Index   Back Top Print

[ DE  - EN  - FR  - IT  - PT ]

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE INTERNATIONALE FÖDERATION
DER PUERI CANTORES

Donnerstag, 31. Dezember 2015

[Multimedia]


 

Erste Frage: Wie finden Sie unseren Gesang? Singen Sie gern?

Papst Franziskus wiederholte die Frage: »Wie findest du unseren Gesang? Singst du gern?« und antwortete dann: Ich würde euch gerne noch mehr singen hören! Ich habe nur ein Lied gehört; ich hoffe, ihr singt noch mehr… Ich höre Gesang gerne, aber wenn ich sänge, würde ich wie ein Esel klingen, denn ich kann nicht singen. Ich kann nicht einmal gut sprechen, weil ich einen Sprachfehler habe, in der Phonetik… Aber ich höre Gesang sehr gerne. Und ich werde euch eine Anekdote erzählen. Als Kinder – wir sind fünf Geschwister –, als Kinder versammelte uns unsere Mutter samstags um zwei Uhr nachmittags vor dem Radio, um zuzuhören. Und was haben wir gehört? Jeden Samstag wurde eine Oper übertragen. Und unsere Mutter brachte uns etwas über diese Oper bei. Sie erklärte uns: »Hör mal, wie das klingt…« Und als Kind hatte ich Freude daran, Gesang zu hören. Aber ich konnte nie singen. Einer meiner Großväter dagegen, der Tischler war, hat bei der Arbeit immer, immer gesungen. Die Freude daran, Gesang zu hören, hatte ich schon als Kind. Ich mag Musik und Gesang sehr. Und wie finde ich euren Gesang? Ich hoffe, noch ein weiteres Lied zu hören. Einverstanden? Ist das möglich? Ich sage euch etwas: Der Gesang formt die Seele, der Gesang tut der Seele gut. Wenn die Mutter beispielsweise ihr Kind zum Einschlafen bringen will, dann sagt sie nicht zu ihm: »Eins, zwei, drei, vier…« Sie singt ihm ein Schlaflied… sie singt es… und es tut seiner Seele gut, das Kind wird ruhig und schläft ein. Der heilige Augustinus sagt etwas sehr Schönes. Jeder von euch muss es in seiner eigenen Sprache lernen. Als er über das christliche Leben, über die Freude des christlichen Lebens spricht, sagt er: »Sing und wandere.« Das christliche Leben ist ein Weg, aber es ist kein trauriger Weg, es ist ein freudiger Weg. Und daher sollst du singen. Sing und wandere, vergiss das nicht! Jeder soll es in seiner Sprache sagen: Mach dich singend auf den Weg! [Sie wiederholen: »Mach dich singend auf den Weg!«] Ich habe nicht gut gehört… [»Mach dich singend auf den Weg!«] So ist es. Erinnert euch daran: Mach dich singend auf den Weg. Und so wird deine Seele mehr die Freude des Evangeliums genießen können.

Zweite Frage: Wie können Sie immer so gut sein, werden Sie nie zornig? Was sind Ihre guten Vorsätze für das neue Jahr?

Papst Franziskus: Einmal kam ein junger Mann zu Jesus und sagte zu ihm etwas Ähnliches wie das, was du gesagt hast. Er sagte: »Jesus, guter Meister.« Und Jesus blickte ihn an und sagte zu ihm: »Nein, nur Gott allein ist gut.« Nur Gott allein ist gut, hat Jesus gesagt. Und wir? Sind wir böse? Nein, halb und halb, wir haben ein bisschen von Allem… Wir tragen stets jene Wunde der Erbsünde in uns, die uns dazu verleitet, nicht immer so gut zu sein… Denke jedoch immer daran: Gott allein ist gut, und wenn du Güte finden willst, dann geh zum Herrn; er ist ganz Güte, ganz Liebe, ganz Barmherzigkeit. Und weißt du, wie ich es anstelle, etwas besser zu sein? Ich gehe zum Herrn. Und ich bitte den Herrn: »Herr, lass mich nicht ein solcher Sünder sein, nicht so böse sein, lass mich niemandem etwas Böses tun, lass mich nicht eifersüchtig, nicht neidisch sein; gib, dass ich mich nicht in Seilschaften einmische, von denen es viele gibt…«

Und all diese Dinge. Um die Gnade bitten, gut zu sein, weil Gott allein gut ist. Auch das müsst ihr lernen. Wollen wir es alle gemeinsam sagen? Jeder in seiner eigenen Sprache: »Nur Gott allein ist gut.« [Sie wiederholen: »Nur Gott allein ist gut.«] Noch einmal. [»Gott allein ist gut.«] Erinnert ihr euch an den Rat des heiligen Augustinus, den ihr alle zusammen wiederholt habt, wie lautete er? [Sie antworten: »Sing und wandere! «]. Gott allein ist gut. Erinnert euch gut daran.

