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BOTSCHAFT VON JOHANNES PAUL II.
AN DEN ERZBISCHOF VON SANTIAGO DE COMPOSTELA
ÜBER DIE BEDEUTUNG UND DEN SINN
DER JAKOBUSWALLFAHRT

29. November 1998

 

An Erzbischof Julian Barrio Barrio
von Santiago de Compostela

Im Lauf der Jahrhunderte haben sich die verschiedenen Routen des »Jakobusweges« mit Pilgern bevölkert, die auf der Wanderschaft zu dem damals so genannten »finis terrae« waren, um die so sehr ersehnte »perdonanza« zu erlangen und zugleich das von den Aposteln übermittelte Licht des Evangeliums neu in ihr Herz aufzunehmen. […] In dieser Gesinnung unternommen, wird der Jakobusweg nach Santiago zu einem Vorgang wirklicher Bekehrung und einem schrittweisen Ablegen des »alten Menschen «, um den neuen Menschen anzuziehen, »der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit« (Eph 4,24).

Wenn ich mir die unauslöschliche Erinnerung an meine früheren Besuche in Santiago vergegenwärtige, denke ich in diesem Augenblick an die Männer und Frauen, die Jugendlichen und die Erwachsenen, die aus Galizien und dem übrigen Spanien, aus Europa und Übersee sich auf den Weg nach Compostela machen werden.

Sie werden einem jahrhundertealten Weg folgen, der reich ist an wunderbaren Wegmarken von Werken der Kunst und der Kultur, geprägt vom Zeugnis des festen Glaubens, das viele Generationen hinterlassen haben.

Sie werden anderen Menschen begegnen und Gelegenheit haben, die verschiedenen Gebräuche und Kulturen zu schätzen, in denen das Wesen des Menschen sich am besten auszudrücken vermag, und werden sich auf diese Weise für eine universalere Sicht und ein besseres Verständnis der verschiedenen Völker öffnen. Gesten der Herzlichkeit und der geschwisterlichen Annahme werden dazu führen, daß die Worte Jesu, »das habt ihr mir getan« (Mt 25,40), eine besondere Bedeutung gewinnen. Meditation und besinnliches Beten werden dem Pilger helfen, in sich zu blicken, um die tiefste Wahrheit über das eigene Sein zu finden.

 

Aus dem Vatikan, 29. November 1998

 



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