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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
4. Adventssonntag, 21. Dezember 2014

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Heute, am vierten und letzten Adventssonntag, will uns die Liturgie auf das nunmehr unmittelbar bevorstehende Weihnachtsfest vorbereiten, indem sie uns einlädt, den Bericht über die Verkündigung durch den Engel an Maria zu betrachten. Der Erzengel Gabriel offenbart der Jungfrau den Willen des Herrn, dass sie die Mutter seines eingeborenen Sohnes werden soll: »Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden« (Lk 1,31-32). Richten wir den Blick auf dieses einfache Mädchen aus Nazaret, in dem Moment, in dem sie mit ihrem »Ja« ihre Bereitschaft für die göttliche Botschaft erklärt; greifen wir zwei wesentliche Aspekte ihrer Haltung auf, die uns als Vorbild für unsere Vorbereitung auf das Weihnachtsfest dienen kann. Vor allem ihr Glaube, ihre Haltung des Glaubens, die darin besteht, auf das Wort Gottes zu hören, um sich diesem Wort in voller Bereitschaft des Herzens und des Sinns zu überlassen. Maria antwortet dem Engel und sagt: »Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast« (V. 38). In ihrem vom Glauben erfüllten »Hier bin ich« weiß Maria nicht, auf welche Wege sie sich begeben, welche Schmerzen sie erleiden muss, welchen Gefahren sie begegnen wird. Doch sie ist sich dessen bewusst, dass es der Herr ist, der dies fordert, und sie vertraut sich ihm völlig an, sie überlässt sich seiner Liebe. Das ist der Glaube Marias!

Ein weiterer Aspekt besteht in der Fähigkeit der Mutter Christi, die Zeit Gottes zu erkennen. Maria ist jene, die die Menschwerdung des Sohnes Gottes ermöglicht hat, die »Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war« (Röm 16,25). Sie hat die Menschwerdung dank ihres demütigen und beherzten »Ja« ermöglicht. Maria lehrt uns, den richtigen Moment zu ergreifen, in dem Jesus in unser Leben tritt und eine bereitwillige und großherzige Antwort fordert. Und Jesus kommt zu uns. Das Geheimnis der Geburt Jesu in Bethlehem, die sich historisch vor mehr als 2000 Jahren zutrug, verwirklicht sich als geistliches Ereignis im »Heute« der Liturgie. Das Wort, das im jungfräulichen Schoß Marias Wohnstatt genommen hatte, kommt in der Feier der Weihnacht, um erneut an das Herz eines jeden Christen zu klopfen: es kommt vorbei und klopft an. Ein jeder von uns ist aufgerufen, wie Maria mit einem persönlichen und aufrichtigen »Ja« zu antworten und sich ganz für Gott und seine Barmherzigkeit, seine Liebe bereitzustellen. Wie oft kommt doch Jesus in unserem Leben vorbei, und wie oft schickt er uns einen Engel, und wie oft bemerken wir das nicht, weil wir so sehr beschäftigt sind, versunken in unsere Gedanken, in unsere Geschäfte und in diesen Tagen sogar in unsere Weihnachtsvorbereitungen, so dass wir ihn nicht bemerken, wie er vorbeigeht und an die Tür unseres Herzens klopft und um Aufnahme bittet, um ein »Ja« wie jenes »Ja« Marias bittet. Ein Heiliger sagte: »Ich habe Angst, dass der Herr kommt.« Wisst ihr, warum er Angst hatte? Angst davor, es nicht zu bemerken und sein Kommen zu verpassen. Wenn wir in unserem Herzen spüren: »Ich möchte besser sein… Mich reut, was ich getan habe…« Es ist der Herr, der anklopft. Er lässt dich das spüren: das Verlangen, besser zu sein, das Verlangen, näher bei den anderen, bei Gott zu sein. Wenn du das spürst, dann halte ein. Da ist der Herr! Und geh beten, und vielleicht zur Beichte, um ein wenig »sauberzumachen«…: das tut gut. Doch denk daran: wenn du dieses Verlangen verspürst, besser zu werden, ist er es, der anklopft: lass ihn nicht vorbeigehen!

Im Geheimnis der Geburt Christi finden wir neben Maria die stille Gegenwart des hl. Josef wie dies in jeder Krippe dargestellt wird – auch in der, die ihr hier auf dem Petersplatz bewundern könnt. Das Beispiel Marias und Josefs ist für uns alle eine Einladung, in vollkommenere Offenheit der Seele Jesus aufzunehmen, der aus Liebe unser Bruder geworden ist. Er kommt, um der Welt das Geschenk des Friedens zu bringen: »Auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade« (Lk 2,14), wie der Chor der Engel den Hirten verkündete. Das kostbare Geschenk von Weihnachten ist der Friede, und Christus ist unser wahrer Friede. Christus klopft an unsere Herzen, um uns den Frieden zu schenken, den Frieden der Seelen. Öffnen wir die Tore für Christus! Wir wollen uns der Fürsprache unserer Mutter und des hl. Josefs anvertrauen, um eine wahrhaft christliche Weihnacht zu leben, frei von jeglicher Weltlichkeit, bereit, den Heiland, den Gott-mit-uns, aufzunehmen.


Nach dem Angelusgebet:

Liebe Brüder und Schwestern, ich grüße euch alle, die Gläubigen aus Rom und die Pilger, die aus verschiedenen Ländern gekommen sind, darunter die vielen Familien, Pfarrgruppen und Vereinigungen. Mein besonderer Gruß geht an die Jugendlichen der Fokolar-Bewegung, die Gemeinschaft »Papa Giovanni XXIII« und die Pfadfinder der AGESCI von Tor Sapienza in Rom. Vergesst nicht: er kommt zu uns, und wenn du das Verlangen verspürst, besser zu werden, besser zu sein, ist es der Herr, der an deine Tür klopft. An diesem Weihnachten kommt der Herr zu uns.Ich wünsche allen eine schönen Sonntag und ein Weihnachten voller Hoffnung, mit den Türen, die für den Herrn offen sind, ein Weihnachten der Freude und der Brüderlichkeit. Und vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit! Auf Wiedersehen!

 



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