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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE MITGLIEDER DES
BUNDES KATHOLISCHER UNTERNEHMER DEUTSCHLANDS

Montag, 29. Mai 1989

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Als Verantwortliche und Mitglieder des Bundes Katholischer Unternehmer konnten Sie kürzlich das 40-jährige Gründungsjubiläum Ihrer Vereinigung begehen. Ich beglückwünsche Sie noch heute aufrichtig dazu und heiße Sie zugleich zur heutigen Begegnung hier im Vatikan sehr herzlich willkommen.

Mir ist bekannt, daß zu den Mitbegründern Ihres Bundes Professor Joseph Höffner gehört, der Ihnen auch als Bischof von Münster und als Erzbischof von Köln stets freundschaftlich verbunden geblieben ist. Ihm gilt unser gemeinsames dankbares Gedenken.

Die Gründung des Bundes Katholischer Unternehmer fällt zusammen mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, so daß Ihre Vereinigung von Anfang an bei deren Aufbau und zur Entwicklung einer gerechten und menschenwürdigen Gesellschaft nach Kräften mitwirken konnte. Ihr Ziel war es, als katholische Unternehmer die freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aus dem Geist christlicher Verantwortung und Solidarität sowie nach den Grundsätzen der Soziallehre der Kirche maßgeblich mitzugestalten.

Die Wirtschaft als die treibende Kraft des gesellschaftlichen Lebens und des sozialen Fortschrittes neigt von sich aus dazu, alles in ihren Bann zu ziehen, während sie nur eine, wenn auch notwendige Dimension im Leben des Menschen darstellt. Sie zwingt ihre Bedingungen, ihre Logik, ihren immer schnelleren Rhythmus dem gesamten privaten und sozialen Leben auf und vernachlässigt oder bedroht sogar damit nur allzu leicht die höheren Ziele des Menschen im familiären, kulturellen, politischen und internationalen Bereich.

Gegenüber dieser Gefahr einer Verselbständigung der Wirtschaft und einer blinden Verwirtschaftung des gesamten gesellschaftlichen Lebens erhebt die christliche Soziallehre die Forderung, daß die wirtschaftliche Entwicklung sich am Menschen orientieren muß. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die materiellen Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, aber auf eine Weise, die seiner Würde entspricht und ihn immer mehr zu sich selbst finden läßt, indem sie ihm unter anderem auch Arbeitsbedingungen bietet, die seine Entfaltung in umfassender Weise ermöglichen und fördern. Darüber hinaus obliegt es der Wirtschaft, durch einen angemessenen Austausch der Güter alle Menschen am allgemeinen Fortschritt teilhaben zu lassen und so unter den Menschen eine alle sozialen und auch geographischen Grenzen übersteigende Solidarität zu verwirklichen und weiterzuentfalten.

Als katholische Unternehmer empfinden Sie in Ihrem unternehmerischen Handeln in einer besonderen Weise die Spannung zwischen den ethischen und wirtschaftlichen Forderungen. Aus christlicher Weltverantwortung wissen Sie darum, daß auch und gerade in den heutigen Ländern wirtschaftlichen Wohlstandes Besinnung und Umdenken stets notwendig bleiben und mitunter noch dringlicher werden. Das Wachstum der Wirtschaft darf kein Selbstzweck sein, es muß den wahren Bedürfnissen des Menschen und der mitmenschlichen Solidarität untergeordnet und auf diese hin ausgerichtet werden, die heute dazu immer mehr weltweite Dimensionen annehmen. Ihrer besonderen Aufmerksamkeit und Sorge stellt sich das weithin drängende Problem der Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen. Soziale Gerechtigkeit kann nicht ohne und erst recht nicht gegen die Unternehmerschaft verwirklicht werden. Jeder hat zur Lösung der gemeinsamen Probleme seinen spezifischen Beitrag zu leisten. Schließlich möchte ich Ihnen als katholische Unternehmer noch besonders den Schutz des arbeitsfreien Sonntags empfehlen, der in zunehmendem Maße gerade in Namen des wirtschaftlichen Fortschritts gefährdet wird.

So ermutige ich Sie zu einem Handeln aus christlichen Verantwortung und zu einem gemeinsamen Bemühen um eine christlich geprägte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung in weltweiter Solidarität. Mit besten Wünschen für einen fruchtbringenden Aufenthalt in Rom sowie für Gottes weise Führung und treuen Beistand erteile ich Ihnen, Ihren Angehörigen und all Ihren Mitarbeitern von Herzen meinen besonderen Apostolischen Segen.

 

© Copyright 1989 - Libreria Editrice Vaticana

 



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