Es gibt jedoch gute Menschen, ja, die dem Herrn nahe sind, die Heiligen! Viele Heilige, die im täglichen Leben, in unserem Leben verborgen sind, viele Menschen, die leiden und das Leiden für die Bekehrung der Sünder darbringen. Viele, viele Menschen, die der Güte Gottes sehr nahe sind: Das sind die Heiligen. Aber wer allein ist gut? [Sie antworten: »Gott«.] Gott allein ist gut.

Die andere Frage: »Werden Sie nie zornig?« Ja, ich werde zornig, aber ich beiße nicht! Manchmal werde ich zornig, wenn jemand etwas tut, was nicht in Ordnung ist, dann steigt in mir etwas Zorn auf… Aber es hilft mir, innezuhalten und an die Zeiten zu denken, in denen ich andere zornig gemacht habe. Und ich denke nach und frage mich: Habe ich jemand anderen zornig gemacht? Nun ja, sehr oft. Dann hast du kein Recht, zornig zu sein. Aber er hat dieses und jenes getan… Ja, aber wenn er etwas getan hat, was böse ist, was nicht gut ist, dann ruf ihn zu dir und sprich zu ihm als Bruder, sprich als Bruder und als Schwester, sprich, sprich. Aber ohne zornig zu werden, denn der Zorn ist giftig, er vergiftet dir die Seele. Oft habe ich erschrockene Kinder und Jugendliche gesehen. Warum? Weil sie von den Eltern oder in der Schule ausgeschimpft werden. Und wenn jemand zornig ist und schimpft, handelt er schlecht, verletzt er: Einen anderen auszuschimpfen bedeutet gleichsam, der Seele einen Dolchstoß zu versetzen; das tut nicht gut. Habt ihr gut verstanden?

Ja, manchmal werde ich zornig, aber es hilft mir, an die Zeiten zu denken, in denen ich andere zornig gemacht habe. Das beruhigt mich etwas, es macht mich etwas ruhiger. Wenn man zornig wird, tut man nicht nur dem anderen Menschen weh: Es tut dir selbst weh, es vergiftet dich selbst. Und es gibt Menschen, die ihr sicher kennt, die eine bittere Seele haben, stets voll Bitterkeit, die zornig leben. Sie scheinen sich jeden Morgen die Zähne mit Essig zu putzen, so zornig sind sie! Menschen, die so sind…: Das ist eine Krankheit. Selbstverständlich, wenn mir etwas nicht gefällt, dann werde ich etwas ärgerlich. Aber die Gewohnheit, zornig zu werden, die Gewohnheit zu schreien, die Gewohnheit, andere auszuschimpfen, das ist ein Gift! Ich frage euch, und jeder möge in der eigenen Sprache antworten: Wie war die Seele Jesu, sanftmütig oder verbittert? [Sie antworten: »Sanft!«] Warum war sie sanft? Wenn er zornig wurde, dann gelangte es nicht in seine Seele: Er wies nur zurecht, und dann kehrte wieder Frieden ein.

»Was sind Ihre guten Vorsätze für das neue Jahr?« Ich habe einen Vorsatz gefasst in diesen Tagen, in denen ich mir etwas Zeit genommen habe, um eine geistliche Einkehr zu halten: mehr zu beten. Denn ich habe gemerkt, dass die Bischöfe und die Priester – ich bin Bischof – das Gottesvolk vor allem durch das Gebet stützen müssen; es ist der erste Dienst. Ich erzähle euch eine Geschichte. In der Anfangszeit des Christentums gab es viel Arbeit, weil viele Menschen sich bekehrten und die Apostel keine Zeit hatten. Und einige kamen und beklagten sich, dass sie sich nicht gut um die Witwen und die Waisen kümmerten. Das stimmte, aber sie hatten keine Zeit, alles zu tun. Und sie hielten untereinander ein Konzil ab und beschlossen, einige Männer damit zu beauftragen, den Menschen zu dienen. Das ist der Augenblick, in dem die Diakone geschaffen wurden. Die Diakone sind so entstanden. Das könnt ihr in der Apostelgeschichte sehen.

