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JOHANNES PAUL II. 

GENERALAUDIENZ 

Mittwoch, 29. Dezember 1999

   

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Am letzten Sonntag hat die Liturgie die Heilige Familie von Nazaret vor unseren Blick gestellt, das Vorbild für jede Familie, die sich vom überraschenden Handeln Gottes leiten läßt.

In der westlichen Welt wird Weihnachten als das Fest der Familie betrachtet. Das Beisammensein und der Austausch der Geschenke unterstreichen den starken Wunsch nach gegenseitiger Gemeinschaft und rücken die höchsten Werte der Institution Familie ans Licht. Die Familie entdeckt sich als Liebesgemeinschaft von Menschen, gegründet auf Wahrheit und Liebe, auf unauflöslicher Treue der Ehegatten und Annahme des Lebens. Im Licht von Weihnachten verspürt die Familie ihre Berufung, eine Gemeinschaft der Pläne, der Solidarität, der Vergebung, des Glaubens zu sein, worin kein Individuum seine Identität verliert, sondern durch den Beitrag seiner besonderen Gaben zum Wachstum aller beiträgt. So ist es in der Heiligen Familie geschehen, die der Glaube als Anfang und Vorbild der von Christus erleuchteten Familien vorstellt.

2. Wir wollen beten, daß das soeben begonnene Große Jubiläum wirklich ein Anlaß der Gnade und der Erlösung für alle Familien der Welt sei. Das Licht der Menschwerdung des Wortes helfe ihnen, ihre eigentliche Berufung besser zu verstehen und zu verwirklichen, den Plan, den der Gott des Lebens mit ihnen hat, damit sie lebendiges Bild seiner Liebe werden.

Das Jubiläum wird so die Gelegenheit zu einer Zeit der Umkehr und gegenseitigen Vergebung innerhalb jeder Familie bieten. Es wird eine günstige Zeitspanne sein, um die affektiven Beziehungen in jeder Familie zu festigen und zerrissene Familien wieder zusammenzuführen. Jede christliche Familie möge sich immer mehr ihrer hohen Sendung in Kirche und Welt bewußt werden! Es bedarf heute einer besonderen Sorge für alle Familien, besonders die ärmsten und am wenigsten glücklichen. Es bedarf der Ermutigung und der Annahme des werdenden Lebens; denn jedes Kind, das auf die Welt kommt, ist Geschenk und Hoffnung für alle.

3. In dieser unserer Zeit, in der »die Familie […] – wie andere Institutionen und vielleicht noch mehr als diese – in die umfassenden, tiefgreifenden und raschen Wandlungen von Gesellschaft und Kultur hineingezogen [wurde]«, ist es wichtig, daß von seiten der Gläubigen kraftvoll wieder betont wird, daß »Ehe und Familie zu den kostbarsten Gütern der Menschheit zählen«. Daher wird die Kirche nicht müde, »ihren Dienst allen Menschen an[zubieten], die sich über das Schicksal von Ehe und Familie Gedanken machen« (Familiaris consortio, 1).

Das Große Jubiläum des Jahres 2000 sei für alle Familien eine Gelegenheit, mutig die Türen für Christus, den einzigen Erlöser des Menschen, zu öffnen. Denn Christus ist die Neuheit, die jede Erwartung des Menschen übersteigt, das letzte Kriterium für die Beurteilung der zeitlichen Wirklichkeit und jedes Vorhabens, das sich zum Ziel setzt, das Leben des Menschen immer menschlicher zu machen (vgl. Incarnationis mysterium, 1).

Mit diesem Bewußtsein treten wir geistig in das Haus von Nazaret ein und bitten die Heilige Familie um Schutz und Segen für alle Familien der Welt, damit sie »Schule reich entfalteter Humanität« (Gaudium et spes, 52) seien.


Weihnachten ist für viele das Fest der Familie. Wir hegen den Wunsch, beisammen zu sein und einander zu begegnen. Wir tauschen Geschenke aus.

In diesen Bräuchen steckt eine christliche Botschaft: An Weihnachten darf sich die Familie neu entdecken als Liebesgemeinschaft unter Personen, gegründet auf Wahrheit und Liebe sowie auf der Treue der Eheleute, die unauflöslich ist.

Gerade heute ist die Familie vielen Veränderungen ausgesetzt. Krisen sind unausweichlich. So stellt das Große Jubiläum eine Gelegenheit für die Familien dar, in sich zu gehen, umzukehren und manche Wunde zu heilen. Ich wünsche mir besonders Eines: daß jeder Familie die hohe Sendung bewußt wird, die sie für Kirche und Welt hat.

Noch ein Anliegen bewegt mich: die Ermutigung zum werdenden Leben. Denn jedes Kind, das zur Welt kommt, ist ein Geschenk Gottes und ein Zeichen der Hoffnung für alle.

So bitte ich die Familien, an der Heiligen Familie Maß zu nehmen: Öffnet mutig die Türen für Christus! Laßt den einzigen Erlöser des Menschen zu Euch herein!

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Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher, die aus den Ländern deutscher Sprache nach Rom gekommen sind. Besonders heiße ich die Deutsch-Ordens-Gruppe der Kommende "An der Donau" willkommen. Mit besten Wünschen für ein gnadenreiches Heiliges Jahr erteile ich Euch, Euren Lieben zuhause und allen, die mit uns über Radio und Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.

 


An die Pilger, die der Papst am 29. Dezember in der Petersbasilika zur Generalaudienz empfangen hatte, richtete er folgende Ansprache:

Mit Zuneigung grüße ich euch alle, die ihr hier in der Vatikanbasilika versammelt seid, und wünsche euch, den Frieden und die Freude zu erfahren, die Christus in der Weihnacht gekommen ist, um sie uns zu schenken. In der Heiligen Nacht haben wir das Große Jubiläum des Jahres 2000 eröffnet, das uns einlädt, die Liebe Gottes zu uns zu betrachten. Von einzigartiger Aktualität in dieser Jubiläumszeit bleibt die Aufforderung, die der Apostel Paulus an die Christen von Thessalonike richtet: »Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlaß! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört« (1 Thess 5,16–18). Ja, das Jubiläum ist eine Zeit der Freude und soll im Gebet und Dank zum Herrn für das Geschenk der Menschwerdung gelebt werden. Es ist eine Zeit, in der wir aufgerufen sind, mit unserem Leben in intensiverer und tieferer Weise die »Dreifaltigkeit [zu verherrlichen], von der alles kommt und der sich alles zuwendet in Welt und Geschichte« (Tertio millennio adveniente, 55). Diese Gefühle mögen euch das ganze Heilige Jahr hindurch begleiten, meine Lieben. Seid Verkündiger der Gegenwart Gottes in der Welt. Von ganzem Herzen segne ich euch alle.

Nach diesen Worten auf italienisch grüßte der Papst die Anwesenden in weiteren Sprachen, u.a. auf deutsch:

Einen herzlichen Gruß entbiete ich allen Pilgern und Besuchern aus den Ländern deutscher Sprache. Ihr habt die besondere Gelegenheit, den Beginn des Großen Jubiläums und den Wechsel ins neue Jahrtausend in Rom zu erleben. Mögen es für euch Tage der Gnade werden, in denen ihr erfahren dürft, daß Christus, die Tür, allen und immer offensteht.

 

 

 

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