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ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.
AN DIE TEILNEHMER DES INTERNATIONALEN KATECHESEKONGRESSES ANLÄßLICH DES 
10. JAHRESTAGES DER ERSTAUSGABE DES 
"KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE"

Freitag, 11. Oktober 2002

 

1. Es ist mir eine besondere Freude, bei diesem Internationalen Katechesekongreß, der zur Feier des 10. Jahrestages der Veröffentlichung der Erstausgabe des Katechismus der Katholischen Kirche und des 5. Jahrestages der Herausgabe der lateinischen »editio typica« veranstaltet wird, das Wort zu ergreifen. 

Zugleich soll bei dieser wichtigen Zusammenkunft auch an weitere Ereignisse erinnert werden, die in den letzten Jahrzehnten den katechetischen Werdegang der Kirche geprägt haben: der 25. Jahrestag seit der Durchführung der 4. Generalversammlung der Bischofssynode über Katechese im Jahr 1977 und der 5. Jahrestag seit der 1997 erfolgten Veröffentlichung der Neuausgabe des Allgemeinen Direktoriums für die Katechese. Vor allem jedoch möchte ich herausstellen, daß vor genau 40 Jahren der sel. Johannes XXIII. feierlich das II. Vatikanische Ökumenische Konzil eröffnete: Der Katechismus bezieht sich ständig darauf, so daß man ihn zu Recht als Katechismus des Zweiten Vatikanums bezeichnen könnte. Die Konzilstexte stellen einen sicheren Kompaß für die Gläubigen des dritten Jahrtausends dar. 

2. Von ganzem Herzen danke ich Herrn Kardinal Joseph Ratzinger, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, für die Worte, mit denen er dieses Treffen eröffnet und eure Arbeit vorgestellt hat, wie auch Herrn Kardinal Darío Castrillón Hoyos, Präfekt der Kongregation für den Klerus; gemeinsam haben sie diesen Kongreß organisiert und führen den Vorsitz darüber. Einen herzlichen und dankbaren Gruß richte ich auch an euch, verehrte Brüder im Bischofsamt, sowie an alle Vertreter der verschiedenen Ortskirchen, die ihr in unterschiedlichen Funktionen, aber mit dem gleichen Enthusiasmus und Mut in den vielen internationalen und nationalen Organisationen zur Förderung der Katechese tätig seid. 

3. In diesen Tagen habt ihr gemeinsam gebetet, darüber nachgedacht und beraten, wie der ständige und immer neue Vorsatz der katholischen Kirche, nämlich allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden, die Christus uns anvertraut hat, unter den heutigen Bedingungen in die Tat umgesetzt werden kann. Das für diesen Kongreß gewählte Leitwort bringt dies ausgezeichnet zum Ausdruck: »Sich vom Wort nähren, um ›Diener des Wortes‹ im Werk der Evangelisierung zu sein: euntes in mundum universum.« 

Während dieser intensiven Arbeitstage habt ihr versucht, das zu verwirklichen, was ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte dargelegt habe: »… das Herz dem Strom der Gnade zu öffnen und dem Wort Christi zu gestatten, uns mit aller Kraft zu durchdringen: Duc in altum!« (Nr. 38). 

Wir selber müssen die Verkündigung Christi, der derselbe ist »gestern, heute und in Ewigkeit« (Hebr 13, 8), in uns aufnehmen und sie mit den anderen teilen: Das ist der stete Gedanke, der das Leben jedes Christen und jeder kirchlichen Gemeinschaft kennzeichnen muß. 

4. Für dieses soeben begonnene dritte Jahrtausend hat uns der Herr ein besonderes Werkzeug zur Verkündigung seines Wortes geschenkt: den Katechismus der Katholischen Kirche, den ich vor zehn Jahren approbiert habe. 

Er hat bis heute seine Eigenschaft als privilegierte Gabe beibehalten, denn er wurde der ganzen katholischen Kirche zur Verfügung gestellt und auch jedem Menschen angeboten, »der uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragt (vgl. 1 Petr 3, 15) und kennenlernen möchte, was die katholische Kirche glaubt«, wie ich in der Apostolischen Konstitution Fidei depositum anläßlich der Veröffentlichung der Originalausgabe des Katechismus schrieb. 

Als vollständige und umfassende Darstellung der katholischen Wahrheit, der doctrina tam de fide quam de moribus, die immer und für alle gültig ist, ermöglicht es der Katechismus durch seine wesentlichen und grundlegenden Inhalte, all das, was die Kirche glaubt, feiert, lebt und betet, auf positive und sachliche Art und Weise zu erkennen und zu vertiefen. 

