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APOSTOLIC PILGRIMAGE
TO NORWAY, ICELAND, FINLAND,
 DENMARK AND SWEDEN

MEETING WITH THE DANISH CATHOLIC COMMUNITY

ADDRESS OF HIS HOLINESS JOHN PAUL II

Cathedral of Saint Ansgar, Copenhagen
Wednesday, 7 June 1989

Liebe Brüder und Schwestern!

Diese Begegnung am Beginn des zweiten Tages meines Pastoralbesuches in Eurem Land bereitet mir eine besondere Freude. In Euch Priestern, Ordensleuten verschiedener Kongregationen und Vertretern der Laien grüße ich das ganze Volk Gottes in Eurer Diözese Kopenhagen, in dessen Mitte und mit dem zusammen Ihr mit Glaubenskraft und Opferbereitschaft fortfahrt, lebendige Zeugen für Jesus Christus und das anbrechende Gottesreich in der Welt zu sein.

1. Liebe Mitbrüder im Priesteramt!

Mit besonderer Zuneigung und Liebe wende ich mich zuerst an Euch, die Ihr die engsten Mitarbeiter Eures Bischofs in seinem Hirtendienst seid. Einige von Euch entstammen diesem Land, die meisten aber sind von anderen Ortskirchen hierher gekommen, um der katholischen Kirche in Dänemark als Priester zu dienen. Unter Euch sind Weltpriester und mehr noch Angehörige verschiedener Ordensgemeinschaften, von denen einige schon ein Jahrhundert, andere erst seit neuerer Zeit in Dänemark anwesend und tätig sind. Es freut mich zu hören, daß die priesterliche Gemeinschaft unter Euch trotz der angedeuteten Vielfalt und Unterschiede eng und herzlich ist. Euer brüderlicher Zusammenhalt, der sowohl in Eurem Priesterrat als auch in Euren gelegentlichen Priestertreffen zum Ausdruck kommt, ist von großem Wert für Eure oft isolierte pastorale Arbeit in der Diasporasituation, in der Ihr mit Euren Gemeinden weithin lebt. Darum ermutige ich Euch von Herzen, diese brüderliche und solidarische Gemeinschaft unter Euch auch in Zukunft sorgfältig zu pflegen.

Die verschiedene Herkunft, die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Ordensgemeinschaften wie auch das Studium in verschiedenen Ländern sind für Euer Presbyterium eine große Bereicherung. Darum kann ein reger Gedankenaustausch, das gemeinsame Besprechen der vielfältigen pastoralen Erfahrungen und Aufgaben in einer schnell sich verändernden Gesellschaft Eure brüderliche Zusammenarbeit und Euer persönliches priesterliches Wirken in Gemeinden sehr befruchten und vertiefen. Besonders empfehlenswert sind dafür auch gemeinsame Studien- und Fortbildungskurse sowie gemeinschaftliche geistliche Exerzitien und Einkehrtage, in denen Ihr Euch vor Gott Eurer priesterlichen Berufung und Sendung in der Kirche und der Welt von heute neu bewußt werdet und daraus neue Kraft und Zuversicht für Eure täglichen Mühen im Weinberg des Herrn schöpft.

”Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“, so sagt uns der Herr (Io. 15, 16). Er hat Euch dafür ausersehen, seine Heilssendung inmitten des Volkes Gottes fortzusetzen. Er hat Euch bestellt zu Boten seiner Frohen Botschaft und zu Ausspendern seiner göttlichen Geheimnisse. Darum müßt Ihr zuallererst seine Freunde und Vertrauten sein. Nicht Ihr, nicht Eure Gemeinden, sondern Christus selbst soll Inhalt und letztes Ziel Eures priesterlichen Wirkens sein. Der Priester darf niemals vergessen, daß er”im Namen und in der Person Jesu Christi handelt“, wie eine lange Tradition lehrt. Er muß ganz zurücktreten hinter dem Herrn, den er verkündet und der durch ihn wirkt.

