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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH THAILAND UND JAPAN
(19. - 26. NOVEMBER 2019)

BESUCH BEIM OBERSTEN PATRIARCHEN DER BUDDHISTEN

GRUSSWORT DES HEILIGEN VATERS

Wat Ratchabophit Sathit Maha Simaram-Tempel (Bangkok)
Donnerstag, 21. November 2019

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Heiligkeit,

ich danke Ihnen für Ihre liebevollen Begrüßungsworte. Zu Beginn meines Besuchs in diesem Land freue ich mich, in diesem Königlichen Tempel zu weilen, der ein Symbol für die Werte und Lehren darstellt, die dieses geschätzte Volk auszeichnen. Die meisten Thailänder haben aus den Quellen des Buddhismus geschöpft, was ihre Art der Verehrung des Lebens und ihrer Ältesten geprägt hat wie auch die Führung eines nüchternen Lebensstils, der auf Kontemplation, Loslösung, harter Arbeit und Disziplin basiert (vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia, 6); dies sind Eigenschaften, aus denen sich euer ganz besonderes Kennzeichen ergibt: ihr werdet als das „lächelnde Volk“ angesehen.

Unsere Begegnung möchte ein weiterer Schritt auf dem Weg gegenseitiger Wertschätzung und Anerkennung sein, der von unseren Vorgängern begonnen wurde. Ihren Spuren möchte ich mit diesem Besuch folgen, um nicht nur die Achtung, sondern auch die Freundschaft zwischen unseren Gemeinschaften weiter wachsen zu lassen. Fast fünfzig Jahre sind vergangen, seit der siebzehnte Oberste Patriarch Somdej Phra Wanarat (Pun Punnasiri) zusammen mit einer Gruppe bedeutender buddhistischer Mönche Papst Paul VI. im Vatikan besuchte, was einen sehr wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des Dialogs zwischen unseren beiden religiösen Traditionen darstellte; dieser sorgsam gepflegte Dialog ermöglichte Papst Johannes Paul II. später den Besuch in diesem Tempel beim Obersten Patriarchen, Seiner Heiligkeit Somdej Phra Ariyavongsagatanana (Vasana Vasano). Dann hatte ich die Ehre, vor kurzem eine Delegation von Mönchen aus dem Tempel Wat Pho zu empfangen, die mir als Geschenk eine Übersetzung einer alten buddhistischen Handschrift überreichten, das in der Sprache Pali geschrieben ist und nun in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird. Solche kleinen Schritte helfen zu bezeugen, dass eine Kultur der Begegnung möglich ist, nicht nur in unseren Gemeinschaften, sondern auch in unserer Welt mit ihrer starken Tendenz, Spaltung und Ausgrenzung hervorzubringen und zu propagieren. Wenn wir die Möglichkeit haben, uns auch in unseren Unterschieden gegenseitig kennen und schätzen zu lernen (vgl. Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 250), schenken wir der Welt ein Wort der Hoffnung, das in der Lage ist, denjenigen Mut und Halt zu geben, die immer stärker unter den Konflikten leiden. Möglichkeiten wie diese erinnern uns daran, wie wichtig es ist, dass die Religionen, insofern sie Förderer und Garanten der Brüderlichkeit sind, sich immer mehr als Leuchttürme der Hoffnung erweisen.

Deshalb danke ich diesem Volk, denn seit der Ankunft des Christentums in Thailand vor etwa viereinhalb Jahrhunderten haben die Katholiken, obwohl sie eine Minderheit sind, die Freiheit der Religionsausübung genossen und über viele Jahre in Harmonie mit ihren buddhistischen Brüdern und Schwestern gelebt.

Auf diesem Weg des gegenseitigen Vertrauens und der Brüderlichkeit möchte ich mein persönliches Engagement und das der ganzen Kirche zur Stärkung eines offenen und respektvollen Dialogs im Dienste des Friedens und des Wohlergehens dieses Volkes bekräftigen. Dank des akademischen Austausches, der ein größeres gegenseitiges Verständnis ermöglicht, sowie der Ausübung von Kontemplation, Barmherzigkeit und Unterscheidung – die unseren Traditionen weitgehend gemeinsam sind – können wir einen Stil guter „Nachbarschaft” entwickeln und darin wachsen. Wir können unter den Gläubigen unserer Religionen die Entwicklung neuer karitativer Projekte fördern, die dazu in der Lage sind, konkrete Initiativen auf dem Weg der Brüderlichkeit zu entwickeln und zu verstärken, besonders zugunsten der Ärmsten und im Hinblick auf unser vielfach so schlecht behandeltes gemeinsames Haus. Auf diese Weise werden wir hier und in anderen Teilen der Welt zum Aufbau einer Kultur des Mitgefühls, der Brüderlichkeit und der Begegnung beitragen (vgl. ebd.). Ich bin sicher, Heiligkeit, dass dieser Weg auch in Zukunft überreiche Frucht bringen wird.

Noch einmal danke ich Seiner Heiligkeit für diese Begegnung. Ich bitte um allen göttlichen Segen für Ihre Gesundheit und Ihr persönliches Wohlergehen sowie für Ihre hohe Verantwortung, die buddhistischen Gläubigen auf Wegen des Friedens und der Eintracht zu führen.

Danke!

 



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