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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
BEI DER SONDERAUDIENZ FÜR MITGLIEDER DER ITALIENISCHEN
FREIWILLIGENORGANISATION "MISERICORDIE" UND
DIE BLUTSPENDE-ORGANISATION "FRATRES"

Petersplatz
Samstag, 14. Juni 2014

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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Ich richte meinen Gruß an euch alle, die ihr zur Organisation »Misericordie« Italiens gehört, sowie an die Gruppen der »Fratres«, an eure Familienangehörigen und an die Menschen, die von euch betreut werden und die sich der Wallfahrt anschließen konnten. Mein Gruß geht zudem an den Bischof von Prato und euren Konrektor, Franco Agostinelli, sowie an den nationalen Präsidenten eurer Konföderation, Herrn Roberto Trucchi. Bei beiden bedanke ich mich für die Worte, die sie zur Einführung dieses Treffens gesprochen haben. Euch allen gilt meine Anerkennung für die wichtige Arbeit, die ihr zum Wohl der leidenden Mitmenschen ausübt.

Die Mitglieder der »Misericordie« – ein alter Begriff des katholischen Laienstandes und tief verwurzelt im italienischen Territorium – tragen dazu bei, das Evangelium der Nächstenliebe unter den Kranken, Alten, Behinderten, Minderjährigen, Emigranten und Armen zu bezeugen. All euer Dienst findet seinen Sinn und nimmt Form an im Wort: »Misericordia«, ein lateinisches Wort, das sich zusammensetzt aus »miseris cor dare«, »das Herz den Notleidenden geben«, den Bedürftigen, den Leidenden. Gerade das ist es, was Jesus vollbracht hat: er hat sein Herz dem Leiden des Menschen geöffnet.

Das Evangelium ist reich an Episoden, die von der Barmherzigkeit Jesu und der Unentgeltlichkeit seiner Liebe zu den Leidenden und Schwachen berichten. In den Evangelien können wir die Nähe, die Güte, die Sanftmut Jesu sehen, mit denen er die Leidenden zu sich gerufen hat, ihnen Trost spendete, Linderung gab und sie oft heilte. Nach dem Beispiel unseres Meisters sind auch wir gerufen, den Menschen, denen wir begegnen, nahe zu sein und an ihrer Situation Anteil zu nehmen. Unsere Worte, unsere Gesten, unser Verhalten mögen Solidarität zum Ausdruck bringen und den Willen, dem Schmerz der anderen gegenüber nicht indifferent zu bleiben. Das soll mit brüderlicher Wärme geschehen, ohne dabei in eine Form des Paternalismus zu verfallen.

Wir verfügen über viele Informationen und Statistiken bezüglich der Armut und des menschlichen Leids. Es besteht die Gefahr, höchstinformierte und oberflächliche Zuschauer dieser Realität zu sein, oder auch schöne Reden zu halten, die mit mündlichen Lösungen und einem Desinteresse gegenüber den wirklichen Problemen enden. Zu viele Worte, zu viele Worte, zu viele Worte! Es geschieht jedoch nichts! Das ist eine Gefahr. Es betrifft nicht euch, ihr arbeitet, ihr arbeitet gut! Die Gefahr besteht aber… Wenn ich einige Gespräche mit anhöre unter Personen, die die statistischen Zahlen kennen: »Welche Barbarei, Pater! Welche Barbarei, welche Unmenschlichkeit, welche Grausamkeit!« »Was machst du gegen diese Barbarei?« Nichts, ich ergreife das Wort! Und das löst kein Problem! Worte haben wir viele gehört. Das, was wir brauchen, sind Taten, euer Handeln, das christliche Zeugnis, zu den Leidenden gehen, ihre Nähe suchen wie Jesus es getan hat. Ahmen wir Jesus nach: Er geht durch die Straßen und hat weder die Armen, die Kranken, noch die Behinderten, denen er auf dem Weg begegnet eingeplant; bei der ersten Begegnung blieb er stehen und wurde zu einer Präsenz, die Hilfe bringt, zu einem Zeichen der Nähe Gottes, der Güte, Vorsehung und Liebe ist.

Die Tätigkeit eurer Vereinigungen inspiriert sich an den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit, die ich gerne in Erinnerung rufe, denn es tut uns gut, sie erneut zu hören: Hungrige speisen; Durstige tränken; Nackte kleiden; Fremde beherbergen; Kranke pflegen; Gefangene besuchen; Tote bestatten. Ich ermutige euch, eure Aufgabe mit Freude voranzubringen und dem Vorbild Christi zu folgen, indem ihr offen seid für die Begegnung mit allen Leidenden und diese in der Not auf euch zählen können.

Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch! Danke noch einmal allen für das, was ihr tut. Danke! Mögen die »Misericordie« und die »Fratres«-Gruppen weiterhin Orte der Aufnahme und der Unentgeltlichkeit sein, im Zeichen der wahren barmherzigen Liebe für jeden Menschen. Der Herr segne euch und die Gottesmutter beschütze euch! Danke!

Nach dem Segen fügte Papst Franziskus hinzu: Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Auch ich brauche das! Danke!

 



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