Index   Back Top Print

[ DE ]

PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

Mutig sein im Gebet und Jesus herausfordern

Freitag, 3. Mai 2013

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 19, 10. Mai 2013

 

Ein Farbtupfer, der im Übrigen wohlbekannt  ist, hat die Versammlung von Gläubigen charakterisiert, die am Freitag, 3. Mai, an der heiligen Messe teilnahmen, die Papst Franziskus in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« zelebrierte.

In der Tat stachen die Farben der von Michelangelo entworfenen Uniformen ins Auge, die die ungefähr siebzig Schweizer Gardisten trugen. Sie wurden begleitet von ihrem Kommandanten, Daniel Rudolf Anrig, sowie von ihrem Kaplan, Msgr. Alain de Raemy, der mit dem Papst zusammen zelebrierte, gemeinsam mit anderen Priestern, darunter Erzbischof Claudio Maria Celli, Präsident des Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel.

Papst Franziskus ergriff am Ende der Messe die Gelegenheit, um den Schweizer Gardisten zu danken »für ihre Liebe und Nähe zur Kirche, für ihre Nähe zum Papst und ihre Liebe zum Papst. Dies ist ein schönes Zeugnis der Treue zur Kirche. Der Herr segne Euch vielmals für diesen Dienst. Die Kirche liebt euch sehr. Ich auch.« In seiner Predigt lud der Papst dazu ein, über die Erfordernis nachzudenken, mutig um die Gnade der Ausbreitung des Glaubens in der Welt zu beten. Wie stets gebrauchte der Heilige Vater auch diesmal eine Formulierung, die dazu geeignet ist, ins Herz und in die Erinnerung seiner Zuhörer einzuziehen und Spuren zu hinterlassen: Er sprach von einem mutigen Gebet, geradezu einer Herausforderung an Jesus, der gesagt hat: »Alles, worum ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird«. Beten heißt also »den Mut haben, zu Jesus zu gehen und ihn so zu fragen: ›Aber du hast es versprochen, tu es! Mach, dass der Glaube weitere Schritte tut‹«.

Der Papst bezog sich hier auf die Lesungen des Tages, die aus dem 1. Korintherbrief (15,1–8) und dem Johannesevangelium (14,6–14) stammte. »Als die Apostel beschlossen, Diakone zu weihen«, so begann er, »so geschah das, weil sich sehr viel Arbeit dabei ergab, sich der Witwen und Waisen anzunehmen«, und sie das Gefühl hatten, von ihrer Pflicht abgelenkt zu werden, »das Wort zu verkündigen und zu beten«. Eine Aufgabe, so erklärte der Papst, die integraler Bestandteil des »Bischofsamtes« ist, die aber auch »uns Christen alle angeht, die das Geschenk des Glaubens bekommen haben: wir müssen ihn weitergeben, wir müssen ihn mit unserem Leben verkündigen, mit unserem Wort. Es ist die Weitergabe des Glaubens, die von Haus zu Haus geht, von Familie zu Familie, von Mensch zu Mensch«.

Anschließend bezog sich der Bischof von Rom auf den »schönen Text« des Briefes, in dem der hl. Paulus zu Timotheus über den Glauben spricht, »›den du von deiner Mutter und deiner Großmutter erhalten hast und den du nun anderen weitergeben sollst.‹ So haben wir in der Familie den Glauben an Jesus erhalten«. Um welchen Glauben handelt es sich? Jenen, von dem Paulus sprach, erklärt der Papst: »›Denn vor allem habe ich euch überliefert,, was auch ich empfangen habe‹. Er hatte den Glauben empfangen und gibt den Glauben weiter« an Christus, der »für unsere Sünden gestorben (ist), gemäß der Schrift, und begraben worden (ist). Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien (…) den Zwölf.«. Die Grundlage und die Kraft des Glaubens »an den auferstandenen Jesus, an Jesus, der uns durch seinen Tod unsere Sünden vergeben hat und uns mit dem Vater versöhnt hat. Das zu vermitteln, verlangt uns Mut ab: den Mut, den Glauben weiterzugeben. Einen Mut, der manchmal ganz einfach ist«.

