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BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II.
FÜR DIE FASTENZEIT 198
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Liebe Brüder und Schwestern!

„Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen“ (Lk 1,53).

Diese Worte, welche die Jungfrau Maria in ihrem Magnifikat ausgerufen hat, sind ein Lobpreis an Gott, den Vater, und zugleich ein Appell, den jeder von uns mit dem Herzen vernehmen und in dieser Fastenzeit bedenken kann.

Zeit der Bekehrung – Zeit der Wahrheit, die uns befreit (Joh 8,32); denn den, der „auf Herz und Nieren prüft“ (Ps 7,10), können wir nicht täuschen. Wessen könnten wir uns denn rühmen vor dem Angesicht Gottes, unseres Schöpfers, vor Christus, unserem Erlöser! Welche Besitztümer oder welche Talente könnten uns denn irgendeine Überlegenheit verschaffen?

Die wahren Reichtümer, solche, die nicht vergehen – so zeigt uns Maria –, kommen von Gott; wir müssen sie ersehnen, danach hungern und alles lassen, was eingebildet und vergänglich ist, um diese Güter zu erlangen und sie in Fülle zu erlangen. Bekehren wir uns also und verlassen wir den alten Sauerteig (1 Kor 5,6) des Stolzes und all dessen, was zu Ungerechtigkeit und Verachtung, was zum Durst nach Geld und Macht zu eigenem Vorteil führt.

Wenn wir uns als arm vor Gott bekennen – und das ist Ehrlichkeit und nicht etwa falsche Demut –, dann werden wir arm im Herzen, dann haben wir Augen und Hände von Armen, um die Reichtümer auszuteilen, mit denen Gott uns beschenkt: unser Glaube, den wir nicht eigensüchtig nur für uns selbst besitzen dürfen; unsere Hoffnung, die gerade diejenigen nötig haben, denen alles Notwendige fehlt; unsere Liebe, die uns zusammen mit Gott die Armen in bevorzugter Weise lieben heißt. Der Heilige Geist, der Geist der Liebe wird uns mit ungezählten Reichtümern zum Austeilen beschenken; je mehr wir danach verlangen, um so mehr empfangen wir sie in reicher Fülle.

Wenn wir wahrhaft solche „Armen im Geiste“ sind, denen das Himmelreich verheißen ist (Mt 5,3), wird unsere Gabe Gott wohlgefällig sein. Auch unser materielles Opfer, das wir gewöhnlich zur Fastenzeit geben, wird zu einem Reichtum, wenn es mit einem armen Herzen gegeben ist; denn wir geben das, was wir von Gott zum Austeilen empfangen haben: Wir empfangen nur, um zu geben. Wie die Hände Christi jene fünf Brote und zwei Fische des jungen Mannes vermehrt haben, um den Hunger der Menge zu stillen, so wird durch Gottes Macht auch unser Opfer für die Armen vervielfältigt.

Werden wir aus dieser Fastenzeit mit einem satten Herzen, angefüllt mit uns selbst, aber mit leeren Händen für die Armen hervorgehen? Oder werden wir unter der Führung der Jungfrau des Magnifikats zum Osterfest gelangen mit einem armen Herzen, hungernd nach Gott und mit Händen voller Gaben Gottes, um sie an die Welt auszuteilen, die all das so nötig hat?

„Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig“ (Ps 118,1).

 Aus dem Vatikan, am 3. März 1987

 

IOANNES PAULUS II



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