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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Wiederholung ausgeschlossen

Donnerstag, 12. Januar 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 3, 20. Januar 2017)

 

»Heute« und »Herz«: Diese Aspekte sind nach den Worten von Papst Franziskus die Grundlage für eine persönliche Gewissenserforschung über den Zustand der eigenen Beziehung zu Gott und zum Nächsten. Ausgangspunkt für die Überlegungen in der heiligen Messe vom 12. Januar, die der Papst in der Kappelle des Hauses Santa Marta feierte, war die erste Lesung aus dem Hebräerbrief (3,7-14).

»Da ist zunächst der Heilige Geist, der zu uns spricht«, sagte der Papst zu Beginn und wiederholte die ersten Worte des Evangeliums: »Brüder! Beherzigt, was der Heilige Geist sagt…« Der Heilige Vater erläuterte: »In diesem Abschnitt aus dem Hebräerbrief gibt es zwei Worte, die der Heilige Geist wiederholt: ›heute‹ und ›Herz‹.« Denn Paulus schreibe: »Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.« Und im Antwortpsalm (95) sei dann die Bitte um die Gnade enthalten, dass »unser Herz sich nicht verhärten möge, dass es nicht hart sei.« »Heute« sei also das erste Wort. Aber »das Heute, von dem der Heilige Geist spricht, ist unser Leben. Es ist ein Heute, wie der Heilige Geist selbst sagt, das eine Reihe von Tagen meint, aber es ist ein Heute.« Es ist ein »Heute, das kein Replay, keine Wiederholung, kein Morgen kennt: heute«. »Das Ende mag näher oder ferner sein, aber es ist das Heute, ein von Gott gewähltes Heute, ein Heute, in dem wir die Liebe Gottes empfangen haben, die Verheißung Gottes, ihn zu finden, bei ihm zu sein. Ein Heute, in dem wir an jedem Tag dieses Heute unseren Bund mit der Treue Gottes erneuern können.« Aber dennoch ist es ein »Heute«, weil »es in unserem Leben nur ein einziges Heute gibt«. Sicherlich gebe es »immer die Versuchung zu sagen: ›Ja, ja, morgen werde ich es tun.‹« Das sei »die Versuchung eines ›Morgen‹, das es nicht geben wird, wie Jesus selbst im Gleichnis der zehn Jungfrauen erläutert: Die fünf törichten Jungfrauen sind Öl kaufen gegangen, das ihnen fehlte«, da sie zueinander gesagt hätten: »Ja, ja, später, morgen, später gehe ich, später komme ich.« Aber am Ende, »als sie angekommen sind, war die Tür verschlossen«.

Franziskus unterstrich erneut: Das Leben »ist heute: ein Heute, das beginnt, und ein Heute, das endet; ein Heute voller Tage, aber es ist heute«. In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst auch an das Gleichnis des Mannes, »der zum Herrn kommt und an die Tür klopft: ›Herr, öffne mir! Ich bin es. Erinnerst du dich nicht? Ich habe mit dir gegessen, ich war bei dir.‹« Aber der Herr antworte ihm: »Ich kenne dich nicht, du bist zu spät gekommen.«

Der Papst beruhigte die Anwesenden: »Ich sage das nicht, um euch zu erschrecken, sondern einfach, um zu sagen, dass unser Leben ein Heute ist: heute oder nie. Ich denke an diese Dinge. Das Morgen wird ein ewiges Morgen sein, ohne Ende, mit dem Herrn, für immer, wenn ich diesem Heute treu bin.« Und »die Frage, die ich an euch richte, ist die Frage, die der Heilige Geist stellt: Wie lebe ich dieses Heute?«

Das zweite Wort aus dem Abschnitt des Hebräerbriefs sei »Herz«. »Mit dem Herzen kennen wir Gott und mit dem Herzen begegnen wir dem Herrn.« Aber »wie ist unser Herz?« Der heilige Paulus gebe in seinem Brief einen konkreten Rat: »Verhärtet euer Herz nicht.« Daher sei es gut, sich zu fragen, ob »mein Herz hart und verschlossen ist« oder vielleicht auch »ohne Glauben, verdorben, verführt«. Im Übrigen tadle Jesus häufig die Menschen, die »nicht begreifen«, nicht verstehen, »ein zögerndes Herz haben«. Denn gerade »in unserem Herzen« ist der Ort, »wo sich das Heute entscheidet«. Daher müssten wir uns fragen, »ob unser Herz für den Herrn offen ist«.

Franziskus gestand, dass es ihn immer sehr berühre, »wenn ein Mensch in vorgerücktem Alter, ein Priester oder eine Ordensschwester, zu ihm sagten: ›Vater, beten sie, dass ich bis zum Schluss standhaft sein kann.‹« Natürlich könne man sich fragen, ob diese Person »Angst« habe, nachdem sie »das ganze Leben, jeden Tag ihres Heute im Dienst des Herrn in guter Weise« gelebt habe. Aber es sei sicher keine Frage der Angst, denn sie antworteten: »Mein Leben ist noch nicht vorbei. Ich möchte es in Fülle leben, beten, damit das Heute ganz erfüllt kommt, mit einem Herzen, das stark ist im Glauben und nicht verdorben von der Sünde, den Lastern, der Korruption.« »Zwei Worte« würden uns somit von der Liturgie vorgelegt, und der Papst lud ein, sie sich zu eigen zu machen. Vor allem: »Heute. Dieses Heute voller Tage, das sich aber nicht wiederholen wird. Das Heute, Tage, die sich wiederholen werden, bis der Herr sagt: ›Es ist genug.‹« Das zweite Wort sei: »Herz«. Wir müssten stets ein »Herz haben, das für den Herrn offen ist, und nicht verschlossen, hart, nicht verhärtet, ohne Glauben, pervertiert, verführt von den Sünden«. Der Herr »ist vielen begegnet, die ein verschlossenes Herz hatten: die Schriftgelehrten; alle, die ihn verfolgten, die ihn auf die Probe stellten, um ihn zu verurteilen, und am Ende ist ihnen dies auch gelungen«.

»Wir wollen nur mit diesen beiden Worten nach Hause gehen«, sagte Franziskus abschließend. Und wir sollten uns fragen: »Wie ist mein Heute?«, ohne je zu vergessen, dass »das Ende noch am selben Tag sein kann, an diesem Tag oder viele Tage später«. Aber es sei gut zu prüfen, »wie es um mein Heute in der Gegenwart des Herrn bestellt ist«. Man solle sich auch fragen: »Wie ist mein Herz? Ist es offen, stark im Glauben? Lässt es sich von der Liebe des Herrn führen?« Und »mit diesen beiden Fragen wollen wir den Herrn um die Gnade bitten, die ein jeder von uns braucht«.

 



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