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HEILIGE MESSE FÜR DAS GENDARMERIE-KORPS

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS

Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten 
Sonntag, 24. September 2017

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In der ersten Lesung ruft uns der Prophet Jesaja auf, den Herrn zu suchen und uns zu bekehren: »Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne« (Jes 55,6-9).

Die Bekehrung. Er sagt uns, dass das der Weg ist: den Herrn suchen, das Leben ändern, sich bekehren… Und das ist wahr. Aber Jesus verändert die Logik und geht mit einer Logik, die niemand verstehen kann, noch darüber hinaus: Es ist die Logik der Liebe Gottes. Es ist wahr, du musst den Herrn suchen und alles tun, um ihn zu finden. Aber das Wichtigste ist, dass er es ist, der dich sucht. Er sucht dich. Wichtiger als den Herrn zu suchen ist es, zu merken, dass er mich sucht.

Dieser Evangeliumsabschnitt, dieses Gleichnis lässt uns verstehen: Gott macht sich auf, um uns zu finden. Fünfmal ist in jenem Abschnitt von Hinausgehen die Rede: das Hinausgehen Gottes; der Gutsbesitzer, der das Haus verlässt, um an diesem Tag Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Der Tag ist das Leben eines Menschen, und Gott geht morgens hinaus, am Vormittag, am Mittag, am Nachmittag bis zum Abend, bis fünf Uhr. Er wird nicht müde hinauszugehen. Unser Gott wird nicht müde, hinauszugehen, um uns zu suchen, um uns zu zeigen, dass er uns liebt. »Aber, Vater, ich bin ein Sünder…« Und wie oft stehen wir auf dem Platz wie diejenigen [im Gleichnis], die den ganzen Tag dort sind. Und auf dem Platz sein bedeutet, in der Welt zu sein, in den Sünden zu sein… »Komm!« – »Aber es ist schon spät…« – »Komm!« Für Gott ist es nie zu spät. Niemals, niemals! Das ist seine Logik der Bekehrung. Er geht aus sich selbst hinaus, um uns zu suchen, und er ist so sehr aus sich hinausgegangen, dass er seinen Sohn gesandt hat, um uns zu suchen.

Unser Gott blickt immer auf uns. Denken wir an den Vater des verlorenen Sohnes: Das Evangelium sagt, dass er ihn von weitem kommen sah (vgl. Lk 15,20). Aber warum sah er ihn? Weil er jeden Tag, vielleicht mehrmals, auf die Terrasse gestiegen ist, um zu sehen, ob sein Sohn kommt, ob er zurückkommt. Das ist das Herz unseres Gottes: er wartet immer auf uns. Und wenn jemand sagt: »Ich habe Gott gefunden«, dann irrt er. Er war es letztendlich, der dich gefunden und dich zu sich genommen hat. Er ist es, der den ersten Schritt tut. Er wird nicht müde hinauszugehen, immer wieder hinauszugehen… Er respektiert die Freiheit jedes Menschen, aber er ist da und wartet, dass wir ihm ein wenig die Tür öffnen. Und das ist die Größe des Herrn: er ist demütig. Unser Gott ist demütig. Er demütigt sich, indem er auf uns wartet. Er ist immer da und wartet.

Wir alle sind Sünder und wir alle brauchen die Begegnung mit dem Herrn: eine Begegnung, die uns die Kraft schenkt, um voranzugehen, um besser zu sein, ganz einfach. Aber wir müssen aufpassen. Denn er kommt, er kommt zu uns, und es wäre traurig, wenn er zu uns käme, und wir nicht bemerken würden, dass er kommt. Wir wollen heute um die Gnade bitten: »Herr, lass mich sicher sein, dass du wartest. Ja, du wartest auf mich, mit meinen Sünden, mit meinen Fehlern, mit meinen Problemen.« Alle haben wir sie, alle. Aber er ist da, er ist da, immer. Die schlimmste Sünde besteht, glaube ich, darin, nicht zu verstehen, dass er immer da ist und auf mich wartet, kein Vertrauen in diese Liebe zu haben: das Misstrauen gegenüber der Liebe Gottes.

Der Herr schenke euch an diesem Tag, der für euch ein Tag der Freude ist, diese Gnade. Auch mir, allen. Die Gnade, sicher zu sein, dass er immer an der Tür ist und wartet, dass ich ein wenig aufmache, damit er eintritt. Und keine Angst haben: Als der verlorene Sohn dem Vater begegnete, stieg der Vater von der Terrasse herab und ging dem Sohn entgegen. Jener alte Mann beeilte sich, zu ihm zu gehen, und das Evangelium erzählt, dass er den Sohn, als dieser zu sagen begann: »Vater, ich habe gesündigt…«, nicht ausreden ließ, ihn umarmte und ihn küsste (vgl. Lk 15,20-21). Das ist es, was uns erwartet, wenn wir ein wenig die Tür öffnen: die Umarmung des Vaters.

 



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