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FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Treue und Beharrlichkeit im Dienen

Dienstag, 7. April 2020

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Gebetsanliegen:

»In diesen Tagen der Fastenzeit haben wir die Verfolgung gesehen, die Jesus erlitten hat, und wie verbissen die Gesetzeslehrer sich gegen ihn wenden: Er ist unter Verbissenheit verurteilt worden, mit Verbissenheit, obwohl er unschuldig war. Ich möchte heute für alle Menschen beten, die unter einem Urteil leiden, das aufgrund von Verbissenheit ungerecht ist.« In seiner Predigt kommentierte der Papst die liturgischen Texte aus dem Buch des Propheten Jesaja (49,1-6), dem zweiten Lied vom Gottesknecht, und aus dem Johannesevangelium (13,21-33.36-38), das vom Verrat des Judas und der Verleugnung des Petrus spricht. Er forderte auf, um die Gnade zu bitten, trotz des Fallens stets Dienende zu bleiben.

Predigt:

Die Prophezeiung des Jesaja, die wir gehört haben, ist eine Prophezeiung über den Messias, über den Erlöser, aber auch eine Prophezeiung über das Volk Israel, über das Gottesvolk: Wir können sagen, dass sie eine Prophezeiung über einen jeden von uns sein kann. Im Wesentlichen hebt die Prophezeiung hervor, dass der Herr seinen Knecht schon im Mutterleib auserwählt hat: Es wird zwei Mal gesagt (vgl. Jes 49,1). Von Anfang an war sein Knecht auserwählt, von Geburt an oder schon vor der Geburt. Das Gottesvolk wurde schon vor der Geburt auserwählt, auch ein jeder von uns. Keiner von uns ist aus Zufall, zufällig auf die Welt gekommen. Jeder hat eine Bestimmung, eine freie Bestimmung, die Bestimmung der Erwählung durch Gott. Ich werde mit der Bestimmung geboren, ein Kind Gottes zu sein, ein Knecht Gottes zu sein, mit der Aufgabe zu dienen, tätig zu sein, aufzubauen. Und zwar vom Mutterleib an. Der Gottesknecht, Jesus, hat bis zum Tod gedient: Es schien eine Niederlage zu sein, aber es war seine Art zu dienen.

Und das macht deutlich, wie wir in unserem Leben dienen sollen. Dienen bedeutet, sich hinzuschenken, sich den anderen hinzuschenken. Dienen bedeutet nicht, für jemanden von uns einen Vorteil zu beanspruchen, der nicht das Dienen ist. Dienen ist die Herrlichkeit; und die Herrlichkeit Christi ist das Dienen bis zur Selbstentäußerung, bis zum Tod, zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,8). Jesus ist der Knecht Israels. Das Gottesvolk ist ein Knecht, und wenn das Gottesvolk sich von dieser dienenden Haltung entfernt, dann ist es ein abtrünniges Volk: Es entfernt sich von der Berufung, die Gott ihm gegeben hat. Und wenn jemand von uns sich von dieser Berufung zum Dienen entfernt, dann entfernt er sich von der Liebe Gottes. Und er baut sein Leben auf anderen Vorlieben auf, die oft götzendienerisch sind.

Der Herr hat uns schon im Mutterleib auserwählt. Es gibt im Leben Verfehlungen: Jeder von uns ist ein Sünder und kann zu Fall kommen und ist gefallen. Nur die Gottesmutter und Jesus nicht: Wir anderen sind alle gefallen, sind Sünder. Wichtig ist jedoch die Haltung vor Gott, der mich auserwählt hat, der mich zum Knecht gesalbt hat; es ist die Haltung eines Sünders, der in der Lage ist, um Vergebung zu bitten, wie Petrus, der schwört: »Nein, ich werde dich nie verleugnen, Herr, nie, nie, nie!«, und der dann, als der Hahn kräht, weint. Er bereut es (vgl. Mt 26,75). Das ist der Weg des Knechtes: wenn er ins Straucheln gerät, wenn er fällt, um Vergebung bitten. Wenn der Knecht dagegen nicht in der Lage ist zu verstehen, dass er gefallen ist, wenn die Leidenschaft ihn so sehr ergreift, dass sie ihn zum Götzendienst führt, dann öffnet er das Herz dem Satan, dann geht er in die Nacht hinein: Das ist es, was mit Judas geschehen ist (vgl. Mt 27,3-10). Denken wir heute an Jesus, den Knecht, der treu ist im Dienen. Seine Berufung ist es zu dienen, bis zum Tod, zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,5-11). Denken wir an einen jeden von uns, der Teil des Gottesvolkes ist: Wir sind Knechte, unsere Berufung ist es zu dienen – und nicht, unseren Platz in der Kirche auszunutzen. Dienen. Immer im Dienst. Bitten wir um die Gnade, im Dienen beharrlich zu sein. Manchmal mit Ausrutschern, mit Verfehlungen, aber wenigstens mit der Gnade zu weinen, wie Petrus geweint hat.


 



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