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APOSTOLISCHE REISE
VON PAPST BENEDIKT XVI.
NACH KAMERUN UND ANGOLA
(17.-23. MÄRZ 2009)

BEGEGNUNG MIT VERTRETERN DER
MUSLIMISCHEN GEMEINDE KAMERUNS

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Apostolische Nuntiatur von Yaoundé
Donnerstag, 19. März 2009

 

auf französisch:

Liebe Freunde!

Erfreut über die mir gebotene Gelegenheit, mit den Vertretern der muslimischen Gemeinde von Kamerun zusammenzutreffen, danke ich Herrn Amadou Bello für die freundlichen Begrüßungsworte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Unsere Begegnung ist ein konkretes Zeichen für den Wunsch, den wir mit allen Menschen guten Willens – in Kamerun, in ganz Afrika und in der ganzen Welt – teilen, nämlich Gelegenheiten zum Gedankenaustausch darüber zu suchen, wie die Religion einen wesentlichen Beitrag zu unserem Verständnis der Kultur und der Welt und zum friedlichen Zusammenleben aller Mitglieder der Menschheitsfamilie leistet. In Kamerun beweisen Gruppen wie die »Association Camerounaise pour le Dialogue Interreligieux«, wie sehr ein solcher Dialog das gegenseitige Verständnis vertieft und zum Aufbau einer stabilen und gerechten politischen Ordnung beiträgt.

Kamerun ist die Heimat von Tausenden von Christen und Muslimen, die häufig Seite an Seite leben, arbeiten und ihren Glauben praktizieren. Alle glauben an den einen, barmherzigen Gott, der am Jüngsten Tag die Menschen richten wird (vgl. II. Vat. Konzil, Konstitution Lumen gentium, 16). Gemeinsam bekunden sie die grundlegenden Werte der Familie, der sozialen Verantwortung, des Gehorsams gegenüber dem Gesetz Gottes und der liebevollen Fürsorge gegenüber den Kranken und Leidenden. Wenn Christen und Muslime ihr Leben auf diese Tugenden gründen und sie die jungen Menschen lehren, beweisen sie damit nicht nur, daß sie die volle Entfaltung des Menschen fördern, sondern auch, daß sie Bande der Solidarität mit ihrem Nächsten knüpfen und das Gemeinwohl voranbringen. …

... auf englisch: Meine Freunde, ich glaube, es ist heute eine besonders dringende Aufgabe der Religion, das enorme Potential der menschlichen Vernunft, die selbst Gabe Gottes ist und von der Offenbarung und vom Glauben erhöht wird, sichtbar werden zu lassen. Der Glaube an Gott, weit davon entfernt, unsere Fähigkeit, uns selbst und die Welt zu verstehen, zu beeinträchtigen, erweitert sie vielmehr. Weit davon entfernt, uns gegen die Welt aufzubringen, trägt er sie uns als Pflicht auf. Wir sind aufgerufen, anderen dabei zu helfen, die unaufdringlichen Spuren und die geheimnisvolle Gegenwart Gottes in der Welt zu sehen, die er so wunderbar erschaffen hat und die er mit seiner unaussprechlichen und allumfassenden Liebe fortdauernd erhält. Obwohl seine unendliche Herrlichkeit von unseren begrenzten Sinnen niemals direkt begriffen werden kann, erhaschen wir dennoch einen Schimmer von ihr in der Schönheit, die uns umgibt. Wenn Männer und Frauen von der wunderbaren Ordnung der Welt und dem Glanz menschlicher Würde ihre Sinne erleuchten lassen, entdecken sie, daß das »Vernünftige« weit über das hinausgeht, was die Mathematik berechnen, die Logik ableiten und das naturwissenschaftliche Experimentieren beweisen kann; es schließt auch die Güte und innere Anziehungskraft eines aufrechten und ethisch orientierten Lebens ein, wie es uns gerade durch die Sprache der Schöpfung mitgeteilt wird.

Diese Einsicht veranlaßt uns, alles, was richtig und gerecht ist, zu suchen, aus der begrenzten Sphäre unseres Eigeninteresses herauszugehen und für das Wohl der anderen tätig zu sein. Eine wahre Religion erweitert also den Horizont des menschlichen Begreifens und bildet die Grundlage jeder echten menschlichen Kultur. Sie weist alle Formen der Gewalt und des Totalitarismus zurück: nicht nur aus Glaubensprinzipien, sondern auch aufgrund der rechten Vernunft. Religion und Vernunft stärken sich nämlich gegenseitig, sofern die Religion von der Vernunft gereinigt und strukturiert und das volle Potential der Vernunft durch die Offenbarung und den Glauben freigesetzt wird.

... auf französisch: Ich ermuntere euch daher, liebe muslimische Freunde, die Werte, die sich aus dieser Sicht ergeben und die die menschliche Kultur fördern, in die Gesellschaft eindringen zu lassen und auch andere Menschen zur Teilnahme am Aufbau einer Zivilisation der Liebe einzuladen. Möge die begeisterte Zusammenarbeit von Muslimen, Katholiken und anderen Christen in Kamerun für die anderen afrikanischen Nationen ein leuchtender Hinweis auf das enorme Potential des interreligiösen Einsatzes für den Frieden, die Gerechtigkeit und das Gemeinwohl sein!

Mit diesen Empfindungen spreche ich euch noch einmal meine Dankbarkeit für diese glückliche Gelegenheit aus, während meines Besuchs in Kamerun mit euch zusammenzutreffen. Ich danke Gott, dem Allmächtigen, für die Gnaden, die er auf euch und auf eure Mitbürger herabkommen läßt, und bete dafür, daß die Bande, die Christen und Muslime in ihrer tiefen Verehrung des einen Gottes verbinden, weiter gestärkt werden, so daß sie die Weisheit des Allmächtigen, der die Herzen aller Menschen erleuchtet, klarer widerspiegeln.

 

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