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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN FRAU ELIZABETH YA ELI HARDING,
NEUE BOTSCHAFTERIN GAMBIAS BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 13. Dezember 2007

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie zur außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafterin der Republik Gambia beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße und die guten Wünsche, die Sie im Namen Seiner Exzellenz Oberst Yahya Jammeh, dem Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben. Ich erwidere sie gern und bitte Sie höflichst, Seiner Exzellenz, den zivilen Obrigkeiten und dem Volk von Gambia meinen Dank und meine guten Wünsche zu übermitteln.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Gambia und dem Heiligen Stuhl wurden 1978 offiziell aufgenommen. Diese Beziehungen, die der Heilige Stuhl sehr bereitwillig mit einzelnen Ländern aufnimmt, sind eine sehr gute Gelegenheit, um zur Förderung vieler wichtiger Werte zusammenzuarbeiten, die ein wirkliches Wachstum der menschlichen Gesellschaft begünstigen. Enge und herzliche Beziehungen können für beide Seiten von großem Vorteil sein, besonders in Bereichen, die verbunden sind mit dem Schutz des Lebens, der Würde und der Freiheit jedes Menschen sowie mit der Förderung der Gesundheit, der sozialen Entwicklung sowie der Erziehung und Ausbildung benachteiligter Bevölkerungsgruppen.

Die christliche Liebe ist die Kraft, die die Kirche in Ihrem Land anspornt, dem Volk von Gambia ihren Dienst durch die Förderung wichtiger Werte wie Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden anzubieten. Die katholische Kirche in Afrika ist unmittelbar darum bemüht, die Botschaft Jesu zu verbreiten und daher Zeugnis zu geben von der Liebe des allmächtigen Gottes durch die Übung der Nächstenliebe, wie der gute Samariter im Evangelium (vgl. Ecclesia in Africa, 41). Ein ähnliches Zeugnis der Liebe sowie die Werte der Gastfreundschaft und des Mitgefühls werden auch von Anhängern anderer Religionen in Ihrem Land gelebt. In diesem Zusammenhang freue ich mich, die herzliche und friedliche Beziehung anzuerkennen, die in Gambia zwischen den Anhängern verschiedener Religionen besteht. Sie spricht für die freundschaftliche Wesensart Ihres Volkes und für seine echten religiösen Empfindungen. Ich hoffe, daß dieses gute Klima gefestigt und vor dem schädlichen Einfluß von Ideologien geschützt wird, die die Religion für politische Zwecke mißbrauchen wollen.

Gambias Zukunft ist eng mit der Zukunft von Westafrika verknüpft. Der Heilige Stuhl schaut hoffnungsvoll auf die Bemühungen, den Frieden in der Region zu festigen. Der Prozeß des politischen Dialogs kann durch nichts ersetzt werden. Durch ihn werden Differenzen ausgeglichen und die Erwartungen einzelner Gruppen dem Gemeinwohl des Volkes entsprechend neu orientiert. Gambia hat für diesen Ansatz in einer kürzlich erfolgten internationalen Debatte bereits ein Beispiel gegeben. Ich ermutige Ihr Land, auf diesem edlen Weg voranzuschreiten, um äußere und innere Differenzen zu überwinden.

Zu Recht strebt Ihr Volk auch weiterhin ein Leben in Wohlergehen, Würde und Freiheit an. Es sucht nach verbesserten politischen und sozialen Bedingungen, die Wachstum durch Initiative, Kreativität und Austausch gewährleisten. Die katholische Kirche gibt ihre volle Ermutigung und Mitarbeit allen afrikanischen Regierungen, die danach streben, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken und Korruption zu unterbinden sowie politischen Gewaltakten und dem Mißbrauch der Macht Einhalt zu gebieten (vgl. Ecclesia in Africa, 112).

In allen Bereichen des Lebens, besonders in den öffentlichen Angelegenheiten, ist der Wert der Offenheit gegenüber anderen und der Unterordnung unter die Wahrheit der Grundpfeiler einer menschlichen Gesellschaft, die diesen Namen verdient. Die Verpflichtung zur Wahrheit ist die Seele der Gerechtigkeit; sie gibt dem Recht auf Freiheit das Fundament und verleiht ihm Kraft, und sie öffnet den Weg zu Vergebung und Versöhnung (vgl. Ansprache an das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps beim Neujahrsempfang, 9. Januar 2006; in O.R. dt., Nr. 3, 20.1.2006). Politische Institutionen und staatliche Behörden sind von ihrem Wesen her offen gegenüber rechtmäßiger Kontrolle und Kritik, da sie dem Gemeinwohl des Landes dienen sowie den Bedürfnissen und Bestrebungen des Volkes, das sie vertreten (vgl. Gaudium et spes, 75). Ein politisches Klima, das auf der Achtung der Wahrheit gründet, ist eine unverzichtbare Grundlage der Zivilgesellschaft. Die Liebe zu ihrer Nation sollte alle – Obrigkeiten und Bürger, politische Parteien und die Medien – ermutigen, aktiv zur Konsolidierung eines gesunden, offenen und respektvollen politischen Umfeldes beizutragen.

Während Gambia selbst die Geißel des Krieges erspart blieb, ist es dennoch mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten konfrontiert. Die Regierung mit ihren entsprechenden Ämtern und Ministerien sowie andere Organe und politische Parteien schenken diesen Situationen große Aufmerksamkeit und können auf die loyale und großherzige Kooperation der katholischen Kirche zählen. Der Lebensstandard und die gesundheitlichen Verhältnisse beträchtlicher Teile der Bevölkerung erfordern ständige Aufmerksamkeit. Ich ermutige alle, sich für die Förderung der wesentlichen Gleichheit und gegenseitigen Ergänzung von Mann und Frau einzusetzen. Ebenso muß der Kampf gegen Aids auf medizinischem und besonders auf erzieherischem Gebiet weitergeführt werden. Promiskuitives Sexualverhalten liegt an der Wurzel vieler sittlicher und physischer Übel und muß durch die Förderung einer Kultur ehelicher Treue und sittlicher Integrität überwunden werden. Die Vertreibung von Völkerschaften und der Zustrom von Flüchtlingen auf der Suche nach Freiheit von dem vielen Elend, das bewaffnete Konflikte mit sich bringen, ist noch immer ein dringliches Problem, das die zur Verfügung stehenden Ressourcen stark belastet. Ich bin mir der damit verbundenen Schwierigkeiten bewußt und ermutige die Menschen und die öffentlichen und privaten Einrichtungen, die den Notleidenden ihren Dienst anbieten. Gleichzeitig appelliere ich an die internationale Gemeinschaft, bei der Unterstützung dieser humanitären Aufgabe eine großherzige Rolle zu spielen.

Frau Botschafterin, dies sind einige der Gedanken, die der aufmerksamen Betrachtung und Wertschätzung Ihres Landes und des afrikanischen Kontinents entspringen. Ich wünsche Ihnen in jeder Hinsicht Erfolg in Ihrer Mission. Sie können auf die bereitwillige und offene Mitarbeit der Dikasterien des Vatikans und der Römischen Kurie zählen. Ich freue mich, Seiner Exzellenz Präsident Jammeh, der Regierung und dem Volk ihres Landes erneut meine guten Wünsche auszusprechen. Der allmächtige Gott gewähre der Nation reichen und nachhaltigen Segen des Wohlergehens und des Friedens!


*L'Osservatore Romano 2008 n.2 p. 11.

 

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