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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN ABDUL HANNAN,
NEUER BOTSCHAFTER VON BANGLADESCH
BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 17. Dezember 2009

 

Herr Botschafter!

Ich freue mich, Sie heute zur Überreichung des Beglaubigungsschreibens willkommen zu heißen, mit dem Sie zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Volksrepublik Bangladesch beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich bin dankbar für die Grüße, die Sie mir von Seiner Exzellenz Präsident Zillhur Rahman überbracht haben, und bitte Sie, ihn meiner guten Wünsche und meines Gebets für sein eigenes und das dauerhafte Wohl der Bevölkerung von Bangladesch zu versichern. Der kürzliche Besuch der Premierministerin, Ihrer Exzellenz Sheikh Hasina Wajed, bot eine willkommene Gelegenheit zur Erneuerung unserer gemeinsamen Verpflichtung, den Geist der Zusammenarbeit zu fördern, der über dreißig Jahre lang die herzlichen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Bangladesch gekennzeichnet hat.

Exzellenz, während Ihr Land noch vor vielen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen steht, haben die in jüngster Zeit errungenen bedeutenden Fortschritte in der Entwicklung die Hoffnungen seiner Bürger erhöht und die Aufmerksamkeit der ganzen Weltgemeinschaft auf sich gezogen. Die Katholiken von Bangladesch sind zwar zahlenmäßig nur eine kleine Gruppe, aber sie teilen auch die Erwartung, daß die gemeinschaftlichen Anstrengungen, die diese Erfolge möglich gemacht haben, die Nation sowie ihre Bürger weiterhin dazu anregen werden, sich neue Ziele für die Zukunft zu setzen und neue Wege zu ihrer Erreichung einzuschlagen.

Eines dieser Ziele war die Bekämpfung der Armut. Ihre Verringerung ist untrennbar mit der Ausweitung der Erwerbstätigkeit verknüpft. Arbeit verleiht der menschlichen Würde Ausdruck, da sie Männern und Frauen ermöglicht, ihre Talente zu verwirklichen, ihre Fähigkeiten zu entfalten und die Bande der Solidarität untereinander zu festigen. Diese Solidarität hat ihrerseits auch eine spirituelle Dimension, denn dadurch, daß sie die Früchte ihrer Arbeit miteinander – und ganz besonders mit den Bedürftigen – teilen, legen die Menschen überall Zeugnis für die Güte des Allmächtigen und seine Sorge für die Ärmsten und Schwächsten ab.

In diesem Zusammenhang muß man die Erfolge der Initiativen Ihres Landes im Bereich der Mikrokredite und des Mikrofinanzwesens anführen, die Ihrem Volk eine neue Stufe des Wohlstandes bringen. Darüber hinaus lassen diese Praktiken Anzeichen zum Schutz der schwächeren Kreise der Gesellschaft vor den Gefahren und Mißbräuchen des Wuchers erkennen (vgl. Caritas in veritate, 65). Möge eine faire und kluge Anwendung innovativer Kreditstrategien die ländliche Infrastruktur stärken, den Markt beleben und die Entwicklung und Verbreitung der landwirtschaftlichen Technologie voranbringen, die die wertvollen menschlichen, natürlichen und sozio-ökonomischen Ressourcen Ihres Landes bestmöglich einsetzen wird.

Die Verbesserung des Lebensstandards hängt auch ganz wesentlich vom Engagement bei der Erziehung der Jungen und Mädchen ab. Das war für Bangladesch in den letzten Jahrzehnten richtigerweise vorrangig, und die Errungenschaften auf diesem Gebiet geben Hoffnung für die Zukunft. Im Zeitalter der Globalisierung wird zunehmend deutlich, daß ein besserer Zugang zur Bildung für die Entwicklung auf allen Ebenen von wesentlicher Bedeutung ist. Vor allem kommt es für die Lehrer darauf an, daß sie das Wesen der menschlichen Person verstehen und jeden Schüler als ein einzigartiges und wertvolles Individuum schätzen, indem sie für Nahrung sowohl für die Seele wie für den Verstand sorgen. Die katholische Ortskirche spielt in diesem Bereich ihre Rolle durch ihr weitverbreitetes Netz von Schulen und anderen Erziehungseinrichtungen. In dieser Hinsicht soll die neuerrichtete Pädagogische Hochschule für entsprechend ausgebildete Lehrer sorgen, um sicherzustellen, daß das Niveau weiter verbessert wird und das Engagement für die Erziehung auf einer gesunden Grundlage in der Zukunft weitergehen wird. Die jüngsten positiven Treffen mit dem Erziehungsminister und die Aufnahme formeller Kontakte zwischen dem Minister und den Bischöfen, um über Themen von gemeinsamem Interesse zu diskutieren, sollten zu einer verbesserten Zusammenarbeit im Erziehungsbereich führen und die rasche und freundschaftliche Lösung aller von Zeit zu Zeit auftretenden Probleme ermöglichen.

Exzellenz, ich bete darum, daß Moslems, Hindus, Christen und alle Menschen guten Willens in Ihrem Land unermüdlich von dem friedlichen Zusammenleben Zeugnis geben mögen, das die Berufung der ganzen Menschheit bleibt. Zu diesem Zweck teilen alle Bürger – und besonders die führenden Persönlichkeiten – die Verantwortung, die Grundsätze hochzuhalten, die ein gerechtes demokratisches Regierungssystem stützen. Einschüchterung und Gewalt untergraben die eigentliche Grundlage sozialer Eintracht und müssen als Angriff auf das menschliche Leben und die Freiheit zurückgewiesen werden. Eine vorrangige Liebe für die Armen und Leidenden zu zeigen, die Schwachen als wertvoll in den Augen Gottes zu umarmen: das sind die Möglichkeiten, durch welche die Gesellschaft mit dem Hauch göttlicher Güte durchdrungen wird, der das Leben jedes Geschöpfes aufrechterhält.

Herr Botschafter, zu Beginn Ihrer Mission spreche ich Ihnen herzlich meine guten Wünsche aus, damit sie erfolgreich sein möge, und versichere Sie meines Gebetes und der Unterstützung der verschiedenen Dikasterien des Heiligen Stuhls, die gerne bereit sind, Ihnen zu helfen. Auf Sie, auf die Mitglieder Ihrer Familie und auf alle Bürger von Bangladesch rufe ich von Herzen Gottes reichen Segen herab.

 

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