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HOCHFEST PFINGSTEN

PAPST FRANZISKUS

REGINA CAELI

Petersplatz
Sonntag, 8. Juni 2014

 

 

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Das Hochfest Pfingsten gedenkt der Ausgießung des Heiligen Geistes über die im Abendmahlssaal versammelten Apostel. Wie Ostern hat sich das Ereignis während eines bereits bestehenden jüdischen Festes zugetragen, und es bringt eine überraschende Erfüllung. Das Buch der Apostelgeschichte beschreibt die Zeichen und Früchte jener außerordentlichen Ausgießung: den heftigen Sturm und die Zungen wie von Feuer; die Angst verschwindet und an ihre Stelle tritt der Mut; die Zungen lösen sich und alle verstehen die Verkündigung. Wohin der Geist Gottes gelangt, da wird alles neu geboren und verwandelt sich. Das Pfingstereignis bezeichnet die Geburt der Kirche und ihr Sichtbarwerden in der Öffentlichkeit; und zwei Merkmale beeindrucken uns: es ist eine Kirche, die überrascht und Unruhe schafft.

Ein grundlegendes Element des Pfingstfestes ist die Überraschung. Unser Gott ist der Gott der Überraschungen, das wissen wir. Niemand erwartete sich noch etwas von den Jüngern: nach dem Tod Jesu waren sie ein unbedeutendes Grüppchen, unterlegene Waisen ihres Meisters. Dagegen kommt es zu etwas Unerwartetem, das Staunen erregt: die Leute sind ganz bestürzt, da jeder die Apostel in seiner Sprache reden hörte, während sie von Gottes großen Taten erzählten (vgl. Apg 2,6-7.11). Die Kirche, die an Pfingsten geboren wird, ist eine Gemeinschaft, die in Staunen versetzt, da sie mit der Kraft, die von Gott kommt, eine neue Botschaft verkündet – die Auferstehung Christi – in einer neuen Sprache – jener universalen Sprache der Liebe. Eine neue Verkündigung: Christus lebt, er ist auferstanden; eine neue Sprache: die Sprache der Liebe. Die Jünger sind von einer Kraft erfüllt, die aus der Höhe kommt, und sprechen mutig – wenige Minuten vorher waren sie alle Feiglinge, doch nun sprechen sie mutig und offen, mit der Freiheit des Heiligen Geistes. Die Kirche ist immer berufen, so zu sein: fähig zu überraschen, indem sie allen verkündet, dass Jesus, der Christus, den Tod besiegt hat, dass die Arme Gottes immer offen sind, dass uns seine Geduld immer erwartet, um uns zu heilen, um uns zu vergeben. Gerade für diese Sendung hat der auferstandene Jesus der Kirche seinen Geist geschenkt. Aufgepasst: Wenn die Kirche lebendig ist, muss sie immer überraschen. Das Überraschen gehört zur lebendigen Kirche. Eine Kirche, die nicht imstande ist, zu überraschen, ist eine schwache, kranke, sterbende Kirche und muss so bald wie möglich in eine Wiederbelebungsstation eingeliefert werden!

Mancher in Jerusalem hätte es vorgezogen, dass die Jünger Jesu vor Angst gelähmt im Haus eingeschlossen geblieben wären, um keine Unruhe zu stiften. Auch heute ist es das, was viele von den Christen wollen. Dagegen drängt sie der auferstandene Herr, in die Welt hinauszugehen: »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch« (Joh 20,21). Die pfingstliche Kirche ist eine Kirche, die sich nicht damit abfindet, harmlos zu sein, allzu »destilliert« zu sein. Nein, damit findet sie sich nicht ab! Sie will kein dekoratives Element sein. Sie ist eine Kirche, die nicht zögert, hinauszugehen, den Menschen entgegen, um die ihr anvertraute Botschaft zu verkünden, auch wenn jene Botschaft die Gewissen aufrüttelt oder  in Unruhe versetzt, auch wenn jene Botschaft vielleicht Probleme mit sich bringt und uns bisweilen zum Martyrium führt. Sie wird als eine und universale Kirche geboren, mit einer präzisen, doch offenen Identität, eine Kirche, die die Welt umarmt, sie jedoch nicht gefangen nimmt; sie lässt sie frei, doch sie umarmt sie wie die Kolonnaden dieses Platzes: zwei Arme, die sich öffnen, um aufzunehmen, die sich jedoch nicht schließen, um festzuhalten. Wir Christen sind frei, und die Kirche will, dass wir frei sind!

Wir wenden uns an die Jungfrau Maria, die an jenem Pfingstmorgen im Abendmahlssaal war; die Mutter war bei ihren Kindern. In ihr hat die Kraft des Heiligen Geistes wirklich »Großes« (Lk 1,49) vollbracht. Sie selbst hatte es gesagt. Sie, die Mutter des Erlösers und Mutter der Kirche, erlange durch ihre Fürsprache eine neue Ausgießung des Geistes Gottes über die Kirche unddie Welt.


Nach dem Regina Caeli:

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich grüße euch alle, Römer und Pilger: die Familien, die Pfarrgruppen, die Vereinigungen und die einzelnen Gläubigen. Besonders grüße ich die Schüler aus dem Bistum Valencia (Spanien), die Wallfahrt, die von der Kongregation des Allerheiligsten Kreuzes aus Vittoria organisiert wurde, die Erstkommunionkinder aus Borgo a Buggiano (Pistoia), die Gruppe »Apostel der Barmherzigkeit « aus Bitonto, die Jugendlichen aus Latina Scalo sowie die Teilnehmer am »Ferrari«-Treffen.

Wie ihr wisst, werden sich mir und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, meinem Bruder Bartholomaios, heute Abend im Vatikan, die Präsidenten von Israel und Palästina anschließen, um zu Gott um das Geschenk des Friedens im Heiligen Land, im Nahen Osten und auf der ganzen Welt zu beten. Ich möchte allen danken, die persönlich oder in Gemeinschaft für diese Begegnung gebetet haben und es weiterhin tun und sich unserem Bittgebet geistlich anschließen werden. Danke! Vielen Dank! Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Betet für mich! Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

 



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