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HOCHFEST ALLERHEILIGEN

PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Freitag, 1. November 2019

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Das heutige Hochfest Allerheiligen ruft uns in Erinnerung, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind. Die heiligen Männer und Frauen aller Zeiten, die wir heute alle zusammen feiern, sind nicht nur Symbole, ferne, unerreichbare Menschen. Im Gegenteil, es sind Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben sind. Sie haben die tägliche Mühe des Daseins mit seinen Erfolgen und Misserfolgen erlebt und im Herrn die Kraft gefunden, immer aufzustehen und den Weg fortzusetzen. Daraus wird ersichtlich, dass die Heiligkeit ein Ziel ist, das nicht allein durch eigene Kraft erreicht werden kann, sondern sie ist die Frucht der Gnade Gottes und unserer freien Antwort darauf. Deshalb ist die Heiligkeit Gabe und Berufung.

Als Gottes Gnade, das heißt als seine Gabe, ist sie etwas, das wir nicht kaufen oder eintauschen können, sondern aufnehmen, indem wir durch den Heiligen Geist, der seit dem Tag unserer Taufe in uns wohnt, am göttlichen Leben selbst teilhaben. Der Same der Heiligkeit ist eben die Taufe. Es geht darum, sich dessen immer bewusster zu werden, dass wir in Christus eingebunden sind, wie die Rebe mit dem Weinstock verbunden ist, und daher können und müssen wir mit ihm und in ihm als Kinder Gottes leben. Dann besteht die Heiligkeit darin, bereits jetzt, während dieser irdischen Pilgerreise, in voller Gemeinschaft mit Gott zu leben.

Doch jenseits der Tatsache, dass die Heiligkeit ein Geschenk ist, ist sie auch Berufung, eine gemeinsame Berufung aller Christen, der Jünger Christi; sie ist der Weg der Fülle, den jeder Christ im Glauben beschreiten muss, um das endgültige Ziel zu erreichen: die endgültige Gemeinschaft mit Gott im ewigen Leben. Die Heiligkeit wird so zu einer Antwort auf die Gabe Gottes, weil sie sich als Übernahme von Verantwortung offenbart. In dieser Perspektive ist es wichtig, sich täglich für die Heiligung in den Notwendigkeiten, Pflichten und Umständen unseres Lebens einzusetzen und zu versuchen, alles mit Liebe, mit Nächstenliebe zu leben.

Die Heiligen, die wir heute in der Liturgie feiern, sind Brüder und Schwestern, die in ihrem Leben zugegeben haben, dass sie dieses göttlichen Lichtes bedürfen, indem sie sich mit Zuversicht diesem Licht hingeben. Und jetzt, vor dem Thron (vgl. Offb 7,15), singen sie in Ewigkeit seine Herrlichkeit. Sie bilden die »heilige Stadt«, auf die wir als Pilger in dieser »irdischen Stadt« hoffnungsvoll als unser endgültiges Ziel blicken. Wir gehen in Richtung dieser »heiligen Stadt«, in der diese heiligen Brüder und Schwestern auf uns warten. Es ist wahr, wir sind müde von der Härte der Reise, aber die Hoffnung gibt uns die Kraft, weiterzugehen. Wenn wir auf ihr Leben schauen, werden wir ermutigt, sie nachzuahmen. Unter ihnen gibt es so viele Zeugen einer Heiligkeit »›von nebenan‹, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind« (Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 7).

Brüder und Schwestern, das Gedenken der Heiligen veranlasst uns, unsere Augen zum Himmel zu erheben: nicht um die Realitäten der Erde zu vergessen, sondern um ihnen mit mehr Mut und Hoffnung entgegenzutreten. Es begleite uns mit ihrer mütterlichen Fürsprache Maria, unsere heiligste Mutter, Zeichen des Trostes und der sicheren Hoffnung.


Nach dem Angelus sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich grüße euch alle herzlich, die Pilger aus Italien und verschiedenen Ländern. Mein besonderer Gruß geht an die Kinder der Katholischen Aktion; sie sind mit ihren Erziehern aus vielen italienischen Bistümern zum 50. Jahrestag der ACR gekommen. Eins, zwei, drei… [die Kinder auf dem Platz singen ein Lied]. Ich grüße die Jugendlichen aus dem Dekanat von Mauges, Frankreich; und die Kinder aus Carugate (Mailand).

Ich grüße die Athleten, die am »Wettlauf der Heiligen« teilgenommen haben, der von der Stiftung »Missioni Don Bosco« [»Don-Bosco-Missionen«] organisiert wurde, um auch in einer fröhlichen, volksfestartigen Atmosphäre den religiösen Wert des Festes Allerheiligen zu unterstreichen. Ich danke euch und all jenen, die in diesen Tagen in den Pfarreien und Gemeinschaften Gebetsinitiativen fördern, um Allerheiligen zu feiern und der Verstorbenen zu gedenken. Diese beiden christlichen Feste erinnern uns an die Verbindung zwischen der Kirche der Erde – das sind wir – und der des Himmels, zwischen uns und unseren Lieben, die zum anderen Leben übergegangen sind.

Morgen Nachmittag werde ich mich zur Feier der Eucharistie in die Priscilla-Katakomben begeben, eine der Grabstätten der ersten Christen von Rom. In diesen Tagen, in denen es leider auch Nachrichten negativer Kultur über den Tod und die Toten gibt, lade ich dazu ein, wenn möglich einen Besuch und ein Gebet auf dem Friedhof nicht zu vernachlässigen. Es wird ein Akt des Glaubens sein.

Und ich wünsche allen einen schönen Feiertag in der geistlichen Gesellschaft der Heiligen. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

 


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