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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Der wahre Protagonist

Montag, 11. Juni 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 32/33, 10. August 2018)

 

Der Auftrag Jesu ist klar: »Geht, verkündigt, macht alle Völker zu meinen Jüngern!« Doch was bedeutet es wirklich, zu »evangelisieren«? Das erläuterte der Papst anhand der liturgischen Texte in der Messe am Montag, 11. Juni. Den Abschnitten aus der Apostelgeschichte (11,21-26; 13,1-3) und aus dem Matthäusevangelium (10,7-13) »können wir drei Aspekte der Evangelisierung entnehmen«, und zwar: »Verkündigung, Dienen und Unentgeltlichkeit«.

Vor allem müsse man verstehen, dass die Evangelisierung »keine einfache Predigt, sondern Verkündigung ist. Sie ist mehr.« Denn die Verkündigung »trifft ins Herz, dringt ins Herz ein, verändert die Herzen«, aus einem einfachen Grund: »In ihr wirkt der Heilige Geist. Ohne den Heiligen Geist gibt es keine Evangelisierung.« Denn »er ist der Protagonist der Evangelisierung, wir sind die Diener. Doch er ist es, der voranbringt.« Wenn also »der Geist nicht vorhanden ist, bleiben nur unsere Fähigkeiten«. Es mag »auch unseren Glauben geben, aber ohne den Geist geht es nicht voran; die Herzen werden nicht verwandelt«.

Unter Verwendung eines anschaulichen Wortes erklärte der Papst, dass die Verkündigung »ohrfeigt«, also den Menschen direkt betroffen mache: »Sie geht voran, sie ändert die Dinge.« Denn »oft hatten wir gut gemachte, perfekte Pastoralpläne: wie die Dinge zu tun sind, Schritt für Schritt. Trotzdem waren sie kein Mittel der Evangelisierung, sondern ein Selbstzweck. Und diese Pastoralpläne sind gescheitert.« Warum? »Weil sie unfähig waren, die Herzen zu verwandeln«, so der Papst, der hervorhob, dass Jesus keine »unternehmerische Haltung« fordere, sondern die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist: »Der wahre Mut der Evangelisierung ist nicht menschliche Dickköpfigkeit«, sondern er liege im Heiligen Geist. Kurz gesagt: »Verkündigung bedeutet voranzugehen«, indem man »gut durchdachte, gut durchbetete Dinge« tue, jedoch immer »mit dem Heiligen Geist als Protagonisten«.

Dann gebe es noch ein zweites Element: »das Dienen«. Auch diesbezüglich »ist Jesus sehr deutlich « und gebiete den Jüngern: »Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!« Die Evangelisierung »bringt mit der Verkündigung auch das Dienen mit sich«. Wenn dieser Aspekt fehle, könne es den Anschein haben, dass es sich um Verkündigung handle, »doch sie ist es nicht«. Die Gegenwart des Geistes sei grundlegend. »Der Geist bringt dich nicht nur voran, um die Wahrheit des Herrn und das Leben des Herrn zu verkünden, sondern er bringt dich auch zu den Brüdern, zu den Schwestern, um ihnen zu dienen«, auch »in den kleinen Dingen«.

In diesem Zusammenhang erwähnte der Papst einen negativen Aspekt im Leben der Kirche: »Es ist schlimm, wenn man Evangelisierer vorfindet, die sich bedienen lassen und dafür leben, sich bedienen zu lassen. Das ist schlimm.« Es sei die traurige Wirklichkeit derer, die sich für »die Fürsten der Evangelisierung« hielten und dächten: »Ich gehe dorthin, und statt zu verkündigen, mit dem Geist und mit dem Dienen, lasse ich mich von den anderen bedienen. Weil ich die Stufen der Kirche, der Gesellschaft erklommen habe, bin ich jetzt einen Schritt weiter…« Franziskus kommentierte: »Das Erklimmen der Karriereleiter in der Kirche ist ein Zeichen dafür, das man nicht weiß, was Evangelisierung ist. Es ist ein Zeichen. Menschen, die andere gebrauchen, um sich bedienen zu lassen. Nein: Du musst dienen! Wer leitet, muss dienen, sagt der Herr.« Das dritte Element sei »die Unentgeltlichkeit«. Der Herr sagt: »Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.« Von diesem Grundsatz, erklärte der Papst, gebe es keine Ausnahme, solange niemand sagen könne: »Nein, ich habe mich dank meiner eigenen Verdienste gerettet.«

Aber sofort fügte er hinzu: »Ich glaube, dass unter uns keiner ist, dessen Verdienste für das Heil ausreichend wären: Wir alle sind unentgeltlich von Jesus Christus gerettet worden und müssen daher unentgeltlich geben.« Dies sei eine Lektion für alle »Mitarbeiter in der Pastoral«, die »lernen müssen«, dass »ihr Leben unentgeltlich sein muss: im Dienen, in der Verkündigung, getragen vom Heiligen Geist«.

 



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