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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE FÜHRUNGSKRÄFTE UND ANGESTELLTEN DER
RÖMISCHEN GENOSSENSCHAFTSBANK
"
BANCA DI CREDITO COOPERATIVO"

Aula Paolo VI
Samstag, 12. September 2015

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag und willkommen!

Ich begrüße den Präsidenten, die Vorstandsmitglieder, die Genossenschafter, die Angestellten, die zahlreich anwesenden Familienangehörigen und danke ihnen allen. Im vergangenen Februar bin ich mit den Vertretern der »Confcooperative« [Bund der italienischen Kooperativen] und »Federcasse« [Italienischer Verband der Genossenschaftsbanken, der Landwirtschafts- und Handwerkskassen] zusammengetroffen; heute treffe ich euch aus Anlass des 60-jährigen Gründungsjubiläums eurer Genossenschaftsbank.

Der Grund für diese Begegnungen liegt in der Wertschätzung, die die Kirche den Genossenschaften entgegenbringt. Die Entstehung vieler dieser Zusammenschlüsse geht auf Priester, engagierte Laien oder vom Geist christlicher Solidarität beseelte Gemeinschaften zurück. Diese »Bewegung « ist nie erloschen. Die Dokumente der Soziallehre der Kirche nehmen häufig auf die Genossenschaften Bezug. Auch in der Enzyklika Laudato si habe ich den Wert der Kooperativen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Landwirtschaft unterstrichen (vgl. Nr. 179-180). Ich möchte jetzt einige Ermutigungen aufgreifen, die ich im Februar an den ganzen Bund der Kooperativen gerichtet habe. Ich fasse sie kurz zusammen. Erstens: Weiterhin die treibende Kraft sein, die den schwächeren Teil der Ortsgemeinden sowie der Zivilgesellschaft weiterentwickelt, die dabei vor allem an junge Arbeitslose denkt und auf die Gründung neuer Genossenschaftsunternehmen setzt.

Zweitens: Als Protagonisten tätig werden, um neue sozialstaatliche Lösungen vorzuschlagen und umzusetzen, angefangen beim Bereich des Gesundheitswesens. Drittens: Sorge tragen für das Verhältnis zwischen Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit, indem stets Würde und Wert der Person im Mittelpunkt steht. Im Mittelpunkt muss immer der Mensch stehen, nicht der Götze »Geld«. Viertens: Das Leben der Familien erleichtern und ermutigen; kooperative und sozialgenossenschaftliche Lösungen für die Verwaltung des Gemeinguts anbieten, das weder der Besitz einiger weniger sein noch der Spekulation dienen darf. Fünftens: Den solidarischen und sozialen Gebrauch der Geldmittel fördern, im Stil der wahren Genossenschaft, wo nicht das Kapital über die Menschen gebietet, sondern die Menschen über das Kapital.

Sechstens: Als Frucht all dessen die Wirtschaft der Aufrichtigkeit fördern. Die Wirtschaft der Aufrichtigkeit, in diesen Zeiten, wo der Hauch der Korruption überall hinkommt. Ihr seid nicht nur aufgefordert, aufrichtig zu sein – das ist normal –, sondern die Aufrichtigkeit im gesamten Umfeld zu verbreiten und zu verwurzeln. Ein Kampf gegen die Korruption. Siebtens: Schließlich aktiv an der Globalisierung teilnehmen, damit es eine Globalisierung der Solidarität werden möge.

Jede Kooperative ist gerufen, diese Leitlinien auf ihre spezifische Sendung anzuwenden. Ihr seid eine Kreditgenossenschaft und die größte Genossenschaftsbank in Italien. Es kann geschehen, dass eine Genossenschaft ein großes Unternehmen wird. Aber das ist nicht die wichtigste Herausforderung. Die wichtigste Herausforderung besteht darin, im Wachstum eine wahre Kooperative zu bleiben, ja immer mehr zu werden. Das ist eine echte Herausforderung! Es bedeutet, die aktive Teilnahme der Genossenschafter zu fördern. Gemeinsam zu arbeiten heißt für die anderen zu arbeiten. Natürlich gilt das Prinzip einer gesunden und klugen Verwaltung immer und für alle. Das Bankgeschäft ist ein schwieriges Gewerbe und erfordert große Striktheit. Bei einer Genossenschaftsbank allerdings muss noch etwas anderes hinzukommen: das Bemühen, die Wirtschaft menschlicher zu machen und Effizienz mit Solidarität zu verbinden.

Es gibt ein weiteres wichtiges Wort in der Soziallehre: das Wort »Subsidiarität«. Als genossenschaftliche Kreditinstitute habt ihr die Subsidiarität in die Praxis umgesetzt, als ihr die Schwierigkeiten der Krise mit euren Mitteln und mit vereinten Kräften bewältigt habt, nicht auf Kosten anderer. Das ist Subsidiarität: Nicht den Institutionen und damit dem Land zur Last fallen, wenn man die Probleme verantwortungsbewusst aus eigener Kraft bewältigen kann. Daher ist es wichtig, dass ihr den Weg einer Integration der Genossenschaftsbanken in Italien fortsetzt. Nicht nur weil, wie man sagt, die Einheit stark macht, sondern auch weil man in größeren Perspektiven denken und den Horizont erweitern muss.

Man hat mir von den bedeutenden Ressourcen berichtet, die ihr der Wohltätigkeit oder den Sozialgenossenschaften zukommen lasst. Das ist ein charakteristisches Merkmal der guten Kooperativen. Ich ermutige euch auch, sorgfältig darauf zu achten, wie die Rendite erwirtschaftet wird, mit welcher Aufmerksamkeit, um stets die Menschen, Jugendlichen, die Familien in den Mittelpunkt zu stellen. Als die Landwirtschaftskassen entstanden, hoffte man, dass der Genossenschaftskredit weitere Initiativen der Zusammenarbeit anregen würde. Diese Haltung behält ihre Gültigkeit. Die Genossenschaftsbank kann das Zentrum sein, um das ein großes Netz aufgebaut wird, damit Betriebe entstehen, die Arbeitsplätze schaffen: Es gibt so viele Menschen ohne Arbeit… Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, um die Familien zu ernähren, um Formen des Mikrokredits sowie andere Arten der Humanisierung der Wirtschaft zu erproben, und besonders die Möglichkeit schaffen, dass jeder Mann und jede Frau Würde haben, jene Würde, die die Arbeit verleiht!

Ich ermutige euch, aktiv und bereitwillig am Leben der ganzen Genossenschaftsbewegung teilzunehmen. Ihr seid die Genossenschaftsbank von Rom, aber ich weiß, dass sich euer Aktionsradius auf ganz Latium und auch in die Abruzzen erstreckt. Auf dem gesamten Territorium könnt ihr treu und kreativ die Sendung des Genossenschaftskredits ausüben. Ich wünsche euch, dass ihr dies konsequent und mit der Freude tun mögt, die entsteht, wenn man für das Gemeinwohl arbeitet. Der Herr segne euch, und die Muttergottes begleite euch. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten.

 



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