Wie sich das Handeln des Priesters letztlich aus seiner Sendung durch Christus herleitet, so muß dieses auch immer auf Christus hingeordnet bleiben. Darum wird die Liturgie, vor allem die Eucharistie, die das II. Vatikanische Konzil als Höhepunkt und Quelle des Lebens der Kirche bezeichnet (Cfr. Sacrosanctum Concilium, 10), auch der vitale Mittelpunkt seiner ganzen pastoralen Tätigkeit sein. Widmet deshalb der würdigen Gestaltung der Gottesdienste und der Sakramente Eure besondere Sorge und Aufmerksamkeit. Jeder, der an liturgischen Handlungen der Kirche teilnimmt, soll sich dessen bewußt sein, daß er einen heiligen Dienst verrichtet, der wesentlich auf die Anbetung und den Lobpreis Gottes ausgerichtet ist.

Aus der inneren Lebensgemeinschaft mit Christus erwächst dann für den Priester und für jeden Christen der Auftrag zum Zeugnis vor der Welt, zur christlichen Gestaltung des eigenen Lebens, der Familie und der Gesellschaft. Dabei werdet Ihr gewiß auch auf viele Schwierigkeiten stoßen, wenn Ihr glaubwürdige Zeugen des Reiches Gottes sein wollt, da dieses nicht von dieser Welt ist. Laßt Euch dadurch aber nicht entmutigen! Ihr teilt darin das Geschick Jesu Christi selbst, wir Ihr es auch schon durch Eure äußere Lebensform unübersehbar zum Ausdruck bringt. Widersteht mit aller Kräften der Versuchung, Euch und die Botschaft Christi der Welt anzugleichen. Wir sind vielmehr dazu gesandt, uns und die Menschen im Geist des Evangeliums zu verändern und zu erneuern. Darum muß der Aufruf zu Umkehr und Buße die wesentliche Aufforderung Eurer Verkündigung bleiben.

Wenn die Probleme und Schwierigkeiten, denen Ihr in Eurer Seelsorgsarbeit begegnet, unüberwindlich erscheinen, so seid Euch stets der beglückenden Tatsache bewußt, daß Ihr eine kostbare Gabe in Euren Händen tragt und den Menschen zu geben habt, nach der sich die Menschen – ohne es vielleicht zu wissen – sogar in tiefsten sehnen; die Frohe Botschaft vom Heil und die Hoffnung auf ein erfülltes ewiges Leben in Gott.

So wie Christus seine ersten Apostel als eine kleine Schar von Getreuen ausgeschickt hat, so werdet auch Ihr vom Herrn der Kirche ausgesandt. Fürchtet Euch nicht, denn in ihm habt Ihr Eure Stärke und Euren Reichtum. Er, der sein gutes Werk in Euch begonnen hat, wird es auch zur Vollendung bringen. Er, der Euch berufen hat, wird Euch auch die Kraft geben, seinen Auftrag auszuführen und Eurer Berufung bis zum Ende treu zu bleiben. Mit der gleichen Zuversicht sorgt Euch zugleich darum, daß der Herr der Ernte aus Euren Gemeinden immer wieder neue Arbeiter in seine Ernte sende, auf daß Gottes Lobpreis und Anbetung in Eurer Mitte niemals verstumme.

2. Liebe Ordensschwestern!

Mit der gleichen Zuneigung und Wertschätzung richte ich nun mein Wort an Euch, die Ihr viele Aufgaben und Mühen zur Auferbauung des Reiches Gottes mit euren Priestern teilt und den Menschen in diesem Land in der Liebe Jesu Christi auf vielfältige Weise dient.

Seit der Einführung der Religions-freiheit in Dänemark im Jahre 1849 haben katholische Ordensschwesterns, die aus verschiedenen Ländern und Ordensgemeinschaften hierher gekommen sind, beim neuen Aufbau der katholischen Kirche in diesem Land auf vielfältige Weise mitgewirkt. Die Schwestern waren für das Wirken der Priester und die Gemeinschaften oft eine große Hilfe. Nicht selten wurden mit ihrer Unterstützung neue Häuser und Kirchen gebaut. In Zeiten, in denen die Menschen hier vielerorts, besonders in den großen Städten, noch unter erheblichem Mangel litten, haben die Schwestern durch ihre Arbeit in den Krankenhäusern und Kindergärten einen unschätzbaren Dienst geleistet. Durch Ihren Einsatz wurden auch viele katholischen Schulen gegründet, entstanden kontemplative Klöster, die ein Zeichen dafür sind, daß die wichtigste Dimension der Kirche das Gebet und die hochste Berufung des Menschen der Lobpreis Gottes ist.

