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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 2. Januar 2011

(Video)

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Nochmals spreche ich allen meine guten Wünsche zum neuen Jahr aus und danke all denen, die mir Botschaften ihrer geistlichen Nähe haben zukommen lassen. Die Liturgie dieses Sonntags legt uns erneut den Prolog des Johannesevangeliums vor, der am Weihnachtstag feierlich verkündet worden ist. Dieser wunderbare Text bringt in der Form eines Lobliedes das Geheimnis der Menschwerdung zum Ausdruck, wie sie von den Augenzeugen, den Aposteln und besonders von Johannes, dessen Fest nicht zufällig am 27. Dezember begangen wird, verkündet wurde. Der hl. Chromatius von Aquileia erklärt: »Johannes war der jüngste aller Jünger Christi; der jüngste dem Alter nach, doch bereits alt im Hinblick auf den Glauben (Sermo II,1 De Sancto Iohanne Evangelista, CCL 9a,101). Wenn wir lesen: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott« (Joh 1,1), erhebt sich der traditionell mit einem Adler verglichene Evangelist über die menschliche Geschichte hinaus und erforscht die Tiefen Gottes; doch bald kehrt er, seinem Meister folgend, zur irdischen Dimension zurück, wenn er sagt: »Und das Wort ist Fleisch geworden« (Joh 1,14). Das Wort ist »lebendige Wirklichkeit: […] Gott, […] der sich mitteilt, indem er selbst Mensch wird« (J. Ratzinger, Theologie der Liturgie, Herder 2008, S. 539)«. Denn Johannes bezeugt: Er »hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen« (Joh 1,14). »Dabei hat er sich herabgelassen «, kommentiert der hl. Leo der Große, »ohne Minderung seiner Majestät unser niedriges Dasein anzunehmen« (Tractatus XXI,2, CCL 138,86–87). Weiter lesen wir im Prolog: »Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade« (Joh 1,16). »Welche Gnade haben wir zuerst empfangen?«, fragt der hl. Augustinus. »Es ist der Glaube.« Die zweite Gnade, fügt er sofort hinzu, ist »das ewige Leben« (Tractatus in Ioh. III,8.9, CCL 36,24.25).

Nun wende ich mich in spanischer Sprache an die Tausenden von Familien, die sich in Madrid zu einer großen Kundgebung versammelt haben: Voll Zuneigung grüße ich die zahlreichen Hirten und Gläubigen, die auf der Plaza de Colón in Madrid versammelt sind, um freudig den Wert der Ehe und der Familie unter dem Thema »Die christliche Familie, Hoffnung für Europa« zu feiern. Liebe Brüder und Schwestern, ich lade euch ein, stark in der Liebe zu sein und voll Demut das Geheimnis der Geburt Christi zu betrachten, das weiterhin zu den Herzen spricht und zu einer Schule des familiären und brüderlichen Lebens wird. Der mütterliche Blick Mariens, die liebende Obhut des hl. Josef und die süße Gegenwart des Jesuskindes sind ein klares Bild dafür, was alle christlichen Familien sein sollen, echte Heiligtümer der Treue, der Achtung und des Verständnisses, in denen der Glaube weitergegeben, die Hoffnung gestärkt und die Liebe entflammt wird. Ich ermutige alle, mit neuer Begeisterung die christliche Berufung im Schoß der Familie als echte Diener jener Liebe zu leben, die das Leben annimmt, es begleitet und verteidigt. Macht aus eurem Zuhause eine wahre Pflanzstätte der Tugenden und einen ruhigen und lichtvollen Ort der Vertrautheit, an dem – geleitet von der Gnade Gottes – weise der Ruf des Herrn vernommen werden kann, der weiterhin einlädt, ihm nachzufolgen. Mit diesen Empfindungen empfehle ich der Heiligen Familie von Nazaret inständig die Anliegen und Früchte dieser Begegnung, auf daß es immer mehr Familien gebe, in denen Freude, gegenseitige Hingabe und Großherzigkeit herrschen. Gottes Segen sei immer mit euch.

Die Jungfrau Maria, die der Herr dem »Jünger, den er liebte«, als Mutter anvertraut hat, bitten wir um die Kraft, uns wie »aus Gott geborene« Kinder (vgl. Joh 1,13) zu verhalten, einander anzunehmen und so die brüderliche Liebe zu zeigen.