Und was sagt Petrus, der heilige Petrus, der erste Papst? Was sagt er? »Sie sollen das tun, und wir, die Apostel, nur zwei Dinge: das Gebet und die Verkündigung des Evangeliums, die Predigt.« Die erste Aufgabe für einen Bischof ist also das Gebet, die erste Aufgabe: Man kann in der Kirche nicht Bischof sein ohne das Gebet an erster Stelle. Und dann die Verkündigung des Evangeliums. In diesen Tagen – um deine Frage zu beantworten – habe ich gedacht, dass das ein guter Vorsatz für das neue Jahr wäre: etwas mehr zu beten. Einverstanden? Auch euch frage ich: Meint ihr, dass das ein guter Vorsatz für euch wäre? [Sie antworten: »Ja!«]. Etwas mehr beten. Denn die Kirche geht voran durch das Gebet der Heiligen. Betet für die Kirche!

Dritte Frage: Als Sie klein waren, was wollten Sie da gerne werden? Wenn ich abends mit meiner Familie fernsehe, sehe ich viele traurige und dramatische Geschichten: Wird die Welt immer so bleiben, auch wenn ich einmal groß bin?

Papst Franziskus: Wenn ich euch auf die erste Frage wahrheitsgemäß antworten würde, würdet ihr lachen… Aber ich werde die Wahrheit sagen. Die Frage lautete: »Als Sie klein waren, was wollten Sie da gerne werden?« Als Kind ging ich oft mit meiner Großmutter, aber auch mit meiner Mutter zum Einkaufen auf den Markt. Damals gab es keine Supermärkte, es gab kein Fernsehen, es gab nichts… Der Markt war auf der Straße, und es gab Stände mit Gemüse, mit Obst, mit Fleisch, mit Fisch, und man kaufte alles ein.

Eines Tages wurde ich zuhause bei Tisch gefragt: Was möchtest du gerne werden, wenn du groß bist? Wisst ihr, was ich gesagt habe? »Metzger.« Warum? Weil der Metzger auf dem Markt – es gab drei oder vier Fleischstände – das Messer nahm, alles zerteilte… Das ist eine Kunst, und ich sah es gern, schaute gerne zu. Jetzt habe ich meine Meinung natürlich geändert; aber – um deine Frage zu beantworten – als ich klein war, dachte ich daran, Metzger zu werden. Das hätte mir gefallen.

Dann die zweite Frage – es ist eine ernste Frage! –: »Wenn ich abends mit meiner Familie beim Abendessen sitze und fernsehe, höre ich immer traurige und dramatische Nachrichten… Wird denn die Welt, wenn ich einmal groß bin, immer noch so sein?« Es stimmt, was du sagst. Es gibt viele leidende Menschen in der heutigen Welt. Es gibt Kriege. Wie viele Kriege gibt es? Denkt nur, wie viele Kriege es in Afrika gibt. Im Nahen Osten, wo Jesus geboren wurde, ist alles im Krieg. In der Ukraine – Krieg. An vielen Orten. In Lateinamerika gibt es Kriege. Das ist schlimm!

Und wozu führen die Kriege? Sie führen zu Armut, sie führen zu Schmerz, sie tun weh. Nur traurige Dinge… Denkt an die Kinder. Ihr Jugendlichen, ihr Mädchen und Jungen habt das Geschenk Gottes, singen zu können, glücklich zu sein, das christliche Leben zu leben wie der heilige Augustinus sagte – was sagte der heilige Augustinus noch einmal? [Sie antworten: »Sing und wandere!«] Es gibt jedoch Kinder auf der Welt, die nichts zu essen haben; es gibt Kinder, die nicht zur Schule gehen können; es gibt Kinder, die, wenn sie krank werden, nicht die Möglichkeit haben, ins Krankenhaus zu gehen. Betet für diese Kinder. Betet! Wird die Welt denn immer so sein? Die Welt kann besser werden.

Es gibt jedoch etwas, worüber man nicht gerne spricht, worüber man aber sprechen muss: In der Welt gibt es den Kampf zwischen Gut und Böse – das sagen die Philosophen –, den Kampf zwischen dem Teufel und Gott. Das existiert noch. Wenn einer von uns Lust bekommt, eine Bosheit zu tun, dann ist diese kleine Bosheit eine Eingebung des Teufels, der dich durch die Schwachheit, die die Erbsünde in uns hinterlassen hat, dazu bringt. Man tut Böses in kleinen wie in großen Dingen; in den Kriegen ebenso wie – zum Beispiel – dann, wenn ein Junge oder ein Mädchen lügt: Es ist ein Krieg gegen die Wahrheit Gottes, gegen die Wahrheit des Lebens, gegen die Freude. Die Bibel sagt, dass dieser Kampf zwischen dem Teufel und Gott bis zum Ende andauern wird. Das ist klar, nicht wahr? Habt ihr das verstanden? Es ist klar. Wir alle haben ein Schlachtfeld in uns. Man kämpft zwischen Gut und Böse, wir alle. Wir erleben Gnaden und Versuchungen, und wir müssen mit dem Pfarrer, mit dem Katecheten über diese Dinge sprechen, um sie gut zu erkennen. Das ist das Erste. Das Zweite: Es gibt viele gute Dinge in der Welt, und ich frage mich: Warum werden diese guten Dinge nicht an die Öffentlichkeit gebracht? Denn es scheint, dass die Menschen lieber böse Dinge sehen oder schlechte Nachrichten hören.

