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HEILIGE MESSE FÜR DIE IM KRIEG GEFALLENEN

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Amerikanischer Soldatenfriedhof, Nettuno
Donnerstag, 2. November 2017

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Wir alle haben uns heute hier voller Hoffnung versammelt. Jeder von uns kann in seinem Herzen die Worte Ijobs wiederholen, die wir in der ersten Lesung gehört haben: »Ich weiß: mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub« (Ijob 19,25). Die Hoffnung, Gott zu begegnen und dass wir alle einander als Brüder begegnen: diese Hoffnung trügt nicht. Paulus gebraucht in der zweiten Lesung dieses starke Wort: »Die Hoffnung trügt nicht.«

Aber häufig entsteht und wurzelt die Hoffnung in den vielen menschlichen Wunden, in vielen menschlichen Schmerzen, und jener Moment des Schmerzes, der Wunde, des Leids lässt uns zum Himmel blicken und sagen: »Ich glaube, dass mein Erlöser lebt. Aber bleibe, Herr.« Und das ist das Gebet, das vielleicht in uns allen aufsteigt, wenn wir auf diesen Friedhof blicken. »Ich bin sicher, Herr, dass diese unsere Brüder und Schwestern bei dir sind,« sagen wir. »Aber bitte, Herr, bleibe hier. Nie mehr. Nie mehr Krieg. Nie wieder dieses unnötige Blutbad«, wie Benedikt XV. sagte. Besser zu hoffen ohne diese Zerstörung: junge Menschen… Tausende und Abertausende von zerstörten Hoffnungen. »Das nicht mehr, Herr.« Und das müssen wir heute sagen, wo wir für die Verstorbenen beten. Aber an diesem Ort beten wir besonders für diese jungen Menschen: Heute, wo die Welt sich erneut im Krieg befindet und sich auf noch mehr und heftigeren Krieg vorbereitet. »Nie wieder, das nicht mehr.« Mit dem Krieg ist alles verloren.

Mir kommt jene betagte Frau in den Sinn, die mit dem Blick auf die Ruinen von Hiroshima mit von Weisheit geprägter Resignation – jener klagenden Resignation, die die Frauen zu leben wissen, da es ihr Charisma ist – sagte: »Die Menschen tun alles, um Krieg zu erklären und zu führen, und am Ende zerstören sie sich selbst.« Das ist Krieg: die Zerstörung von uns selbst. Sicherlich hatte jene alte Frau dort Kinder und Enkel verloren. Allein die Wunde im Herzen war geblieben und die Tränen. Und wie heute ein Tag der Hoffnung ist, so ist heute auch ein Tag der Tränen. Tränen, wie die jener Frauen, die sie spürten und weinten, wenn die Nachricht kam: »Ihnen ist die Ehre zuteilgeworden, dass Ihr Mann ein Held des Vaterlandes ist, dass Ihre Söhne Helden des Vaterlandes sind.« Es sind Tränen, die die Menschheit heute nicht vergessen darf. Der Stolz dieser Menschheit, die die Lektion nicht gelernt hat, und es scheint, dass sie sie nicht lernen will!

Wenn die Menschen so oft in der Geschichte daran denken, einen Krieg zu führen, dann sind sie überzeugt, eine neue Welt zu bringen, sie sind überzeugt, dass sie einen »Frühling« bewirken. Und es endet in einem schlimmen, grausamen Winter mit der Herrschaft des Terrors und dem Tod. Heute beten wir für alle Verstorbenen, für alle, aber besonderes für diese jungen Menschen, in einem Augenblick, wo so viele von ihnen Tag für Tag sterben in den Kämpfen dieses »stückchenweise« geführten Krieges. Beten wir auch für die Toten von heute, die Kriegstoten, darunter auch unschuldige Kinder. Das ist die Frucht des Krieges: der Tod. Und der Herr möge uns die Gnade schenken zu weinen.

 



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