Nach dem Angelusgebet:

Gestern vormittag haben wir voll Schmerz die Nachricht von dem schweren Attentat auf die christliche koptische Gemeinde erfahren, das in Alexandria (Ägypten) verübt worden ist. Diese feige Geste des Todes wie auch die Tatsache, daß im Irak Bomben in der Nähe von Wohnungen von Christen gelegt wurden, um sie zur Flucht zu zwingen, ist eine Beleidigung gegenüber Gott und der ganzen Menschheit, die gerade gestern für den Frieden gebetet und voll Hoffnung ein neues Jahr begonnen hat. Angesichts dieser Strategie der Gewalt, die auf die Christen abzielt und Folgen für die ganze Bevölkerung hat, bete ich für die Opfer und Familienangehörigen und ermutige die kirchlichen Gemeinschaften, im Glauben und im Zeugnis für die Gewaltlosigkeit, wie sie uns das Evangelium lehrt, beharrlich zu bleiben. Ich denke auch an die zahlreichen in der Pastoral tätigen Menschen, die 2010 in verschiedenen Teilen der Welt getötet wurden: Ihnen gilt in gleichem Maße unser liebevolles Gedenken vor dem Herrn. Bleiben wir vereint in Christus, unserer Hoffnung und unserem Frieden!

... auf französisch: Das Gebet des Angelus gibt mir die Freude, euch zu begrüßen, liebe Pilger aus dem französischen Sprachraum! In dieser Weihnachtszeit läßt der Herr über uns den Glanz seiner Liebe erstrahlen, die alle Finsternis vertreibt. Wir wollen uns mit allen Ländern freuen, die heute die Epiphanie des Herrn feiern. Durch die Fürsprache der Jungfrau Maria wollen wir uns zu ihrem Sohn Jesus, Licht vom Licht, führen lassen. Allen einen gesegneten Sonntag und ein gutes neues Jahr!

… auf englisch: Es freut mich, alle englischsprachigen Besucher zu grüßen, die zu diesem Gebet des Angelus versammelt sind. Heute fahren wir fort, das göttliche Geheimnis Jesu Christi zu betrachten, der in Betlehem aus der Jungfrau Maria geboren worden ist. Er ist das zu unserem Heil menschgewordene Wort Gottes, die Weisheit Gottes, die gekommen ist, um uns zu erleuchten. Wir wollen stets diese Gegenwart Jesu lieben und ehren, der uns Gnade und Wahrheit bringt! Ich wünsche euch allen einen angenehmen Sonntag und erneuere meine guten Wünsche zum neuen Jahr!

… auf deutsch: Mit Freude grüße ich alle Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache. Gottes Wort steht am Anfang von allem, es ist Licht und Leben für die Welt, für uns Menschen. Dies rufen uns die Lesungen am heutigen zweiten Sonntag nach Weihnachten in Erinnerung. Das göttliche Wort hat in Jesus Christus menschliche Gestalt angenommen, es macht sich auf und sucht unsere Liebe. Maria hat ihm ihr mütterliches Herz, ihr ganzes Leben geschenkt. Auch wir sind eingeladen, Gottes Wort in uns lebendig werden zu lassen, damit es uns von innen her verwandle. Denn es gibt uns die Macht, Kinder Gottes, wirklich Menschen nach dem Abbild Gottes zu sein. Der Herr segne und behüte euch.

… auf spanisch: Herzlich grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind. Die Liturgie der Weihnachtszeit führt uns dazu, voll Staunen Jesus Christus zu betrachten, den menschgewordenen Sohn Gottes, den Emmanuel. Ich lade euch ein, in diesen heiligen Tagen eure Seelen diesem Geheimnis unendlicher Liebe zu öffnen. Dabei mögen uns die allerseligste Jungfrau Maria und der hl. Josef helfen, deren Schutz ich auf alle Familien herabrufe, besonders auf jene, die in Schwierigkeiten sind oder durch Unverständnis und Spaltung geprüft werden. Der Heiland, Licht der Welt, gewähre allen die Gnade, um alle Gegensätzlichkeiten zu überwinden und so stets auf dem Weg des Guten voranzuschreiten. Einen gesegneten Sonntag.

… auf polnisch: Einen herzlichen Gruß richte ich an die Polen. Die heutige Liturgie legt uns nahe, die ewige Weisheit Gottes zu loben und für den Segen Dank zu sagen, den er uns im menschgewordenen Wort geschenkt hat. »Im Anfang war es bei Gott. (…) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.« Dieses Licht leuchte über jedem Tag des neuen Jahres und über unserem ganzen Leben. Gott segne euch.

… auf italienisch: Schließlich grüße ich voll Zuneigung die Pilger italienischer Sprache, besonders die Gruppen aus den Pfarreien von Grandate und Palanzo bei Como und aus Asola sowie die zahlreichen Freunde und Ehrenamtlichen der »Fraterna Domus« aus Rom. Einen gesegneten Sonntag – der erste des neuen Jahres! – und an alle herzliche Wünsche des Friedens und des Heils im Herrn!

 

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