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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN LARS MØLLER,
NEUER BOTSCHAFTER DÄNEMARKS BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 14. Dezember 2006

 

Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Sie und nehme das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Dänemarks beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Grußbotschaft, die Sie mir von Königin Margrethe II. überbracht haben. Gerne erinnere ich mich an die Begegnung mit Ihrer Majestät im vergangenen Frühjahr, und ich möchte Sie bitten, ihr auch meinerseits herzliche Grüße zu übermitteln und meine guten Wünsche, verbunden mit meinem Gebet, für das Wohlergehen und das Gedeihen des dänischen Volkes.

In diesem Jahr, dem 25. seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Dänemark, möchte ich die Wertschätzung des Heiligen Stuhls zum Ausdruck bringen für die Bemühungen Ihres Landes zur Förderung wirksamer Solidarität gegenüber ärmeren Ländern durch die Unterstützung einer ganzheitlichen Entwicklung und den Einsatz zur Verbesserung der tragischen, von Armut, Gewalt, Hunger und Krankheit gekennzeichneten Situation, die auf einem großen Teil der Menschheitsfamilie lastet. Dänemark war stets in vorderster Reihe bei den internationalen Bemühungen um die Umsetzung der »Millennium Development Goals« und hat großherzig dazu beigetragen, Mechanismen zu schaffen für die Sicherheit und für den Aufbau des Friedens in den Gebieten der Welt, die von bewaffneten Auseinandersetzungen schwer gezeichnet sind. Diese lobenswerten Initiativen wurden durch die einfache und sachliche Erkenntnis inspiriert, daß globale Probleme globale Lösungen erfordern. Die Koordination zwischen den nationalen Regierungen, die verschiedenen Institutionen und Organe der internationalen Gemeinschaft sowie die zahlreichen regionalen und örtlichen Einrichtungen, die sich für die Festigung des Sozialgefüges einsetzen, sind ein sicherer Weg zu größerer Achtung der grundlegenden Menschenrechte und zur Förderung der Gerechtigkeit und des Friedens auf allen Ebenen.

Ich danke Ihnen für Ihre anerkennenden Worte in bezug auf die Präsenz und den Beitrag des Heiligen Stuhls innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Dieser Dienst für den Frieden gründet auf der festen, vom Glauben beseelten Überzeugung von der Einheit der Menschheitsfamilie und der gottgegebenen Würde und den Rechten eines jeden Menschen. Der Friede ist nach den Worten des Propheten Jesaja (32,17) das Werk der Gerechtigkeit, aber er ist auch die Frucht der Liebe, die über das hinausgeht, was die Gerechtigkeit zu leisten vermag (Gaudium et Spes, 78). Bei ihrer Verkündigung des Evangeliums und ihrem Dienst der Nächstenliebe möchte die Kirche mit allen Männern und Frauen guten Willens zusammenarbeiten, um eine globale Gemeinschaft aufzubauen, in der an die Stelle von Haß und Intoleranz, Ungerechtigkeit und Gewalt das gegenseitige Verständnis, die Versöhnung und die hochherzige Zusammenarbeit beim Streben nach dem Gemeinwohl tritt. Nur eine solche Zusammenarbeit, die in der Lage ist, über nationale, ethnische und religiöse Grenzen hinauszugehen, kann letztendlich die Oberhand gewinnen über die zahlreichen gegenwärtigen Bedrohungen des Friedens, einschließlich der Plage des internationalen Terrorismus und der ihn inspirierenden Ideologien.

Während das dänische Volk komplexen politischen und ethischen Fragen von entscheidender Bedeutung für die Zukunft Ihrer Gesellschaft gegenübersteht, kann das reiche christliche Erbe der Nation als Quelle der Weisheit und der Inspiration dienen bei der schwierigen Aufgabe, die spezifische Identität Dänemarks und sein kulturelles Erbe auch angesichts der Herausforderungen der heutigen Zeit zu wahren. Ein stabiles und lebendiges öffentliches Leben zieht Nutzen aus dem Beitrag der Gläubigen und aus einem kreativen Dialog mit den religiösen Traditionen und Werten der Nation, denn eine gesunde Demokratie erfordert eine feste ethische Grundlage und Achtung für »die moralische Struktur der Freiheit« (vgl. Ecclesia in Europa, 98). Ihrerseits ist die Kirche bereit, »zur Reinigung der Vernunft und zur Weckung der sittlichen Kräfte beizutragen, ohne die rechte Strukturen weder gebaut werden noch auf Dauer wirksam sein können« (Deus Caritas Est, 29). Ich versichere Ihnen, daß sich die katholische Gemeinschaft Dänemarks, obgleich sie zahlenmäßig klein ist, in Zusammenarbeit mit anderen christlichen Gläubigen an dieser Unterscheidung der Geister und der Ausarbeitung einer weisen und weitblickenden Sozialpolitik beteiligen möchte. Das gilt vor allem hinsichtlich der grundlegenden Rolle und Aufgabe der auf der Ehe gründenden Familie, hinsichtlich der Erziehung der Kinder, der Achtung gegenüber Gottes Geschenk des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und hinsichtlich des verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt.

Herr Botschafter, zum Beginn Ihrer Sendung bringe ich Ihnen gegenüber meine besten Wünsche zum Ausdruck für die Arbeit, die Sie im Dienst Ihrer Nation durchführen werden, und ich sichere Ihnen die ständige Bereitschaft der Ämter der Römischen Kurie zu, Sie bei der Erfüllung Ihrer Verantwortungen zu unterstützen. Ich bin zuversichtlich, daß Sie als Vertreter Ihres Landes dazu beitragen werden, die zwischen dem Heiligen Stuhl und Dänemark bestehenden guten Beziehungen zu festigen. Auf Sie, Ihre Familie und das geliebte dänische Volk rufe ich von Herzen Gottes Segen der Freude und des Friedens herab.


*L'Osservatore Romano 2007 n. 4 p. 10.

 

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