Ich grüße Euch sehr herzlich, liebe Schwestern, und danke Euch für den Dienst, den Ihr und Eure Ordensgemeinschaften in der Vergangenheit für die Kirche und die Menschen in diesem Land geleistet habt und noch heute leistet. Obwohl Eure Zahl zurückgegangen ist, bleibt Ihr weiterhin ein wichtiger und unentbehrlicher Bestandteil dieser Ortskirche. Wie früher gebt Ihr auch jetzt durch Euer Dasein und Wirken ein unübersehbares Zeugnis für ein Leben, das durch Verzicht auf Eigentum, auf Ehe und Familie und durch selbstlose Hingabe im Gehorsam dem Herrn besonders eng nachzufolgen und in seiner Liebe den Menschen zu dienen wünscht. Euer konsequentes christliches Lebenszeugnis ist um so notwendiger, je mehr eine materialistisch ausgerichtete Gesellschaft die höchsten Werte in Besitz und Reichtum, in sinnlichem Genuß und Ausleben, in Selbstbehauptung und Machtausübung über andere sieht.

Mit Euch zusammen danke ich Gott für die Gnade Eurer Berufung und für Eure hochherzige Bereitschaft, mit der Ihr wie Maria Euer”Fiat“, Euer Ja zum Ruf in die besondere Nachfolge Christi gesprochen habt. Aus der unwiderruflichen Bindung an ihn erwartet Ihr fortan den Sinn und die Fruchtbarkeit Eures Lebens. In unserer Zeit der Bindungsangst seid Ihr aufgerufen, Zeugnis dafür zu geben, daß eine endgültige Bindung, eine das ganze Leben tragende Entscheidung auf Gott hin möglich ist; mehr noch, daß es sich sogar lohnt, sie zu wagen, da sie Euch frei und froh macht, wenn Ihr sie Tag für Tag aufrichtigen Herzens erneuert. Euer Ja, das Ihr von Jahren oder Jahrzehnten gesprochen habt, muß vor dem Herrn immer neu bekräftigt werden. Dazu bedarf es der täglichen Offenheit für den je neuen Anruf Gottes und das tägliche sich Einlassen auf seine gekreuzigte Liebe. Nur er kann das Geschenk der Berufung in Euch lebendig erhalten. Nur er kann durch seinen Geist die immer wieder erfahrene Schwäche überwinden und Euch Beharrlichkeit bis zur endgültigen Erfüllung in Gott schenken (Cfr. Ioannes Pauli PP. II Homilia, Ottingae, in urbis platea, ad Religiosos utriusque sexus habita, die 18 nov. 1980: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, III, 2 [1980] 1323 ss.). 

Liebe Ordensschwestern! Die Umstände haben Euch genötigt, viele Eurer großen und traditionsreichen Institutionen: Krankenhäuser, Kliniken und Bildungseinrichtungen aufzugeben. Ihr selbst sucht nach neuen Wegen des christlichen Zeugnisses und des Dienstes am Nächsten innerhalb kleinerer Kommunitäten. Mögen diese Leben sgemeinschaften dem Geist Eurer Ordensgründer und Ordensgründerinnen treu bleiben und Euch dazu befähigen, das Licht des Evangeliums und die Liebe Jesu Christi an Eure Mitmenschen in Eurer Umgebung weiterzugeben. Möge Euer einladendes Beispiel sowie Euer Gebet und Opfer auch in Zukunft junge Frauen dazu bewegen, den Ruf Gottes zum Ordensleben hochherzig und freudig anzunehmen. Gott ruft ja nicht nur zu einem Leben in Entsagung und Opfer, sondern auch zu einem Leben innerer Freude und Erfüllung. Frohe Ausstrahlung ist immer das Kennzeichen der Ordensschwestern gewesen. Dadurch ist Euer Leben ein überzeugendes Zeichen dafür, daß ”das Joch Christi nicht drückt und seine Last leicht ist“ (Matth. 11, 30). 

