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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Die Schande des Krieges 

Dienstag, 20. September 2016

 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 41, 14. Oktober 2016)

 

»Wir – Männer und Frauen aller Religionen – begeben uns heute nicht etwa nach Assisi, um ein Schauspiel zu veranstalten: sondern schlicht und einfach um zu beten und um für den Frieden zu bitten.« Vor seinem Aufbruch in die Stadt des heiligen Franziskus wollte der Papst, als er am Dienstag, 20. September, in der Kapelle des Hauses Santa Marta die heilige Messe feierte, den Sinn der Pilgerfahrt bekräftigen. »Ich habe einen Brief an alle Bischöfe der Welt geschrieben«, so versicherte er, »damit sie heute in ihren Diözesen Gebetstreffen veranstalten, und habe die Katholiken, die Christen, die Gläubigen und alle Männer und Frauen guten Willens jedweder Religion dazu eingeladen, für den Frieden zu beten.«

So »wird die Welt heute ihren Mittelpunkt in Assisi haben, aber die ganze Welt wird für den Frieden beten«, sagte der Papst, der auch nicht vergaß, alle dazu aufzufordern, »zuhause ein wenig Zeit« dafür zu opfern, die »Bibel oder den Rosenkranz « zu nehmen, um »für den Frieden« zu beten, »weil die Welt im Kriegszustand ist, weil die Welt leidet«. Diesen Krieg, so erläuterte Franziskus, »sehen wir nicht: er nähert sich uns in Form eines Terroranschlags, wir erschrecken«, und »das ist hässlich, es ist sehr hässlich«. Aber »das hat nichts mit dem zu tun, was in diesen Ländern geschieht, in jenen Gegenden, wo Tag und Nacht Bomben fallen, fallen, und Kinder töten, alte Leute, Männer und Frauen: alle!« »Gott, der Vater aller Menschen, der Christen und der Nichtchristen – der Vater aller Menschen – will den Frieden«, bekräftigte der Papst. Er fügte hinzu: »Wir sind es, die Menschen, die dank der Versuchung durch das Böse, die Kriege anzetteln, um Geld zu verdienen, um uns noch mehr Land anzueignen«. Heute, so fuhr er fort, »leidet man überall auf der Welt sehr unter dem Krieg, und oftmals können wir sagen: ›Gott sei Dank betrifft es uns selber nicht!‹« Und es sei gerecht, dass »wir Dank sagen«, so fügte er hinzu, »aber denken wir auch an die anderen«, an all jene, die hingegen vom Krieg betroffen sind. Unter Verweis auf die erste Lesung, die dem Buch der Sprichwörter (21, 1-6.10-13) entnommen war, griff Franziskus vor allem deren letzten Satz wieder auf: »Wer sein Ohr verschließt vor dem Schreien des Armen, wird selbst nicht erhört, wenn er um Hilfe ruft.« Und daher, so erläuterte er, »kann es sein, dass wenn wir heute unser Ohr verschließen vor dem Schrei dieser Menschen, die unter den Bomben leiden, wir selbst, wenn die Reihe an uns ist, keine Antwort erhalten werden.«

Aus dieser Perspektive wiederholte der Papst seinen Aufruf: »Wir können unsere Augen nicht verschließen vor dem Schmerzensschrei dieser unserer Brüder und Schwestern, die unter dem Krieg leiden.« Und er warnte auch vor der Vorstellung, dass es sich dabei um Themen handle, die uns nichts angingen: »Der Krieg findet weit weg statt? Nein, er ist ganz nah!«, so versicherte er. »Denn der Krieg berührt alle, auch der Krieg fängt im Herzen an: Deshalb müssen wir heute für den Frieden beten«, und darum bitten, »dass uns der Herr im Herzen den Frieden schenke, dass er jeden Wunsch nach Habgier, alle Lüsternheit, alle Kampfeslust in uns tilge«, so der Papst. »Friede, Friede!«: so lautete der Ruf, den der Papst wiederholen wollte. In der Hoffnung, »dass unser Herz das Herz eines Mannes oder einer Frau des Friedens sei«, dazu bereit, über »die Trennungen der Religionen – aller Religionen, aller, aller! –, denn wir sind alle Kinder Gottes«, hinauszugehen. Und »Gott ist ein Gott des Friedens, es gibt keinen Gott des Krieges: der, der den Krieg verursacht, ist der Böse, der Teufel, der alle töten will«.

Der Papst forderte ausdrücklich dazu auf, »heute nicht nur an die Bomben, an die Toten, an die Verletzten« zu denken, »sondern auch an die Menschen – Kinder und alte Leute –, zu denen keine humanitären Hilfen vordringen können, damit sie etwas zu essen haben; es können keine Arzneien durchkommen«. Und »sie haben Hunger, sie sind krank, weil die Bomben verhindern«, dass sie Lebensmittel und die erforderliche ärztliche Behandlung erhalten. Und »während wir heute beten, wäre es schön, wenn ein jeder von uns Scham darüber empfände, dass die Menschen, unsere Brüder, dazu fähig sind, so etwas zu tun«. Heute also, so bekräftigte Franziskus, müsse wahrhaftig ein »Tag des Gebets, der Buße, der Tränen für den Frieden [sein]; ein Tag, um den Schrei des Armen zu hören«. Diesen Schrei, »der unser Herz der Barmherzigkeit öffnet, der Liebe, und der uns vor dem Egoismus rette«. Abschließend wollte der Papst denjenigen danken, die seiner Einladung folgten, »für all das, was ihr für diesen Tag des Gebets und der Buße für den Frieden tun werdet«.

 



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