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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Wenn Jesus »Frau« sagt

Freitag, 15. September 2017
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 38, 22. September 2017)

 

Maria, die unter dem Kreuz Jesu steht, ist ein Bild, das es zu »betrachten« gilt: es bedarf keiner großen Worte, um das Wesen des Zeugnisses »einer Frau« zu erkennen, die »unser aller Mutter« ist. Dies erklärte der Papst bei der Feier der heiligen Messe in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta am Freitagmorgen, 15. September, Gedächtnis der Schmerzen Mariens.

»Es ist ratsam, diese Passage aus dem Evangelium eher zu betrachten, als bloß über sie nachzudenken«, erklärte Franziskus unter Bezugnahme auf den Abschnitt aus dem Johannes - evangelium (19,25-27), wie ihn die heutige Liturgie vorlegt, die Maria unter dem Kreuz Jesu zeigt. Ja, erklärte er, »die Mutter Jesu betrachten, dieses Zeichen des Widerspruchs betrachten, denn Jesus ist der Sieger, aber am Kreuz«. »Und das«, fügte er hinzu, »ist ein Widerspruch, das versteht man nicht: es bedarf des Glaubens, um zu begreifen « oder »um sich diesem Geheimnis wenigsten zu nähern«. Die Mutter Gottes »wusste«, unterstrich der Papst, »da sie ihr ganzes Leben mit der durchbohrten Seele zu leben hatte, Simeon hatte es ihr vorausgesagt«. Und »sie folgte Jesus und hörte die Worte, die die Leute sagten: ›Was für ein Großer er doch ist!‹ – ›Aber der da kommt nicht von Gott!‹ – ›Der da, nein, das ist kein wahrer Gläubiger‹ «. Maria »hörte alles: alle Worte für und gegen Jesus«.

Im Übrigen, rief Franziskus in Erinnerung, stand sie »immer bei ihrem Sohn: aus diesem Grund sagen wir, dass sie die erste Jüngerin ist«. Und »immer mit der Unruhe, die in ihrem Herzen dieses Zeichen des Widerspruchs entstehen ließ«. Immer, so der Papst erneut, bis »zum Ende ist sie dort, steht sie dort, mit dem Blick auf den Sohn«. Und »vielleicht hörte sie die Kommentare: ›Schau, die da ist die Mutter eines der drei Verbrecher.‹ « Doch sie »schwieg: sie ist die Mutter, sie verleugnete den Sohn nicht, sie zeigte ihr Gesicht für den Sohn«.

»Was ich hier jetzt sage«, erklärte der Papst weiter, »sind einfache Worte, um zu helfen, dieses Geheimnis – in Stille – zu betrachten: in jenem Augenblick hat sie uns alle geboren, sie hat die Kirche geboren«. Die Worte des Johannesevangeliums aufnehmend machte der Papst darauf aufmerksam, dass Jesus seine Mutter »Frau« nennt und zu ihr sagt: »Siehe, deine Kinder«. Ja, Jesus »sagt nicht ›Mutter‹, er sagt ›Frau‹«. Und Maria ist »eine starke Frau, eine mutige Frau: eine Frau, die dort war, um zu sagen: ›Das ist mein Sohn: ich verleugne ihn nicht‹«.

Abschließend lud Franziskus dazu ein, »in Stille nur zu betrachten, zu schauen: der Heilige Geist möge einem jeden von uns das sagen, dessen wir bedürfen«.

 

 



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