Durch die unverfälschte und systematische Darlegung der katholischen Lehre führt der Katechismus, trotz seines zusammenfassenden Charakters (»non omnia sed totum«), jeden der Inhalte der Katechese zu seinem vitalen Mittelpunkt zurück, nämlich zu Christus, dem Herrn. Der breite Raum, der darin der Bibel, der westlichen und östlichen Kirchentradition, den heiligen Vätern, dem Lehramt und der Hagiographie gegeben wird; die gesicherte Zentralität des reichen Gehalts des christlichen Glaubens; die enge Verbindung der vier Teile, aus denen das Textgerüst besteht und die das enge Verhältnis zwischen »lex credendi, lex celebrandi, lex agendi, lex operandi« herausstellen: Das sind nur einige der Vorzüge dieses Werks, das uns aufs neue ermöglicht, über die Schönheit und den Reichtum der Botschaft Christi zu staunen. 

5. Außerdem darf man seine Natur als kollegiales lehramtliches Dokument nicht vergessen. Es wurde 1985 von der Bischofssynode vorgeschlagen, von Bischöfen als Ergebnis der Beratungen mit dem gesamten Episkopat verfaßt, von mir in der Originalversion von 1992 approbiert und in der lateinischen »editio typica« von 1997 verabschiedet und ist in erster Linie an die Bischöfe als maßgebliche Lehrer des katholischen Glaubens und Hauptverantwortliche der Katechese und Evangelisierung gerichtet. Daher ist dieser Text dazu bestimmt, immer mehr zu einem wirksamen und allgemein anerkannten Werkzeug im Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft zu werden, und zwar mit dem Maß an Einfluß, Authentizität und Wahrhaftigkeit, das dem ordentlichen päpstlichen Lehramt eigen ist. 

Im übrigen sind die gute Aufnahme und die große Verbreitung, die das Werk seit dem vergangenen Jahrzehnt in den verschiedenen Teilen der Welt und auch in nicht-katholischen Kreisen erfahren hat, ein positiver Beweis seiner Gültigkeit und ständigen Aktualität. 

Das darf unser neuerliches Engagement für eine noch größere Verbreitung, eine freudigere Aufnahme und eine noch bessere Nutzung in Kirche und Welt nicht schwächen, sondern sollte es im Gegenteil noch intensivieren – so wie dies auch während der Arbeiten des Kongresses von vielen gewünscht und konkret verwirklicht worden ist. 

6. Eine besondere Rolle spielt der Katechismus bei der Ausarbeitung der örtlichen Katechismen, denn für diese stellt er sich als sicherer und authentischer »Bezugspunkt « bei der schwierigen Aufgabe der Vermittlung des einzigen und ewigen Glaubensgutes auf lokaler Ebene dar. In der Tat ist es nötig, mit Hilfe des Heiligen Geistes die wunderbare Einheit des christlichen Geheimnisses mit der Vielfalt der Bedürfnisse und Lebenssituationen der Adressaten der Verkündigung zu verbinden.

Zur Verwirklichung dieses Ziels steht seit fünf Jahren auch die neue Ausgabe des Allgemeinen Direktoriums für die Katechese zur Verfügung. Es handelt sich um eine revidierte Fassung des Direktoriums von 1971, wie das Zweite Vatikanische Konzil sie gefordert hatte, und als solche präsentiert sich der neue Text als wichtiges Dokument zur Orientierung und Anregung der katechetischen Erneuerung, die für die ganze Kirche immer unentbehrlich ist. 

Wie in seinem Vorwort gut zum Ausdruck gebracht wird, enthält es die Glaubensinhalte des Katechismus der Katholischen Kirche und bietet daher insbesondere Normen und Kriterien für ihre Darlegung wie auch verschiedene Grundprinzipien zur Ausarbeitung der Katechismen für die Teil- und Ortskirchen. Außerdem werden die wesentlichen Aspekte und die Hauptpunkte einer gesunden und reichhaltigen Glaubenspädagogik erläutert; diese orientiert sich an der göttlichen Pädagogik und zeigt sich aufmerksam gegenüber den vielschichtigen und komplexen Lebensbedingungen der Adressaten der katechetischen Verkündigung, die in unterschiedlichen kulturellen Umfeldern beheimatet sind. 

7. Von Herzen wünsche ich, daß eure Arbeiten zu einer weiteren Betonung jener besonderen seelsorglichen Priorität beitragen, die in einer klaren und motivierten, umfassenden und systematischen, ja wenn nötig auch apologetischen Katechese besteht. Diese Katechese soll so gestaltet sein, daß sie im Verstand und im Herzen haften bleibt, damit sie das Gebet nähren, dem Leben eine Richtung geben und das Verhalten der Gläubigen orientieren kann. 

Auf die Kongreßteilnehmer und auf eure Arbeit rufe ich den Schutz der Jungfrau Maria herab; sie war die vollkommene »Dienerin des Wortes« und geht uns stets voran, um uns den Weg zu zeigen, um unseren Blick fest auf die Wahrheit gerichtet zu halten und um für uns alle die Gnaden des Lebens zu erbitten, das einzig und allein aus Jesus, ihrem Sohn und unserem Herrn, hervorgeht. 

Mit meinem Segen.

 



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