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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE DELEGATION DES ÖKUMENISCHEN PATRIARCHATS
VON KONSTANTINOPEL

Dienstag, 27. Juni 2017

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Eminenz,
liebe Brüder in Christus!

Ich danke Ihnen, dass Sie aus Anlass des Festes der heiligen Petrus und Paulus, der Hauptpatrone dieser Kirche von Rom, hierher gekommen sind. Seien Sie herzlich willkommen! Mein besonderer Dank gilt Seiner Heiligkeit, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und dem Heiligen Synod, die Sie, liebe Brüder, als ihre Vertreter entsandt haben, um mit uns die Freude dieses Festes zu teilen.

Petrus und Paulus, Schüler und Apostel Jesu Christi, haben dem Herrn in unterschiedlichem Stil und auf verschiedene Weise gedient. Dennoch haben sie in ihrer Verschiedenheit beide bis zur Hingabe des eigenen Lebens als Opfer Zeugnis gegeben von der barmherzigen Liebe Gottes, des Vaters, von der jeder auf seine Weise eine tiefe Erfahrung gemacht hat. Daher vereint die Kirche im Osten und im Westen das Gedächtnis des Martyriums von Petrus und Paulus seit ältester Zeit in einem einzigen Fest. Zu Recht wird ihrer Hingabe aus Liebe zum Herrn gemeinsam gedacht, was zugleich bedeutet, der Einheit in der Verschiedenheit zu gedenken. Wie Sie sehr gut wissen, stellt die Ikonographie die beiden Apostel dar, wie sie sich umarmen, eine Prophetie der einen kirchlichen Gemeinschaft, in der die legitimen Unterschiede zusammenleben können.

Der Austausch von Delegationen zwischen der Kirche von Rom und der Kirche von Konstantinopel aus Anlass der jeweiligen Patronatsfeste vermehrt in uns den Wunsch, die volle Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen wiederherzustellen, deren Vorgeschmack wir bereits in der brüderlichen Begegnung, im gemeinsamen Gebet und im gemeinsamen Dienst am Evangelium erfahren. Die Erfahrung des Jahrtausends, in dem die Christen des Ostens und des Westens am selben Tisch der Eucharistie teilnahmen, indem sie einerseits dieselben Glaubenswahrheiten hüteten und andererseits unterschiedliche theologische, spirituelle und kirchenrechtliche Traditionen pflegten, ist ein notwendiger Bezugspunkt sowie Inspirationsquelle für die Suche nach der Wiederherstellung der vollen Einheit unter den aktuellen Bedingungen, einer Einheit, die keine angepasste Uniformität sein soll.

Ihre Anwesenheit ist für mich ein freudiger Anlass, um daran zu erinnern, dass in diesem Jahr der 50. Jahrestag des Besuchs von Paul VI. im Juli 1967 im Phanar begangen wird und auch der Jahrestag des Besuchs von Patriarch Athenagoras seligen Angedenkens im Oktober desselben Jahres in Rom. Das Beispiel dieser mutigen und weitsichtigen Hirten, die einzig und allein angetrieben wurden von der Liebe zu Christus und seiner Kirche, möge uns ermutigen, unseren Weg zur vollen Einheit fortzusetzen. Die beiden Besuche vor 50 Jahren waren Ereignisse, die in den Gläubigen der Kirche von Rom und der Kirche von Konstantinopel übergroße Freude und Begeisterung weckten und dazu beitrugen, die Entscheidung heranreifen zu lassen, Delegationen zu den jeweiligen Patronatsfesten zu entsenden, was wir auch heute fortführen.

Ich bin dem Herrn aufrichtig dankbar, weil er auch mir weiterhin die Gelegenheit schenkt, meinem geliebten Bruder Bartholomaios zu begegnen. Insbesondere habe ich unsere kürzliche Begegnung in Kairo in dankbarer und wohltuender Erinnerung, wo ich erneut den tiefen Einklang unserer Sicht in Bezug auf einige Herausforderungen feststellen konnte, die das Leben der Kirche und die zeitgenössische Welt betreffen. Im kommenden Monat September wird nach der großzügigen Einladung von Metropolit Paisios das Koordinierungskomitee der gemischten internationalen Kommission für den theologischen Dialog der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche unter dem gemeinsamen Vorsitz Eurer Eminenz und von Kardinal Kurt Koch in Leros in Griechenland zusammenkommen.

Ich wünsche, dass dieses Treffen – in einem geistlichen Klima des Hörens auf den Willen des Herrn und im lebhaften Bewusstsein des Weges, den viele katholische und orthodoxe Gläubige in verschiedenen Teilen der Welt bereits gemeinsam gehen – reich an guten Ergebnissen für die Zukunft des theologischen Dialogs sein möge. Eminenz, liebe Brüder, die Einheit aller Jünger war die eindringliche Bitte, die Jesus Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben vor seinen Vater gebracht hat (vgl. Joh 17,21). Die Erhörung dieses Gebets ist Gott anvertraut, aber sie geht auch über unsere Fügsamkeit und unseren Gehorsam gegenüber seinem Willen. Beten wir füreinander, auf dass der Herr es uns gewähren möge, Werkzeuge der Einheit und des Friedens zu sein, während wir auf die Fürsprache der heiligen Petrus und Paulus sowie des heiligen Andreas vertrauen. Auch ich bitte Sie, weiterhin für mich zu beten.

 



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