Wie so oft, suchte Papst Franziskus dann in seinen Erinnerungen, um seine Botschaft noch besser zu verdeutlichen und um sie in der Wirklichkeit des gelebten Lebens zu verankern: »Ich erinnere mich – verzeiht mir, das ist eine persönliche Erinnerung – als ich ein Kind war, nahm uns meine Großmutter am Karfreitag immer zur Lichterprozession mit, und am Ende der Prozession kam der liegende Christus und Großmutter ließ uns hinknien und sagte zu uns Kindern: ›Schaut, er ist tot, aber morgen wird er auferstanden sein!‹. So hat der Glaube in uns Einzug gehalten: Der Glaube an den toten und auferstandenen Christus«. Der Papst erinnerte auch daran, dass viele, die versucht haben, »diese starke Gewissheit « zu untergraben und von einer »geistlichen Auferstehung« zu sprechen. Aber so ist das nicht: »Christus lebt«; er ist gestorben, aber auferstanden; er ist den Aposteln erschienen und hat Thomas mit den Fingern seine Wundmale berühren lassen; er hat mit ihnen gegessen.

»Christus«, so betonte er, »ist lebendig und er lebt auch unter uns«; und gerade wir haben die Aufgabe, ihn zu verkündigen, den Glauben mutig zu verkündigen. Es gibt allerdings einen anderen Mut, warnte der Heilige Vater, indem er erläuterte: »Jesus – um es etwas übertrieben auszudrücken – fordert uns zum Gebet heraus und sagt das so: ›Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird‹. Wenn ihr mich in meinem Namen um etwas bittet, dann tue ich es‹. Aber das ist stark! Haben wir den Mut, zu Jesus zu gehen und ihn folgendermaßen zu bitten: ›Aber du hast es gesagt, tu es! Gib, dass der Glaube fortschreite, gib, dass die Evangelisierung Fortschritte mache, gib, dass dieses Problem, das ich da habe, gelöst wird ...‹. Haben wir in unseren Gebeten diesen Mut? Oder beten wir halt so, wie wir können, indem wir ein bisschen Zeit mit Beten zubringen?«

Anschließend zitierte der Bischof von Rom das Alte Testament, vor allem die Stelle, in der vom Mut Abrahams die Rede ist, Gott anzusprechen, um ihn zu bitten, Sodom zu retten: »Aber wenn die Gerechten fünfundvierzig wären, würdest du sie retten? Und wenn sie nur vierzig wären, oder fünfunddreißig ...‹. Er feilschte mit Gott«, erinnerte der Papst. Aber um das zu tun, »muss man Mut aufbringen«. Der Mut kann auch darin bestehen, zum Herrn zu gehen, um ihn für die anderen anzuflehen, wie es Moses in der Wüste getan hat. Und wenn die Kirche diesen Mut verliert, dann tritt sie »in eine lauwarme Atmosphäre in«. Die »lauen, mutlosen« Christen, bekräftigte der Papst, »richten in der Kirche viel Schaden an«, weil diese laue Wärme sie in sich selbst verschließen lässt. Und so entstehen die Probleme unter den Menschen, man verliert den Horizont aus den Augen. Vor allem aber sorgt diese Lauheit dafür, dass man »den Mut zum Gebet verliert«, ebenso wie »den Mut, das Evangelium zu verkündigen«.

Und doch haben wir »den Mut, uns einzumischen«, bemerkte der Papst weiter an, »in unseren kleinen Alltagsangelegenheiten, unseren Eifersüchteleien, unserem Neid, dem Karrierestreben, unserem egoistischen Tun … in all diesen Dingen. Aber das tut der Kirche nicht gut. … Die Kirche muss mutig sein! Wir alle müssen im Gebet mutig sein und Jesus herausfordern: ›Du hast das versprochen, tu mir den Gefallen …‹. Aber mit Beharrlichkeit!« Am Ende der Messe begrüßte der Papst unter anderem drei Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz: die Herren Benno Wagner, stv. Geschäftsführer des Verbands der Diözesen Deutschlands (Bonn); Wilfried Günther, Geschäftsführer der MDG Medien DienstleistungsGmbH (München), und Joachim Schnieders, Finanzdirektor der Diözese Osnabrück. Sie waren begleitet von der Verantwortlichen für die deutschsprachige Ausgabe, Astrid Haas, sowie vom Redaktionssekretär der Zeitung, Gaetano Vallini.



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana