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ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE TEILNEHMER DER WELTKONFERENZ ÜBER SPORT UND GLAUBEN,
 DIE DER PÄPSTLICHE RAT FÜR DIE KULTUR ORGANISIERT HAT 

Aula Paolo VI
Mittwoch, 5. Oktober 2016

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Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, Sie alle hier zu empfangen, die Vertreter aus der Welt der Sports zusammen mit Persönlichkeiten aus der Politik und den Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften. Sie sind in den Vatikan gekommen, um zu bezeugen, dass – wie es das Thema der Internationalen Konferenz andeutet – der Sport der Menschlichkeit einen wertvollen Dienst leistet. Ich begrüße Sie alle mit dankbarer Anerkennung. Insbesondere gilt mein Gruß Kardinal Gianfranco Ravasi, dem Präsidenten des Päpstlichen Rats für die Kultur, sowie dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, Herrn Ban Ki-moon, und dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Herrn Thomas Bach.

Sport ist eine menschliche Betätigung, die einen hohen Wert hat und das Leben der Menschen bereichern kann. Männer und Frauen aller Nationen, Ethnien oder Religionszugehörigkeiten können daran teilhaben und sich daran erfreuen. Gerade in den letzten Monaten haben wir gesehen, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der ganzen Welt standen. Das olympische Motto »altius, citius, fortius« ist eine Aufforderung, die Talente zu entwickeln, die Gott uns geschenkt hat. Wenn wir sehen, wie die Sportler sich anstrengen, in ihren Fähigkeiten das Beste zu geben, dann begeistert uns der Sport, er lässt uns staunen und gleichsam Stolz empfinden. In der Harmonie bestimmter Bewegungen ist eine große Schönheit enthalten wie auch in der Kraft oder im Mannschaftsspiel. Wenn das so ist, dann übersteigt der Sport die bloß physische Ebene und führt uns in die Arena des Geistes und sogar des Mysteriums. Und diese Momente werden begleitet von großer Freude und Befriedigung, die wir alle teilen können, auch wenn wir nicht selbst im Wettkampf angetreten sind.

Ein weiteres wichtiges Merkmal des Sports ist, dass er nicht den Hochleistungssportlern vorbehalten ist. Es gibt auch einen Amateursport zur Erholung, der nicht auf den Wettkampf ausgerichtet ist, sondern allen ermöglicht, Gesundheit und Wohlergehen zu verbessern und zu lernen, in der Mannschaft zu spielen, wie auch gewinnen und ebenso verlieren zu wissen. Daher ist es wichtig, dass alle an sportlichen Aktivitäten teilnehmen können, und ich freue mich, dass in diesen Tagen der Einsatz für eine immer breitere Inklusion im Bereich des Sports und dafür, dass sein Nutzen wirklich für alle zugänglich ist, im Mittelpunkt eurer Aufmerksamkeit steht.

Unsere religiösen Traditionen haben das Engagement gemeinsam, die Achtung der Würde jedes Menschen zu gewährleisten. Deshalb ist es schön zu wissen, dass die weltweiten Sportorganisationen sich den Wert der Inklusion so mutig zu Herzen genommen haben. Die Paralympische Bewegung und andere Sportorganisationen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen, wie Special Olympics, haben eine entscheidende Rolle gespielt, um dem Publikum zu helfen, die außerordentlichen Leistungen von Sportlern mit anderen Begabungen und Fähigkeiten zu erkennen und zu bewundern. Diese Veranstaltungen schenken uns Erfahrungen, in denen auf wunderbare Weise die Größe und die Reinheit der sportlichen Geste hervortreten.

Aber in diesem Augenblick denke ich auch an die vielen Kinder und Jugendlichen, die am Rand der Gesellschaft leben. Alle kennen wir die Begeisterung der Kinder, die in den Vororten der großen Städte oder in den Straßen kleiner Dörfer mit einem platten Fußball oder mit einem aus Lumpen zusammengeflickten Ball spielen. Ich möchte alle – Institutionen, Sportvereine, schulische und soziale Einrichtungen, Religionsgemeinschaften – zur Zusammenarbeit ermutigen, damit diese Kinder Zugang haben zum Sport unter würdigen Bedingungen, besonders jene, die aufgrund der Armut davon ausgeschlossen sind. Ich freue mich zu erfahren, dass die Initiatoren des Homeless World Cup und andere Stiftungen, die durch den Sport den am meisten Benachteiligten eine Möglichkeit ganzheitlicher menschlicher Entwicklung anbieten, an dieser Konferenz teilnehmen.

Ich möchte auch auf eine Aufgabe und Herausforderung für Sie, die Vertreter des Sports und der Unternehmen, die Sportereignisse sponsern, hinweisen. Diese Herausforderung besteht darin, die Echtheit des Sports aufrechtzuerhalten, ihn vor Manipulation und kommerzieller Ausbeutung zu schützen. Es wäre traurig, für den Sport und für die Menschheit, wenn die Menschen nicht mehr auf die Wahrheit der sportlichen Resultate vertrauen könnten oder wenn Zynismus und Ernüchterung die Oberhand gewinnen würden über die Begeisterung und die freudige und uneigennützige Teilnahme. Im Sport und auch im Leben ist es wichtig, für das Ergebnis zu kämpfen, aber gut, mit Loyalität zu spielen ist noch weitaus wichtiger! Vergesst nicht – wir alle dürfen es nicht vergessen – jenes schöne Wort, das man über den wahren Sport sagt: »sport amateur«.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Bemühungen, jede Form von Korruption und Manipulation auszumerzen. Ich weiß, dass eine von den Vereinten Nationen angeführte Kampagne im Gange ist, um gegen den Krebs der Korruption in allen Bereichen der Gesellschaft zu kämpfen. Wenn die Menschen dafür kämpfen, eine gerechtere und transparentere Gesellschaft zu schaffen, arbeiten sie mit dem Werk Gottes zusammen. Auch wir, die Verantwortlichen unterschiedlicher Religionsgemeinschaften, wollen unseren Beitrag zu diesem Engagement leisten. Was die katholische Kirche betrifft, so engagiert sie sich in der Welt des Sports, um die Freude des Evangeliums, die inklusive und bedingungslose Liebe Gottes zu allen Menschen dorthin zu bringen.

Ich wünsche, dass diese Tage der Begegnung und der Reflexion Ihnen ermöglichen, das Gute, das Sport und Glaube unseren Gesellschaften bringen können, besser zu ergründen. Ich empfehle Gott all Ihre Werke, jede Ihrer Erwartungen und Hoffnungen, und rufe von Herzen auf jeden von Ihnen seinen Segen herab. Und ich bitte Sie, für mich zu beten. Danke.

 



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