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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN FRAU URMILA JOELLA-SEWNUNDUN,
NEUE BOTSCHAFTERIN
DER REPUBLIK SURINAME BEIM HL. STUHL*

Donnerstag, 13. Dezember 2007

 

Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin der Republik Suriname beim Heiligen Stuhl zu begrüßen. Ich nehme gern Ihr Beglaubigungsschreiben entgegen und danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Grüße von Präsident Ronald Venetiaan. Ich möchte Sie höflichst bitten, Seiner Exzellenz und der Bevölkerung von Suriname auch meine Grüße zu überbringen, mit der Versicherung meines ständigen Gebets für den Frieden und das Wohlergehen Ihres Landes. Der harmonische Geist, der die diplomatischen Beziehungen zwischen Suriname und dem Heiligen Stuhl seit 1994 stets gekennzeichnet hat, ist ein großes Zeichen der Hoffnung für die Zukunft. Die Kirche, die in der Geschichte Ihrer Region eine Schlüsselrolle spielt, teilt auch weiterhin das Bestreben ihrer Nation nach Frieden, sozialer Eintracht und wirtschaftlicher Stabilität.

In dieses Jahr fällt der 40. Jahrestag der Enzyklika Populorum progressio, die von meinem verehrten Vorgänger Papst Paul VI. erlassen wurde zur Förderung »der Entwicklung, einer umfassenden für jeden Menschen, einer solidarischen für die Menschheit« (Nr. 5). Die Grundprinzipien, die in diesem Dokument dargelegt werden, haben eine heftige Diskussion hervorgerufen, nicht nur unter den Bischöfen, sondern auch unter den Verantwortungsträgern der Regierungen, den Gesetzgebern, Wirtschaftsexperten, Geschäftsleuten und Intellektuellen in der ganzen Welt. Dieses lebhafte Interesse setzt sich auch heute fort und bringt neue Ideen zur Förderung des Gemeinwohls hervor, die nicht nur die materiellen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigen, sondern sein ganzes geistliches Potential verwirklichen. Die Enzyklika Populorum progressio macht auf die Herausforderungen aufmerksam, denen die ehemaligen Kolonialstaaten auf ihrem Weg in die nationale Souveränität gegenüberstehen (vgl. Nr. 7). Dieser Weg war für Suriname nicht immer einfach, aber seine demokratischen Einrichtungen und seine nationale Identität sind aus diesem Prozeß der Anpassung an eine neue politische Realität gestärkt hervorgegangen. Ich lade das Volk Ihrer Nation herzlich ein, bei seiner Zukunftsplanung aus der reichen Quelle der Soziallehre der Kirche zu schöpfen.

Ihre Exzellenz haben die außerordentliche ethnische und religiöse Vielfalt in Ihrem Land erwähnt. Unterschiede in Herkunft, Gebräuchen und Glauben sind wunderbare Gelegenheiten für die Menschen, Toleranz und Verständnis füreinander zu erlernen und auszuüben. Solche Gepflogenheiten schaffen sozialen Zusammenhalt und bilden die Grundlage für eine stabile Demokratie (vgl. Populorum progressio, 64).

Wenn sie vertrauter werden mit den verschiedenen »mores«, die innerhalb einer Nation nebeneinander bestehen, lernen ihre Bürger, ihr Augenmerk auf Wahrheiten zu richten, die sie sowohl als einzelne als auch als Mitglieder von Ortsgemeinschaften übersteigen. Diese Wahrheiten – die unterstützt werden müssen durch die Rechtsstaatlichkeit eines Landes und durch die Institutionen, die geschaffen wurden, um diese aufrechtzuerhalten – sind auch ein Ansporn für die Männer und Frauen guten Willens, den begrenzten Bereich ihrer Eigeninteressen zu verlassen und sich in den Dienst des Nächsten zu stellen (vgl. Populorum progressio, 73). Surinames Fünfjahresplan öffnet vielfältige Gelegenheiten, um den Geist der Solidarität in Ihrem Volk zu vertiefen, da er den Weg ebnet für Initiativen, die die soziale Integration fördern werden. Ich hoffe, daß die Umsetzung dieses Fünfjahresplans dazu beitragen wird, daß die Achtung der Grundrechte aller Menschen – besonders der Minderheiten und der Armen – auf allen Ebenen der Gesellschaft auch weiterhin gewährleistet bleibt (vgl. Populorum progressio, 9).

Exzellenz, Sie haben auch auf Surinames Mitgliedschaft in verschiedenen internationalen Organisationen hingewiesen, die darauf ausgerichtet sind, multilateralen Dialog und Zusammenarbeit zu fördern. Die Bereitschaft Ihrer Nation, diesen Organisationen anzugehören, zeigt Surinames Bemühen um den Ausgleich regionaler Differenzen unter Anerkennung der rechtmäßigen Autonomie aller beteiligten Staaten. Die Zusammenarbeit mit Ihren Nachbarstaaten wird auch die Bemühungen unterstützen, das beunruhigende Phänomen des internationalen Drogenhandels zu überwinden, dessen schlimme Folgen in der gesamten globalen Gemeinschaft spürbar sind und sich besonders destruktiv auf die Armen, die jungen Menschen und die Unterprivilegierten auswirken. Nicht nur fügt der Fluß illegaler Drogen denen, die diese Substanzen mißbrauchen, schweren Schaden zu – auch die Strukturen, die notwendig sind, um diesen Handel zu ermöglichen, verwickeln die Gesellschaft in ein Netz von Korruption, Habgier und Ausbeutung. Frau Botschafterin, ich bringe meine aufrichtige Wertschätzung zum Ausdruck für das, was bereits unternommen wurde, um dieser schwierigen Situation entgegenzutreten. Gleichzeitig ermutige ich Sie und alle Menschen in Ihrer Region, auch weiterhin alles zu unternehmen, um dieses Problem ein für allemal aus der Gesellschaft zu tilgen. Es muß an der Wurzel ausgerottet werden, und gleichzeitig müssen die Faktoren bekämpft werden, die Menschen zu selbstzerstörerischen Verhaltensweisen treiben: besonders die Armut, die Zersetzung der Familie und der soziale Zerfall.

Frau Botschafterin, es ist mir eine Freude, Sie heute zu Beginn der Ihnen anvertrauten Mission zu empfangen. Ich bin dankbar für Ihre Zusicherung der unerschütterlichen Verpflichtung Surinames auf die Religionsfreiheit und seines Geistes der Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche in Ihrem Land. Meinerseits freue ich mich, die bereitwillige Mitarbeit der verschiedenen Ämter und Dikasterien der Römischen Kurie zu bestätigen. Möge Ihre Sendung die Bande der Freundschaft und des guten Willens zwischen Ihrer Regierung und dem Heiligen Stuhl stärken. Auf Sie und das ganze Volk Ihres Landes rufe ich den überreichen Segen des allmächtigen Gottes herab.


*L'Osservatore Romano 2008 n. 2 p. 11.

 

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