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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Freie Diener

Dienstag, 8. November 2016
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 46, 28. November 2016)

 

Diener und frei, Sohn und nicht Sklave: diese Aspekte der christlichen Identität vertiefte Papst Franziskus in der Predigt der heiligen Messe, die er am 8. November im Haus Santa Marta feierte. Franziskus stützte sich dabei auf den Abschnitt aus dem Lukasevangelium (17,7-10), wo Jesus über die Haltung der Jünger spricht, die sagen sollen: »Wir sind unnütze Sklaven.« Was aber bedeute dieser Ausdruck? Der Papst verwies auf das Tagesgebet: »Herr, nimm weg jedes Hindernis auf unserem Weg zu dir, damit wir uns in der Unbeschwertheit des Leibes und des Geistes frei deinem Dienst widmen können.« In diesem Gebet seien die notwendigen Schritte zusammengefasst, um in der richtigen Haltung dienen zu können, in der Haltung des »unnützen Dieners«.

Das erste sei die Beseitigung der Hindernisse, »um dem Herrn gut und in Freiheit dienen zu können, als Kinder«. Unter den zahlreichen Hindernissen, denen ein Christ auf seinem Weg begegnen könne und die ihn daran hindern, Diener zu sein, sei sicherlich »das Streben nach Macht«. Dies sei allgemein verbreitet, so dass man es im täglichen Leben häufig erfahren könne. Wie oft  gebe es »vielleicht auch bei uns zuhause« jemanden, der sage: »Hier bestimme ich, wo es langgeht!« Oder wie oft hätten wir auch selbst, »ohne es auszusprechen«, andere unser Machtstreben spüren lassen? Jesus dagegen »hat uns gelehrt, dass derjenige, der befiehlt, werden soll wie der, der dient« und »wer der erste sein will, der soll der Diener aller sein«. Jesus stelle damit »die Werte der Weltlichkeit, der Welt auf den Kopf«. Daher sei das Streben nach Macht »nicht der Weg, um ein Diener des Herrn zu werden. Es ist vielmehr ein Hindernis, eines dieser Hindernisse, um deren Entfernung wir den Herrn im Gebet angefleht haben.«

Franziskus erwähnte ein weiteres Hindernis, das man »auch im Leben der Kirche« antreffen könne: »die Unlauterkeit«. Das sei der Fall, »wenn jemand dem Herrn dienen will, aber auch anderen Dingen dient, die nicht der Herr sind«. Doch habe uns Jesus gesagt, »dass niemand zwei Herren dienen kann: entweder dient er Gott oder er dient dem Reichtum«. Unlauterkeit sei »nicht dasselbe wie ein Sünder zu sein«. Denn »wir alle sind Sünder und bereuen dies«. Unlauter zu sein sei dagegen wie »ein doppeltes Spiel«. Und das sei »ein Hindernis«. Daher könne wer »nach Macht strebt und wer unlauter ist, schwerlich dienen und ein freier Diener des Herrn werden«.

Der Papst wandte sich dann der zweiten Bitte des Tagesgebets zu, der Bitte, dass wir uns in der Unbeschwertheit des Leibes und der Seele dem Dienst widmen können. Das zweite Schlüsselwort sei »Unbeschwertheit«, es bedeute »dem Herrn in Frieden dienen«. Denn »die Hindernisse – sowohl das Machtstreben als auch die Unlauterkeit – nehmen dir den Frieden und führen dich zu jenem ›Juckreiz‹ des Herzens, nicht im Frieden zu sein, immer unruhig, unzufrieden«. Eine Unzufriedenheit, »die uns dazu führt, in jener Spannung der weltlichen Eitelkeit zu leben – leben, um aufzufallen«. So gebe es viele Menschen, die »nur leben, um gesehen zu werden, um aufzufallen, damit andere sagen: ›Wie gut er doch ist…‹, für den Ruhm, weltlichen Ruhm«. Auf diese Weise aber »kann man dem Herrn nicht dienen«. So »bitten wir den Herrn, die Hindernisse wegzunehmen, damit wir in der Unbeschwertheit des Leibes und des Geistes« – das sei das dritte Element – »uns frei seinem Dienst widmen können«.

»Freiheit« sei das dritte Schlüsselwort. Denn »der Dienst an Gott ist frei: Wir sind Kinder, keine Sklaven. Gott in Frieden und Zuversicht zu dienen, wenn er selbst die Hindernisse von uns genommen hat, die uns Frieden und Ruhe rauben, bedeutet, ihm in Freiheit zu dienen.« Nicht umsonst, so Franziskus weiter, »spüren wir einen noch tieferen Frieden, wenn wir dem Herrn in Freiheit dienen«. Es sei wie erneut die Stimme des Herrn zu hören, der sagt: »Komm, komm du tüchtiger und treuer Diener!« Um dies zu tun, sei allerdings »die Gnade Gottes notwendig: allein können wir das nicht«. Auch dann, wenn wir »es erreicht haben, dem Herrn in Freiheit zu dienen und seine Kinder zu sein, können wir nicht sagen: ›Wir sind gute Diener des Herrn.‹« Vielmehr müssten wir sagen: »unnütze Sklaven«, ein Ausdruck, der auf die »Nutzlosigkeit unserer Arbeit verweist: alleine können wir das nicht«. Was wir tun müssten, das sei: »bitten und Raum schaffen«, damit Gott »uns in freie Diener verwandelt, in Kinder, nicht in Sklaven«.

Abschließend bat der Papst den Herrn, »dass er uns helfen möge, das Herz zu öffnen und den Heiligen Geist wirken zu lassen, damit er diese Hindernisse von uns nimmt, vor allem das Streben nach Macht, das so viel Schaden anrichtet, und die Unlauterkeit, zwei Gesichter zu haben… Er möge uns diese Unbeschwertheit, diesen Frieden schenken, um ihm als freie Kinder dienen zu können, die schließlich voller Liebe« zum Herrn sagten: »Danke, Vater, du weißt: Ich bin ein unnützer Diener.«



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