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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN EINE GRUPPE CHRISTLICHER ARBEITNEHMERVERTRETER
AUS ÖSTERREICH

Samstag, 16. April 1988

 

Herr Bundesminister,
sehr geehrte Damen und Herren!

”Durch Arbeit soll sich der Mensch sein tägliches Brot verschaffen“. Mit diesen Worten beginnt die Sozialenzyklika ”Laborem Exercens“ und mit ihnen möchte ich Sie als christliche Arbeitnehmervertreter hier im Vatikan herzlich begrüßen. Es freut mich, daß Sie unter der Führung Ihres Bundesobmannes, des Herrn Bundesministers Dr. Lichal, diese Fahrt in die Ewige Stadt unternommen haben und dabei auch dem Nachfolger des Apostels Petrus begegnen können.

Die anfangs zitierten Worte haben eine wichtige Fortsetzung, die so lautet: Der Mensch soll durch die Arbeit zugleich ”beitragen zum Fortschritt von Wissenschaft und Technik, vor allem zur sittlichen und kulturellen Hebung der Gesellschaft, in der er mit seinen Brüdern und Schwestern lebt“. Arbeit als Notwendigkeit zum täglichen Leben, Arbeit als Motor des Fortschritts und als Ort, wo die Gesellschaft sittlich und kulturell reifen kann: Diese abgestuften Ziele menschlicher Arbeit streben auch Sie durch Ihr Wirken als Christen und Gewerkschaftler an. Dafür danke ich Ihnen; denn so knüpfen Sie an eine lange Tradition katholischer Sozialverantwortung in Österreich an, in deren Zusammenhang ich nur an den Namen von Johannes Messner und seinen bleibenden Beitrag für die katholische Soziallehre erinnern möchte.

In der Zeit eines allgemeinen Strebens nach Fortschritt kommt es darauf an, diesen mit den Erfordernissen und Zielsetzungen von Freiheit und Würde des Menschen zu verbinden. Der Christ ist hierzu von der Grundlage seines Glaubens her besonders befähigt und beauftragt. Auch in Ihrem Vaterland, auf dessen baldigen erneuten Besuch im kommenden Sommer ich mich schon freue, haben Sie vielfache Gelegenheit, in die oft vorliegende Beliebigkeit und Richtungslosigkeit das christliche Verantwortungsdenken einzubringen und in konkreten Modellen darzustellen. So können in Ihrem Land Gegensätze durch sachgerechte Lösungen ausgeglichen und Menschen unterschiedlicher Denk- und Lebensart immer wieder zu dem unerläßlichen Grundkonsens staatlichen Zusammenlebens geführt werden. Zugleich wird damit den Nachbarstaaten im Herzen Europas ein wegweisendes Beispiel gegeben.

Sehr geehrte Damen und Herren! Möge Ihnen auch in Zukunft bei Ihrem gesellschaftlichen und sozialen Einsatz als katholische Laien ein guter Erfolg beschieden sein. Ihr Aufenthalt in Rom und das Erleben seiner aussagestarken Orte schenke Ihnen dafür neue Kraft und Ermutigung. Mit diesem Wunsch verbinde ich von Herzen meinen Apostolischen Segen für Sie und Ihre Familien.

 

© Copyright 1988 - Libreria Editrice Vaticana

 



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