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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Gott liebt jeden wie ein Vater und wie eine Mutter

Donnerstag, 22. März 2018
 

 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 16, 20. März 2018)
 

Gott liebt einen jeden »wie ein Vater und wie eine Mutter«: um dies in Erinnerung zu rufen, schlug Papst Franziskus das Bild jener zarten Blume vor, die »Vergissmeinnicht« genannt und in Argentinien den Müttern zum Muttertag geschenkt wird: »ein liebliches Blau, wenn die Mutter noch lebt, und Violett, wenn sie bereits verstorben ist«. Denn gerade »wie eine Mutter« vergesse auch Gott, »der treu in der Hoffnung« sei, niemals eines seiner Kinder, erklärte der Papst in der Messe in Santa Marta am Donnerstag, 22. März.

»Unmittelbar vor Beginn der Karwoche«, so der Papst, »lässt uns die Kirche über den Herrn nachdenken, der nicht vergisst, über unseren treuen Gott«. Und in der Tat »haben wir im Psalm (105) wiederholt: ›Der Herr ist unser Gott, ewig denkt er an seinen Bund‹«. Der Herr »vergisst nie, nie, denn er ist treu, er kann nicht untreu sein: er ist die Treue«.

»In der ersten Lesung«, so erläuterte Franziskus und bezog sich dabei auf das Buch Genesis (17,3-9), »findet sich die Erzählung von der Änderung des Namens Abrahams, als der Herr zu ihm sagt: »Ich will meinen Bund stiften zwischen mir und dir‹«. Gott werde also keinen Bund »mit denen da« stiften, »nein: mit dir«. Auf diese Weise also »stiftet der Herr einen Bund mit Abraham, einen Bund, der sich ausweiten wird, der sich verlängern wird; in der Geschichte wird er ein Volk werden: ein Volk, das so einiges angestellt hat«.

Im Übrigen »kennen wir die Sünden des Volkes«, erklärte der Papst: »Viele Male, in der Wüste, nach der Befreiung aus Ägypten, der Götzendienst, die Dinge, die das Volk getan hat«. Und dennoch »ist der Herr treu«. Und »das ist das Bild, das die Kirche für uns zu Beginn der Karwoche will: wir werden mit dem treuen Herrn unterwegs sein, der uns auserwählt hat, der mich auserwählt hat und mich nicht vergisst, denn er hat jene leidenschaftliche, innige Liebe, die sich nicht vergessen lässt«. Gerade »das ist die Treue Gottes«.

»In meiner Heimat«, so Franziskus, »gibt es ein kleines Blümchen, das man den Müttern am Tag« des Festes »der Mutter schenkt und das es in zwei Farben gibt: ein liebliches Blau für die lebendigen Mütter und Violett für die verstorbenen Mütter«. Ja, diese Blume »hat zwei Farben und heißt no me olvides, ›Vergissmeinnicht‹, vergiss mich nicht«.

Gerade »das ist die Liebe Gottes, wie jene der Mutter: Gott vergisst uns nicht, nie, er kann nicht, er ist seinem Bund treu«. Gewiss, fügte er hinzu, »das schenkt uns Sicherheit«, so dass »wir von uns sagen können: ›nun, mein Leben ist so hässlich, ich habe diese Probleme, ich bin ein Sünder, eine Sünderin…‹«. Aber »er vergisst dich nicht, denn er hegt diese leidenschaftliche, innige Liebe, er ist Vater und Mutter: ganz einfach«. Und »mit dieser Liebe treten wir in die Karwoche ein«.

»Und dann führt uns diese Treue Gottes zur Freude«, erklärte der Papst und bezog sich dabei auf den Abschnitt aus dem Johannesevangelium (8,51-59) aus der heutigen Liturgie: es sei »genau das, was Jesus den Juden antwortete: ›Abraham jubelte in der Hoffnung, weil er meinen Tag sehen sollte‹«. Also »ist unsere Freude ein Jubeln in der Hoffnung«. Vielleicht »weil ich gut bin? Nein, weil er treu ist«.

»In der Hoffnung jubeln«, unterstrich der Papst erneut, weil »ein jeder von uns weiß, dass er nicht treu ist, keiner von uns ist treu, er aber ja«. Das also »ist unsere Hoffnung und unsere Freude: seine Treue, die uns bei der Hand nimmt und uns nicht loslässt, die dich nicht loslässt«. Diesbezüglich empfahl der Papst, »an den guten Schächer zu denken: der treue Gott kann sich nicht selbst verleugnen, er kann uns nicht verleugnen, er kann seine Liebe nicht verleugnen, er kann sein Volk nicht verleugnen, er kann nicht verleugnen, da er uns liebt«. Und »das ist die Treue Gottes«.

Der Papst setzte seine Betrachtungen fort und erklärte auch die rechte Haltung, die es einzunehmen gelte, »wenn wir zur Beichte gehen: bitte, wir dürfen nicht denken, dass wir da in die Reinigung gehen, um uns vom Schmutz zu säubern, nein«. Vielmehr »gehen wir zur Beichte, um die Umarmung der Liebe dieses treuen Gottes zu empfangen, der uns immer erwartet. Immer!« Und »das führt uns zur Freude, zum Jubel in der Freude«. Gerade »mit diesem Gefühl müssen wir die Karwoche beginnen: mit dem Gefühl eines Gottes, der uns nicht vergisst, der treu ist in der Hoffnung«.

»Da ist noch etwas Letztes«, sagte der Papst weiter: »Das heutige Evangelium endet mit einem interessanten Vers, es sagt, dass diese Gesetzeslehrer ›Steine aufhoben, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel‹«. Die Steine also, »mit denen die Sünder gesteinigt werden«. Dagegen »steinigt die Hoffnung Gottes den Sünder niemals«.

»Die Steine, um die Wahrheit der Auferstehung zu verdunkeln, vor dem Grab, dort verschlossen; Steine zum Töten«, so Franziskus. »Aber wenn wir die Treue Gottes nicht anerkennen, dann sagt uns der Herr selbst: ›Diese Steine werden schreien, sie werden stärker sein als wir‹«. »Ich möchte noch etwas hinzufügen: das ist so klar«, so die abschließende Mahnung des Papstes: »wir beginnen die Woche auf diese Weise: er ist treu, er kennt mich, er liebt mich, nie wird er mich alleine lassen, er nimmt mich bei der Hand: was kann ich wollen? Was mehr? Was soll ich tun? Juble voller Hoffnung, juble in der Hoffnung, denn der Herr liebt dich wie ein Vater und wie eine Mutter«. 

 



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