hören? Manchmal werden diejenigen, die den Gegenvorschlag gemacht haben, wütend, und unser Weg endet in der Verfolgung. In diesem Augenblick haben wir, wie ich gesagt habe, zahlreiche Schwestern und Brüder, die, um dem zu gehorchen, das zu hören, anzuhören, was Jesus von ihnen verlangt, Verfolgung leiden. Lasst uns immer an diese Brüder und Schwestern denken, die ihr Leben geben und uns durch ihr Leben sagen: ›Ich will gehorchen, will den Weg gehen, den Jesus mir zeigt‹.«

In der heutigen Liturgie »lädt uns die Kirche ein«, »den Weg Jesu zu gehen« und »jene Angebote zu überhören, die uns die Welt macht, jene Angebote der Sünde oder diejenigen, die halb so und halb so sind«. Es handelt sich hierbei, so wiederholte der Papst, um eine Lebensweise, die »einfach nicht geht« und »uns nicht glücklich machen wird«.

Der Christ ist nicht allein, wenn er sich ohne Kompromisse für den Gehorsam Gott gegenüber und nicht gegenüber der Welt entscheidet. Der Papst fragte sich: »Woher bekommen wir die Hilfe, um jenen Weg einzuschlagen, auf dem wir Jesus hören? Vom Heiligen Geist. Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott jenen gegeben hat, die ihm gehorchen.« Folglich, so sagte er, »ist es gerade der Heilige Geist in uns, der uns die Kraft verleiht, diesen Weg einzuschlagen«. Das Johannesevangelium (3,31–36), das in dieser Messfeier verlesen wurde, versichert uns in schönen Worten: »›Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt.‹ Unser Vater gibt uns den Geist, unbegrenzt, um Jesus anzuhören, um Jesus zu hören und Jesu Weg einzuschlagen.«

Papst Franziskus beendete seine Predigt mit der Einladung, in den verschiedenen Lebenslagen mutig zu sein: »Wir bitten um die Gnade des Mutes. Wir werden immer schuldig sein: wir alle sind Sünder.« Aber man braucht »den Mut, zu sagen: ›Herr, ich bin ein Sünder, manchmal gehorche ich den Dingen der Welt, aber ich möchte Dir gehorchen, ich will Deinen Weg gehen.‹ Bitten wir um diese Gnade, immer dem Weg Jesu zu folgen. Und wenn wir das nicht tun, um Verzeihung zu bitten: der Herr vergibt uns, denn er ist gütig.«

 


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