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KREUSZWEG AM KOLOSSEUM

 WORTE DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.

Karfreitag, 29. März 2002

 

1. Crucem tuam adoramus, Domine! – Wir beten dein heiliges Kreuz an, o Herr!

Am Ende dieses eindrucksvollen Gedächtnisses der Passion Christi ruht unser Blick auf dem Kreuz. Im Glauben betrachten wir das Geheimnis der Erlösung, das uns vom Kreuz her enthüllt wird. Im Sterben hat Jesus den Schleier von unseren Augen genommen und nun ragt das Kreuz in der Welt in seinem ganzen Glanz empor. Das versöhnende Schweigen dessen, der die menschliche Bosheit an eben dieses Kreuz genagelt hat, vermittelt Frieden und Liebe. Der Menschensohn stirbt am Kreuz, indem er die Last aller menschlichen Leiden und Ungerechtigkeiten auf sich nimmt. Auf Golgota stirbt der für uns, der mit seinem Sterben die Welt erlöst hat. 

2. „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19, 37).

Am Karfreitag bewahrheiten sich die prophetischen Worte, die der Evangelist Johannes mit überlegter Präzision als Augenzeuge berichtet. Auf den menschgewordenen Gott, der aus Liebe die demütigendste Pein auf sich genommen hat, schaut eine Unzahl von Menschen jeder Rasse und Kultur. Wenn sich die Augen von einer aus tiefem Glauben kommenden Intuition führen lassen, erkennen sie im Gekreuzigten den höchsten „Zeugen“ der Liebe. 

Jesus ruft vom Kreuz aus Juden und Heiden zu einem einzigen Volk zusammen und macht so den Willen des himmlischen Vaters offenbar, aus allen Menschen eine in seinem Namen geeinte Familie zu schaffen.

Im stechenden Schmerz des leidenden Gottesknechtes ist schon der Siegesruf des auferstandenen Christus erkennbar. Christus am Kreuz ist der König des neuen Gottesvolkes, das er von der Last der Sünde und des Todes erlöst hat. Wie verwunden und verwirrt der Lauf der Geschichte auch erscheinen mag, wir wissen, dass wir ans Ziel gelangen, wenn wir auf den Spuren des gekreuzigten Jesus von Nazareth wandeln. In den Widersprüchlichkeiten einer oft von Egoismus und Hass beherrschten Welt sind wir, die Glaubenden, dazu berufen, den Sieg der Liebe zu verkünden. Heute, am Karfreitag, bezeugen wir den Sieg des gekreuzigten Christus.  

3. Crucem tuam adoramus, Domine!

Ja, wir beten dich an, am Kreuz zwischen Himmel und Erde erhöhter Herr, einziger Mittler unseres Heils. Dein Kreuz ist unser Siegesbanner!

Wir beten dich an, Sohn der Allerseligsten Jungfrau, die in der mutigen Haltung echter Teilnahme an deinem Erlösungsopfer neben dem Kreuz ausharrt. 

Durch das Holz, an dem du gekreuzigt bist, ist Freude in die ganze Welt gekommen – Propter Lignum venit gaudium in universo mundo. Dessen sind wir uns heute voll bewusst, während sich unser Blick schon auf das unsagbare Wunder deiner Auferstehung richtet. „Wir verehren dein Kreuz, o Herr; wir preisen und verherrlichen deine heilige Auferstehung!“

Mit diesen Gedanken, liebe Brüder und Schwestern, entbiete ich allen einen herzlichen österlichen Gruß, den ich gerne mit meinem Segen begleite.

 

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