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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS 
AN DIE TEILNEHMER AM GENERALKAPITEL DER
HERZ-JESU-PRIESTER (DEHONIANER)

Konsistoriensaal
Freitag, 5. Juni 2015

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Liebe Herz-Jesu-Priester!

Mit Freude empfange ich euch anlässlich des Generalkapitels, eines wichtigen Augenblicks der Vertiefung und des Wachstums eurer Ordensfamilie, und ergreife gerne die Gelegenheit, dem neuen Generaloberen, P. Heiner Wilmer, die besten Wünsche zum Ausdruck zu bringen für die Aufgabe, in die ihn seine Mitbrüder durch ihr Vertrauen berufen haben. Durch euch grüße ich alle Dehonianer, die – oft unter schwierigen Bedingungen – in verschiedenen Teilen der Welt tätig sind, und ermutige sie, ihren apostolischen Einsatz mit großherziger Treue fortzusetzen.

Während der Arbeiten des Kapitels habt ihr eure Reflexion auf die Gemeinschaft ausgerichtet, die berufen ist, versöhnt zu leben, um das Leben und das Evangelium mit allen zu teilen, besonders mit den Ausgegrenzten. Das Thema eures Kapitels lautete daher: »Barmherzig, in Gemeinschaft, mit den Armen«. Ich möchte euch einige Vorschläge zur Umsetzung eurer pastoralen Tätigkeit machen.

»Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden« (Mt 5,7). Das Ordensleben ist ein ganz am Evangelium ausgerichtetes Leben, da es die Seligpreisungen konkret umsetzt. Als Ordensmänner seid ihr daher aufgerufen, barmherzig zu sein. Es geht vor allem darum, in tiefer Gemeinschaft mit Gott zu leben – im Gebet, in der Betrachtung der Heiligen Schrift, in der Feier der Eucharistie, auf dass unser ganzes Leben ein Weg des Wachstums in der Barmherzigkeit Gottes sei.

In dem Maße, in dem wir uns der umsonst geschenkten Liebe des Herrn bewusst werden und ihn in uns selbst aufnehmen, wachsen auch unsere Zärtlichkeit, unser Verständnis und unsere Güte gegenüber den Menschen in unserer Nähe. Zu den Bemühungen um eine Erneuerung eures Instituts und eurer Sendung in der Welt gehört notwendigerweise die liebevolle Fürsorge für die Situation jedes einzelnen Ordensmannes, damit seine Weihe immer mehr Quelle der Leben spendenden und heiligenden Begegnung mit Jesus sein kann, dessen durchbohrtes Herz Quelle des Trostes, des Friedens und des Heils für alle Menschen ist.

Das Ordensleben ist ein Zusammenleben von Gläubigen, die sich von Gott geliebt fühlen und versuchen, ihn zu lieben. Gerade in diesem gemeinsamen Bemühen könnt ihr den tieferen Grund eures geistlichen Einklangs finden. In der Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes und seiner Liebe werdet ihr auch den Punkt finden, an dem eure Gemeinschaften in harmonische Übereinstimmung gebracht werden können. Das setzt das Bemühen voraus, die Barmherzigkeit, die die Mitbrüder euch entgegenbringen, immer mehr zu empfinden und ihnen den Reichtum eurer Barmherzigkeit zu schenken. Bei all dem ist euch das Zeugnis eures Gründers, des großen Apostels des Heiligen Herzens, stets Vorbild und Hilfe.

Barmherzigkeit ist das Wort, in dem das Evangelium zusammengefasst ist. Wir können sagen, dass sie das »Antlitz« Christi ist – jenes Antlitz, das er gezeigt hat, als er allen entgegenging, als er die Kranken heilte, als er mit den Sündern zu Tisch saß und vor allem als er, ans Kreuz genagelt, vergeben hat: Dort haben wir das Antlitz der göttlichen Barmherzigkeit. Und der Herr ruft euch auf, »Kanäle« dieser Liebe zu sein, in erster Linie gegenüber den Letzten, den Ärmsten, die in seinen Augen bevorzugt sind. Lasst euch beständig herausfordern von den Situationen der Schwäche und der Armut, mit denen ihr in Berührung kommt, und versucht, auf angemessene Weise das Zeugnis der Liebe anzubieten, die der Heilige Geist in eure Herzen ausgießt (vgl. Röm 5,5). Der Stil der Barmherzigkeit möge euch erlauben, euch bereitwillig für die gegenwärtigen Nöte zu öffnen und in den neuen Areopagen der Evangelisierung tatkräftig anwesend zu sein. Dabei sollt ihr – auch wenn dies Opfer mit sich bringen sollte – die Öffnung auf jene Wirklichkeiten extremer Not hin bevorzugen, die für die Krankheiten der heutigen Gesellschaft symptomatisch sind.

Die Geschichte eurer Kongregation wird geprägt und fruchtbar gemacht von vielen eurer Mitbrüder, die ihr Leben großherzig im Dienst des Evangeliums dargebracht und in fügsamer Gemeinschaft mit den Hirten gelebt haben, mit ungeteiltem Herzen für Christus und im Geist der Armut. Ihre am Evangelium ausgerichtete Entscheidung möge eure missionarische Tätigkeit erleuchten und euch ermutigen, eure besondere Sendung in der Kirche mit erneuertem apostolischem Elan fortzusetzen. Auf den Spuren dieser Zeugnisse könnt ihr den verschiedenen Umfeldern, in die ihr eingebunden seid, neue missionarische Impulse verleihen.

Ich hoffe, dass die vom Generalkapitel ausgearbeiteten Leitlinien das Institut anhalten mögen, seinen Weg mit Großherzigkeit fortzusetzen, auf dem vom Gründer vorgezeichneten Weg. Mit diesen Gedanken bitte ich um den himmlischen Schutz der Jungfrau Maria und erteile euch allen sowie der ganzen Familie der Dehonianer einen besonderen Apostolischen Segen.

 



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