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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DAS PERSONAL DER ITALIENISCHEN STAATSEISENBAHNEN

Aula Paolo VI
Samstag, 19. Dezember 2015

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Liebe Brüder und Schwestern,
willkommen!

Ich danke Ingenieur Renato Mazzoncini für seine Worte; ich grüße die Präsidentin, Frau Ghezzi; und ich begrüße euch alle. Die Italienischen Staatseisenbahnen haben bereits vor zehn Jahren ihr hundertjähriges Bestehen feiern können. Und das ist vor allem ein Grund, dem Herrn Dank zu sagen. Aber es ist auch Anlass, den vielen Menschen zu danken, die hart gearbeitet haben, um das Eisenbahnnetz in Italien zu schaffen: auf einem nicht einfachen Territorium, das sowohl in der Planungsphase als auch in der Ausführung sehr viel Einsatz erfordert. Nicht wenige Arbeiter haben bei dieser Arbeit sogar ihr Leben verloren. Wir gedenken ihrer aller. Und wir wollen dafür sorgen, dass dies – soweit es in unserer Macht steht – nicht mehr geschieht.

Die Geschichte der Italienischen Staatseisenbahnen bezeugt mit verschiedenen alten und neuen Initiativen der Solidarität eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber den Ärmsten. Zu diesen Initiativen gehören die sogenannten »Help Center«, die es in Dutzenden italienischen Städten gibt, entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen den Eisenbahnen, den lokalen Einrichtungen und dem Dienstleistungssektor. Es handelt sich um Anlaufstellen und »Antennen«, die es Menschen in Schwierigkeiten ermöglichen, angehört zu werden und Hilfe und Unterstützung zu finden. Wir alle bräuchten solche Antennen, die uns ermöglichen, die Signale des Geschehens um uns zu empfangen, um die Leiden der anderen wahrnehmen zu können, ohne gleichgültig zu bleiben. Diese Anlaufstellen sind ein Mittel, durch das die Eisenbahnen dazu beitragen möchten, dass das Land nicht nur in geographischer Hinsicht, sondern auch unter sozialem Gesichtspunkt vereint bleibt. Mit diesem Beitrag wollen sie verhindern, dass jemand zurückbleibt und sich die Kluft zwischen den Begüterten und denjenigen, denen es an allem mangelt, weiter vergrößert.

Eine weitere wichtige Initiative ist die des Obdachlosenheims »Don Luigi Di Liegro« beim Bahnhof Termini, wo wir gestern die Heilige Pforte der Nächstenliebe geöffnet haben. Diese Einrichtung wurde von den Staatlichen Eisenbahnen in Zusammenarbeit mit der diözesanen Caritas erneuert. Vor fünf Jahren legte Benedikt XVI. zu Beginn der Arbeiten den Grundstein für die neuen Räumlichkeiten. Das Heim, das täglich Hunderte von Gästen aufnimmt und auch den Aufenthalt tagsüber vorsieht, führt an einem Ort der Stadt, wo sich häufig Menschen auf der Suche nach einer Unterkunft sammeln, eine wichtige Arbeit durch.

Das Heilige Jahr, das vor Kurzem begonnen hat, möge uns vor allem lehren und in Geist und Herz einprägen, dass die Barmherzigkeit das wichtigste und wahrste Heilmittel für den Menschen ist – wie viele Heilungen bewirkt eine barmherzige Liebkosung! –, ein Heilmittel, das jeder dringend braucht. Es strömt unaufhörlich und im Überfluss aus Gott, aber wir müssen auch fähig werden, es uns gegenseitig zu schenken, damit ein jeder seine Menschlichkeit in Fülle leben kann.

Gerade daran erinnern uns die Heiligen Pforten, die in diesen Tagen in allen Diözesen der Welt geöffnet werden: wer mit Liebe durch sie hindurchgeht, wird Vergebung und Trost empfangen und sich gedrängt fühlen, großherziger zu geben sowie sich selbst zu schenken zum eigenen Heil und für das Heil der Brüder und Schwestern. Lassen wir uns alle verwandeln vom Hindurchgehen durch diese geistliche Tür, so dass dies unser Leben innerlich prägt. Lassen wir uns vom Jubiläum der Barmherzigkeit miteinbeziehen – ein wenig Barmherzigkeit brauchen wir alle –, um das Gefüge unserer gesamten Gesellschaft zu erneuern, indem wir sie gerechter und solidarischer machen, vor allem angesichts dieses »dritten Weltkriegs«, der ausgebrochen ist: »stückchenweise«, aber wir erleben ihn.

Ich habe erfahren, dass die letzte in der Reihe »Italien und die Eisenbahn« veröffentlichte Monographie den Titel »Jubiläum« trägt: eine Sammlung von Fotos, die Päpste auf der Reise im Zug zeigen. Möge in diesem Heiligen Jahr die uns verbindende Wertschätzung, für die auch die heutige Begegnung ein Zeichen ist, wachsen, so dass Italien und alle Länder der Welt zu Orten solidarischer Netzwerke werden, die wirklich menschlich sind, fähiger sich der Liebe Gottes und des gemeinschaftlichen Miteinanders zu erfreuen. Ich bitte den Herrn, Sie alle zu segnen. Ich gebe euch meinen Segen und bitte den Herrn um den Segen für euch. Und euch bitte ich, nicht zu vergessen, für mich zu beten. Danke.

 



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