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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Salz und Licht - die Heiligkeit im Alltag

Dienstag, 12. Juni 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 34, 24. August 2018)

 

Das Zeugnis des Christen ist ein Zeugnis »rund um die Uhr«, da es »am Morgen beginnt, wenn ich aufstehe, bis zum Abend, wenn ich zu Bett gehe«. Es ist ein einfaches, anonymes, demütiges Zeugnis, das keinen Anspruch auf Anerkennung und Verdienste erhebt. Papst Franziskus ging bei der Messe in Santa Marta am Dienstag, 12. Juni, auf das wirksame Bild aus dem Evangelium ein, das dazu ermahnt, Salz und Licht für die anderen zu sein.

Der Papst unterbreitete »nur eine Betrachtung über unser Zeugnis, die uns gut tun kann«, wie er zu Beginn seiner Predigt erklärte, die sich mit dem Abschnitt aus dem Matthäusevangelium (5,13-16) auseinandersetzte. »Das größte Zeugnis des Christen«, so Franziskus, »besteht darin, sein Leben hinzugeben, wie es Jesus tat, ein Märtyrer zu werden, Märtyrer und Zeuge«. Doch »es gibt da auch ein anderes Zeugnis: das alltägliche Zeugnis, das am Morgen beginnt, wenn ich aufstehe, bis zum Abend, wenn ich schlafen gehe; das einfache, gewöhnliche Zeugnis«.

»Der Herr sagt, dass dieses Zeugnis darin besteht, wie das Salz und wie das Licht zu sein, mehr noch: Salz und Licht zu werden«, erklärte Franziskus. In Wirklichkeit »scheint das eine Kleinigkeit zu sein, denn der Herr wirkt Wunder mit unseren wenigen Dingen, er wirkt Wunderbares «. Daher »muss der Christ diese Haltung der Demut einnehmen: nur danach zu trachten, Salz und Licht zu sein«. Also »Salz für die anderen, Licht für die anderen» zu sein, »denn das Salz verleiht nicht sich selbst Geschmack«, sondern »ist immer im Dienst«. Und so »erleuchtet auch das Licht nicht sich selbst«, da es »immer jemandem dient«.

»Salz für die anderen« zu sein, sei daher die Sendung des Christen: »wenig Salz, das für das Essen dienlich ist, doch wenig«. Im Übrigen »wird das Salz im Supermarkt nicht tonnenweise verkauft «, sondern »in kleinen Tüten: das ist ausreichend«. Und dann »rühmt sich das Salz nicht seiner selbst, weil es nicht sich selbst dient: es ist immer da, um den anderen zu helfen, um zu helfen, die Dinge zu konservieren, die Dinge zu würzen«. Ein »einfaches Zeugnis«. Der Christ müsse deshalb »Salz« sein und dann auch »Licht«. »Das Licht erleuchtet nicht sich selbst, nie. Das Licht erleuchtet die anderen, es ist für die anderen, es ist für die Leute, es ist dazu da, um uns in den Stunden der Nacht, der Finsternis zu helfen«. Und gerade dies sei der Stil »des alltäglichen Christseins«. So also »sagt uns der Herr: ›Du bist Salz, du bist Licht.‹ – ›Ach, richtig! Herr, so ist es. Ich werde viele Leute zur Kirche führen und ich werde…‹ – ›Nein, du wirst es so machen, dass die anderen den Vater sehen und verherrlichen. Dir wird kein Verdienst zugesprochen werden.‹«

Denn, so erklärte der Papst, »wenn wir essen, dann sagen wir nicht: ›Gut ist das Salz.‹« Wir sagen vielmehr: »Gut sind die Nudeln, gut ist das Fleisch!« Aber wir sagen nicht: ›Gut ist das Salz!‹« Und »wenn wir in der Nacht nachhause gehen, dann sagen wir nicht: ›Gut ist das Licht.‹ Wir ignorieren das Licht, doch wir leben mit jenem Licht, das erleuchtet.«

»Das ist ein Aspekt, der dazu führt, dass wir Christen im Leben anonym sind«, so der Papst erneut. Denn »wir sind nicht Protagonisten unserer Verdienste wie jener Pharisäer: ›Herr, ich danke dir, dass ich ein Heiliger bin.‹« Franziskus betonte »die Einfachheit des christlichen Zeugnisses« und regte an: »Ein schönes Gebet am Ende des Tages könnte für uns alle darin bestehen, sich zu fragen: War ich heute Salz? War ich heute Licht?« Gerade »das ist die alltägliche Heiligkeit«, schloss der Papst seine Betrachtungen, verbunden mit dem Wunsch, »dass der Herr uns helfen möge, dies zu verstehen«.

 



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