Schließlich möchte ich noch besonders jene Ordensschwestern hier in Dänemark grüßen, die nach einem langen Leben treuen und selbstlosen Dienstes nun ein hohes Altar erreicht haben und sich in gläubiger Hoffnung und froher Zuversicht auf die endgültige Begegnung mit dem Herrn vorbereiten. Wenn Ihr die Schwachheit des Alters spürt, wenn Euch Krankheit und Leiden bedrücken und schließlich die Stunde Eures Heimgangs näher rückt, dann laßt auch noch Euer Leiden und Sterben zu einem Zeugnis für Christus werden, der Euch gerade in dieser Zeit der Prüfung besonders nahe ist. Seid davon überzeugt, daß Ihr durch Eure Geduld und Euren Glauben, durch Euer Gebet und die Aufopferung Eures Leidens im Verborgenen der Kirche, die der mystische Leib Jesu Christi ist, die gößten Dienste erweisen könnt.

Euch und Eure Mitschwestern sowie auch alle Priester, durch die Euch die Gemeinschaft und die Liebe Jesu Christi selber nahe ist und Euch Trost und Kraft schenkt, begleite ich weiterhin mit meinem besonderen Gebet und Segen.

3. Dear Members of the Pastoral Council,

I wish to thank your Chairman, Mr Jan Lange, for his kind words on your behalf. I also wish to express my appreciation for the vital way in which you, the Catholic laity of Denmark, continue to build up the one Body of Christ, together with your Bishop, the clergy and the religious. Amid the diversity of vocations in which the new life of grace expresses itself, lay people like yourselves are at the forefront of the Church’s mission. As a priestly people formed and governed by the Church’s pastors, you sanctify the world and transform it after the pattern of Christ within the ordinary circumstances of daily life (Cfr. Lumen Gentium, 10. 31). In the years since the Second Vatican Council lay participation in Denmark has grown in extent and dynamism, as is reflected in the activities of the Diocesan Pastoral Council and the local Parish Councils since their establishment in 1970.

What are the challenges that face the Catholic laity in Denmark today? I know that marriage and the family are a great concern, and it is about these that I wish to reflect with you. Like Christians in many other parts of the world, you are faced with the sad reality of divorce, broken homes, confusion about the roles of women and men, and a certain antilife mentality which leads not only to artificial contraception and abortion but also to questioning the very desirability of living. The Church’s teaching, which upholds the morality of Judeo-Christian religious tradition, is considered by some to be out of touch with modern realities or overly intrusive in matters which they consider to be “private” and therefore free from “outside interference”.

Far from being an intrusion into the intimacy of conjugal relations and the home, the Gospel, which is the source of the Church’s teaching, brings a liberating message of truth and light. It provides an irreplaceable foundation for the self discovery of the human person and for the stable and loving elements which are essential for human relationships. Grace builds on nature: the Gospel does not make inhuman demands of us. It enlightens, elevates, and perfects what is human, through the power of God’s grace. Exclusive and lifelong fidelity in marriage, responsible parenthood that respects God’s gift of human life, reverence for every human person from the moment of conception until natural death, the equal and complementary dignity of women and men: these, dear brothers and sisters are part of the fabric of Christian truth woven from the Gospel.

Often we may wonder how best to answer the questions of the young in their search for God, or how to touch the hearts and minds of the indifferent, or how to bring Christ to unbelievers. It is my conviction that if we conform our lives to the Gospel in all its fullness, accepting its demands and trusting its wisdom, then despite the scepticism of some and the ridicule of others, we shall in fact be drawing many people and even whole societies to Christ. For no person can remain indifferent to holiness or be unmoved by a life that is fully human because it is lived in God.

I encourage each of you and all the laity of Denmark to give this kind of prophetic witness both in public and in private life. Do not be afraid to live the demands of the Gospel as proclaimed by your Catholic faith. Do not be discouraged in accepting the Gospel with all firmness and charity. As Christians with a mission that comes from Christ himself, seek your strength in him, for as he himself tells us: “I am the vine, you are the branches. He who abides in me and I in him, he it is that bears much fruit, for apart from me you can do nothing” (Io. 15, 5). 

To all of you gathered here I wish to express my deep appreciation. May the Lord bless you and your loved ones, especially the children and those who are sick. As a pledge of strength and peace in the Lord I cordially impart to you my Apostolic Blessing.

 

© Copyright 1989 - Libreria Editrice Vaticana

 



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