Denken wir an Afrika: so viele schlechte Dinge, so viele Kriege – wie ich bereits gesagt habe –, aber es gibt auch die Missionare, Priester, Ordensschwestern, die ihr ganzes Leben dort verbracht und das Evangelium verkündigt haben, in Armut… Als ich im vergangenen Monat nach Afrika gereist bin, bin ich dort Ordensschwestern begegnet… Ich denke an eine, die 83 Jahre alt ist.

Sie ist Italienerin, und sie hat zu mir gesagt: »Ich bin seit meinem 26. Lebensjahr hier.« Und es gibt viele heilige Familien, viele Eltern, die die Kinder gut erziehen. Warum sieht man im Fernsehen keine Familie, die gut erzieht, die ein Kind gut erzieht? Das sieht man nicht! Denn es gibt diese Anziehungskraft des Bösen: Es scheint, dass man lieber schlechte als gute Dinge, großartige Dinge sieht. Der Teufel trägt seinen Teil bei – das ist wahr –, aber auch Gott trägt seinen Teil bei: viele heilige Menschen! Nicht nur in den Missionen, sondern in der Welt, am Arbeitsplatz, in den Familien; viele Eltern, viele Großväter und Großmütter, die Krankheiten und Probleme bewältigen; und das sieht man nicht im Fernsehen.

Warum? Weil es keine Einschaltquoten, keine Werbung bringt. Hier in Italien habe ich viele Verbände entdeckt, Männer und Frauen, die einen Teil ihrer Zeit aufopfern, um sich um kranke Menschen zu kümmern, ihnen beizustehen, sie zu pflegen. Das ist gut. Das sieht man jedoch nicht in der Werbung. Ist das wahr oder nicht? Wenn du eine hohe Auflage oder Einschaltquote haben willst – im journalistischen Bereich, im Fernsehen oder wo du willst –, dann zeig nur die schlechten Dinge; mit guten Dingen langweilen die Menschen sich. Oder sie können die Dinge nicht gut darstellen und tun – die guten Dinge auf gute Weise zeigen.

Wenn du [er wendet sich an das Mädchen, das die Frage gestellt hat] zuhause fernsiehst, dann erinnere dich an diese beiden Dinge: Es gibt in der Welt einen Kampf zwischen Gut und Böse, es gibt viele Kinder, die leiden, es gibt die Kriege, es gibt böse Dinge, denn es gibt den Kampf zwischen Gott und dem Teufel.

Aber denk auch an die vielen Menschen, die heiligen Menschen, die vielen Menschen, die das Leben hinschenken, um anderen zu helfen, um für die anderen zu beten. Warum sieht man im Fernsehen nicht die Klausurnonnen, die ihr Leben damit verbringen, für alle zu beten? Das interessiert die Menschen nicht… Vielleicht interessiert sie mehr der Schmuck einer wichtigen Marke, mit dem man sich sehen lassen kann… die Dinge, die die Eitelkeit befriedigen. Lassen wir uns nicht täuschen! In der Welt gibt es schlimme, schlimme, schlimme Dinge, und das ist das Werk des Teufels gegen Gott. Es gibt jedoch auch heilige Dinge, heilige Dinge, großartige Dinge, die das Werk Gottes sind. Es gibt verborgene Heilige. Dieses Wort dürfen wir nicht vergessen: die verborgenen Heiligen – jene, die wir nicht sehen. Einverstanden?

Ich danke euch für alles. Aber ich möchte noch ein weiteres Lied hören, um zu sagen, ob ich euren Gesang mag oder nicht mag… Und noch etwas: Ich möchte noch einmal hören, wie das christliche Leben dem heiligen Augustinus zufolge war? Wie soll man sein?

[Sie antworten: »Sing und wandere.«]. Sing und wandere! Das Zweite: Wer ist gut? [»Gott allein ist gut.«] So ist es. Und jetzt erwarte ich ein schönes Lied… Danke! [Gesang] Jetzt kann ich antworten: Ihr singt sehr gut! Danke! Ich erteile euch den Segen und spreche euch auch meine guten Wünsche für das neue Jahr aus. Und morgen sehen wir uns in der Petersbasilika, es wird eine Freude sein. Beten wir zur Gottesmutter, jeder in seiner eigenen Sprache.

[Gegrüßet seist du, Maria…; Apostolischer Segen des Papstes Segen]

 



Copyright © Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana