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PASTORALBESUCH IN CASSANO ALL'JONIO

BEGEGNUNG MIT DEN DIÖZESANPRIESTERN

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS

Kathedrale (Cassano all'Jonio)
Samstag, 21. Juni 2014

 

 

Liebe Priester,

ich danke euch für den freundlichen Empfang! Ich habe mir diese Begegnung mit euch, die ihr die tägliche Last der Arbeit in der Pfarrei tragt, sehr gewünscht. Vor allem möchte ich mit euch die Freude teilen, Priester zu sein – die stets neue Überraschung, berufen zu sein, ja sogar vom Herrn Jesus berufen zu sein: berufen, ihm nachzufolgen, bei ihm zu sein, um zu den anderen zu gehen und ihn, sein Wort, seine Vergebung zu bringen … Es gibt für einen Menschen nichts Schöneres als das, nicht wahr? Wenn wir Priester uns vor dem Tabernakel befinden und einen Augenblick dort in der Stille verharren, dann spüren wir erneut den Blick Jesu auf uns, und dieser Blick erneuert uns, beseelt uns aufs Neue …

Gewiss, manchmal ist es nicht einfach, vor dem Herrn zu verweilen; es ist nicht einfach, weil wir von vielen Dingen, von vielen Menschen eingenommen sind…; aber manchmal ist es nicht einfach, weil wir etwas Unbehagen spüren, der Blick Jesu uns etwas beunruhigt, uns auch in eine Krise stürzt… Aber das tut uns gut! In der Stille des Gebets lässt Jesus uns erkennen, ob wir als gute Arbeiter tätig sind oder ob wir vielleicht ein bisschen wie »Angestellte« geworden sind; ob wir offene, großherzige »Kanäle« sind, durch die seine Liebe, seine Gnade überreich strömt, oder ob wir vielmehr uns selbst in den Mittelpunkt stellen und statt »Kanäle« zu sein zu »Abschirmungen« werden, die die Begegnung mit dem Herrn, mit dem Licht und der Kraft des Evangeliums nicht fördern.

Das Zweite, das ich mit euch teilen möchte, ist die Schönheit der Brüderlichkeit: gemeinsam Priester zu sein, dem Herrn nicht allein, nicht einzeln nachzufolgen, sondern gemeinsam, wenngleich in der großen Vielfalt der Gaben und der Persönlichkeiten. Ja, gerade das bereichert das Presbyterium, diese Vielfalt der Herkunft, des Alters, der Begabungen… Und alles gelebt in der Gemeinschaft, in der Brüderlichkeit.

Auch das ist nicht einfach, kommt nicht unmittelbar und ist nicht selbstverständlich. Vor allem, weil auch wir Priester in die subjektivistische Kultur von heute eingebunden sind, in jene Kultur, die das Ich verherrlicht und es am Ende zum Götzen macht. Und auch aufgrund eines gewissen pastoralen Individualismus, der leider in unseren Diözesen verbreitet ist. Wir müssen daher darauf reagieren durch die Entscheidung zur Brüderlichkeit. Ich spreche mit Absicht von »Entscheidung «. Es kann nicht nur etwas sein, das dem Zufall, den günstigen Umständen überlassen wird… Nein, es ist eine Entscheidung, die der Wirklichkeit entspricht, die uns ausmacht, dem Geschenk, das wir empfangen haben, das jedoch stets angenommen und gepflegt werden muss: die Gemeinschaft in Christus im Presbyterium, zusammen mit dem Bischof. Diese Gemeinschaft muss in der Suche nach konkreten Formen gelebt werden, die zeitgemäß und der Wirklichkeit des Umfeldes angemessen sind, aber stets in apostolischer Perspektive, mit missionarischem Stil, mit Brüderlichkeit und Einfachheit des Lebens. Wenn Jesus sagt: »Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (Joh 13,35), dann sagt er es natürlich für alle, vor allem aber für die Zwölf, für jene, die er in eine engere Nachfolge berufen hat.

Die Freude, Priester zu sein, und die Schönheit der Brüderlichkeit. Diese beiden Dinge schienen mir am wichtigsten zu sein, als ich an euch dachte. Eine letzte Sache erwähne ich nur: Ich ermutige euch in eurer Arbeit mit den Familien und für die Familie. Es ist eine Arbeit, um die der Herr uns insbesondere in dieser Zeit bittet, einer schwierigen Zeit sowohl für die Familie als Institution als auch für die Familien, aufgrund der Krise. Aber gerade wenn die Zeiten schwierig sind, lässt Gott seine Nähe, seine Gnade, die prophetische Kraft seines Wortes spüren. Und wir sind berufen, Zeugen zu sein, Mittler dieser Nähe zu den Familien und dieser prophetischen Kraft für die Familie.

Liebe Brüder, ich danke euch. Und gehen wir voran, beseelt von der gemeinsamen Liebe zum Herrn und zur heiligen Mutter Kirche. Die Gottesmutter schütze und begleite euch. Bleiben wir im Gebet vereint. Danke!

 


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